Warnstreiks in Hannover: Beschäftigte bei DPD und Hellmann legen Arbeit nieder

Die Warnstreiks in der Logistikbranche gehen weiter. Die Gewerkschaft Verdi hat von Mittwoch auf Donnerstag die Nachtschicht zweier Verteilzentren in Lehrte aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Betroffen waren der Paket-Dienstleister DPD und das international tätige Transportunternehmen Hellmann. „Die Beteiligung war hoch. Das zeigt, dass die Beschäftigten nicht mehr bereit sind, für diese Armutslöhne zu arbeiten“, sagt Gewerkschaftssekretär Christoph Feldmann. Nach seinen Angaben hätten sich rund 80 Prozent der Nachtschicht an den Warnstreiks von 19 Uhr bis 4.30 Uhr beteiligt. „Der Schaden ist erheblich gewesen. Die Arbeit ist liegen geblieben und die Verteilsysteme waren dadurch lahmgelegt“, sagt Feldmann. Da die Personaldecke der Unternehmen ohnehin dünn besetzt sei, könnten sie auf kurzfristige Ausfälle durch Streiks nicht reagieren. Die Arbeitsniederlegungen hätten DPD und Hellmann „überraschend“ getroffen, so Feldmann. DPD bestätigt, dass sie der Streik „negativ beeinflusst“ hat. Paketempfänger müssten allerdings nicht mit einer Verzögerung ihrer Zustellung rechnen, so ein Sprecher. Gewerkschaft will mehr Lohn und „Erfahrungsstufen“: Die Gewerkschaft fordert in Niedersachsen 6,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten in der Logistikbranche. Im Land seien laut Verdi rund 50.000 Arbeiter von den aktuellen Tarifverhandlungen mit der Arbeitgebervertretung vom Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) betroffen. In Hannover seien es etwa 9.000 Beschäftigte. Derzeit hätten die Menschen am Monatsende oft nur 1.300 Euro bis 1.400 Euro netto zur Verfügung. „Und das bei einer Vollzeit-Arbeit, die zudem körperlich noch sehr anstrengend ist“, sagt Feldmann. Wichtig seien Verdi auch die sogenannten „Erfahrungsstufen“. Beschäftigte, die bereits länger in einem Betrieb sind, sollen über die Jahre mehr verdienen. Derzeit sei es oftmals umgekehrt. Neueinsteiger bekämen mehr Geld als die erfahrenen Arbeiter. Darüber hinaus hat die Gewerkschaft weitere Forderungen, die laut GVN wesentliche Punkte der Tarifstruktur betreffen. Weitere Warnstreiks wahrscheinlich: In der zweiten Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche konnten beide Parteien keine Einigkeit erzielen. GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic betont, dass der Verband weiterhin in „konstruktiven und guten Gesprächen“ mit Verdi sei. Die Forderungen der Gewerkschaft seien nur sehr umfassend gewesen. Deswegen habe der Verband um eine weitere Verhandlungsrunde gebeten. Der nächste Termin ist für Donnerstag, 6. Februar, angesetzt. Bis dahin möchte Verdi weitere Unternehmen bestreiken. „Sehr wahrscheinlich“ würden dann die Beschäftigten des Paketdienstleisters UPS und bei den Lebensmittellogistikern Dachser (beide Langenhagen) sowie der Nagel-Group (Wunstorf) ihre Arbeit niederlegen, so Feldmann. Wann genau gestreikt wird, verrät die Gewerkschaft nicht. Das soll verhindern, dass die Unternehmen sich kurzfristig mit Leiharbeitern aushelfen können. Lesen Sie auch: Verdi ruft Paketboten zum Warnstreik auf Streiks bei Paketdiensten und Speditionen Von Sascha Priesemann

Tarifkonflikt - Warnstreiks: Beschäftigte bei DPD und Hellmann legen Arbeit nieder