Volle Üstra-Bahnen in Hannover: „Das ist Körperverletzung“

Keinen Millimeter Abstand habe er zu seinen Mitfahrern halten können. „Das ist Körperverletzung, was da gemacht wird“, schimpft NP-Leser Jürgen Poppe. Er war am Mittwochmittag, gegen 12.30 Uhr, mit der Üstra unterwegs. „Ich hätte es lieber nicht machen sollen“, ärgert sich der 66-Jährige, der trotz Corona-Pandemie dicht an dicht mit anderen in der Bahn stand. Zum Glück habe er nur die kurze Strecke von der Haltestelle Sedanstraße bis zur Station Vier Grenzen fahren müssen. Und im Anschlussbus sei die Situation deutlich entspannter gewesen. Die Enge in den Üstra-Bahnen will Poppe jedoch nicht noch einmal erleben. Er fordert: „Da muss etwas passieren. Wir müssen sogar draußen eine Maske tragen und Abstand halten, aber in den Bahnen ist es wie in einer Sardinenbüchse“. Poppe schlägt vor, dass zu den Stoßzeiten Personal eingesetzt wird, um den Zustieg zu den Bahnen zu regeln und Fahrgäste, wenn nötig, auf die nächste Bahn zu verweisen. Üstra setzt auf Eigenverantwortung der Fahrgäste: Die Üstra hält davon wenig. Sie appelliert an die Eigenverantwortung der Kunden. „Wenn mal eine Bahn zu voll ist, bitten wir um Verständnis und darum, die nächste Bahn zu nutzen“, sagt Sprecher Udo Iwannek. Obwohl wegen des Teil-Lockdowns die Fahrgastzahlen „eher rückläufig“ seien, weil viele Ziele wie Restaurants oder Freizeiteinrichtungen geschlossen seien, halte die Üstra fast ihr komplettes Angebot aufrecht. Allein der Nachtsternverkehr am Wochenende finde nicht statt. „Die Bahnen fahren also auch weiter im engen Takt, so dass niemand lange auf die nächste Bahn warten muss“, so Iwannek. Er verweist erneut darauf, dass es laut Robert Koch Institut keinerlei Hinweise darauf gebe, dass es in Bussen und Bahnen vermehrt zu Ansteckungen gekommen sei. Dass der Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann, könne die Üstra zwar nicht garantieren. Dafür sei allerdings auch die Maskenpflicht eingeführt worden. Polizei kündigt schärfere Kontrollen an: Gemeinsam appellierten Üstra und Polizei jetzt an die Fahrgäste, sich an diese Regel auch zu halten. „Unsere Polizeibeamtinnen und -beamten sind angehalten, Verstöße fortan noch konsequenter zu verfolgen“, kündigte Polizeipräsident Volker Kluwe an. Üstra-Chef Volkhardt Klöppner begrüßt das. Um die Gefahr einer Infektion zu minimieren, sei es „wichtig Verstöße einzelner Personen gezielt zu ahnden“. Darüber, dass Busse und Bahnen – vor allem zu den Stoßzeiten des Schülerverkehrs – zu voll seien, wird schon länger gestritten. Die CDU in der Region forderte deshalb kürzlich, dass zur Entlastung private Reisebusse eingesetzt werden sollen. Darüber denkt die für den Nahverkehr zuständige Region auch tatsächlich nach. Sie will in Kürze ein Konzept vorlegen, um die Lage in der Schülerbeförderung zu entspannen. Lesen Sie auch: Corona: CDU warnt vor Kontrollverlust in Hannovers Bussen und Bahnen Hannovers Verkehrsdezernent: Trotz Corona Bus und Bahn statt Elterntaxis nutzen Virenschleuder Bus und Bahn? SPD will dass Schüler mit dem Rad fahren Von Christian Bohnenkamp