Zehn Jahre nach Robert Enkes Tod: So macht sich seine Frau für mehr Aufklärung zum Thema Depressionen stark

Robert Enke bleibt unvergessen – und mit ihm das Thema Depression. Am 10. November jährt sich der Tag, an dem sich der 96-Keeper und Nationalspieler das Leben nahm, zum zehnten Mal. Ein trauriger Tag, den seine Frau Teresa mit der Robert-Enke-Stiftung jedoch auch zum Anlass nimmt für eine Aktionsreihe zur Aufklärung über die heimtückische Krankheit. Im Zentrum steht der Film „Robert Enke“ – Auch Helden haben Depression“, der am 4. November im Theater am Aegi gezeigt wird. Gesehen hat Teresa Enke den Film selbst noch nicht. „Auch für mich wird es eine Überraschung sein“, sagt sie über das Werk, das in Kooperation mit dem NDR entstanden ist. Nur so viel kann sie verraten: „Es geht nicht nur um Roberts Geschichte. Der Film soll aufzeigen, dass es jeden treffen kann.“ Und es wird nicht nur geschaut, sondern auch geredet. Für eine anschließende Podiumsdiskussion holte Enke unter anderem Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, nach Hannover. Eine streitbare Persönlichkeit des Fußballs, die zu polarisieren weiß. Aber: „Seinen Umgang mit Spielern finde ich bewundernswert. Er steht hinter seinen Spielern“, sagt die 43-Jährige. Ein zweiter 96-Torwart litt an Depressionen: Hinter dem Menschen stehen, Nähe suchen, frühzeitig Hilfe anbieten – genau darum gehe es bei der Prävention von Depressionen, der sich die Enke-Stiftung verschrieben hat. „Roberts Krankheit hatte nichts mit dem Fußball zu tun. Das hätte ihm auch als Boxer, Lehrer oder Bäcker passieren können “, gibt seine Frau zu bedenken. Doch der Umgang mit der Krankheit ist als Leistungssportler im Rampenlicht ungleich schwieriger. Auch 96-Trainer Mirko Slomka weiß das sehr genau. Der Fußballlehrer erinnerte am Dienstag bei der Vorstellung des Programms daran, als mit Markus Miller 2011 ein zweiter 96-Torwart mit Depressionen zu kämpfen hatte. „Er hat sich uns geöffnet, das war nicht leicht. Als Verein haben wir ihn aber mit allen Mitteln unterstützt.“ Miller wurde in einer Klinik erfolgreich behandelt und sitzt mittlerweile im Kuratorium der Enke-Stiftung. „Für ihn ist die Geschichte gut ausgegangen“, so Slomka. Ein noch viel zu seltener Glücksfall. Vor zehn Jahren wusste Robert Enke noch keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen. Auch aufgrund seiner Tragödie hat sich seitdem in Sachen Prävention viel getan. Die Krankheit wird als solche in der Öffentlichkeit wahr- und ernstgenommen, immer mehr Therapieplätze werden geschaffen. Und doch haben Betroffene nicht nur mit der Krankheit, sondern auch mit der Stigmatisierung durch die Gesellschaft zu kämpfen. „Robert hätte sich gewünscht, dass Depressionen irgendwann so selbstverständlich wie ein Fußbruch oder eine Blinddarmentzündung behandelt werden“, gibt seine Frau ein Ziel der Stiftung vor – Aufklärung schaffen, Vorurteile abbauen. Dazu soll auch das Multimedia-Projekt „Impression Depression“ beitragen. Mit Virtual-Reality-Brille und Bleiweste bekommen Menschen einen bedrückend-intensiven Eindruck, wie sich die Welt im Körper eines depressiven Menschen anfühlt. „Für die Prävention ist das eine großartige Sache“, lobte Slomka das Projekt, das jetzt auf Deutschland-Tour geht. „Vielleicht kann man das sogar in die Fußballlehrer-Ausbildung einbauen.“ Den Todestag ihres geliebten Robbie will Teresa Enke am 10. November in Stille mit der Familie und Freunden begehen. „Wir werden aber kein Trübsal blasen, sondern an den lustigen Robbie denken – den tollen Freund, Papa und Ehemann.“ Von André Pichiri

Filmpremiere - Zehn Jahre nach Robert Enkes Tod: So macht sich seine Frau für Aufklärung stark