Vergessene Verlierer der Pandemie? Ärzte fordern Impfstoff für Kinder

Deutschlands Kinderärzte fordern schnellstmögliche Corona-Impfungen für Kinder, damit Kitas und Schule wieder geöffnet werden können. Minderjährige hätten es in der Pandemie seit Beginn besonders schwer, teilte der Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte mit. „Die sozialen Probleme für Kinder und Jugendliche sind besonders hoch“, sagt der hannoversche Kinderarzt und Ärztekammer-Vorstand Dr. Thomas Buck. „Kinder sind zwar nicht die medizinischen Opfer, aber die großen Verlierer dieser Pandemie: Sie haben ihr verlässliches Umfeld verloren.“ Kinder sollen in der Pandemie zwar als Schüler und Lernende funktionieren. „Dass Kinder aber auch Kinder sind, dass sie sich entwickeln müssen, dass sie dafür soziale Kontakte und sportliche Aktivitäten brauchen, ist völlig übersehen worden“, so Buck weiter. „Und wenn wir sie nicht impfen, können wir das nicht verlässlich gewährleisten – und das darf nicht sein.“ Lesen Sie auch Lockdown: So planen Kita-Träger die Notbetreuung Hannover: SPD will Kitagebühren im Lockdown aussetzen Impfstoff für Kinder erst im Herbst? Weder gebe es derzeit eine Dosis-Empfehlung noch eine Zulassung für Impfstoffe für unter 16 Jahre derzeit. „Ich halte es für einen Skandal, dass die Stoffe nicht bereits auf die Anwendung für Kinder untersucht wurden. Das hätte man bereits vergangenes Jahr machen müssen“, so der Kinderarzt. Nun werde es monatelang – vermutlich bis zum Schuljahresstart im Herbst dauern, bis Sicherheitsstudien und Tests abgeschlossen und ein entsprechendes Profil des Impfstoffs erstellt wurde. „Wenn man sofort damit anfängt“, so Buck. „Im Moment sind Kinder in der Impfstrategie des Bundes aber noch gar nicht drin. Und das halte ich für fatal.“ Laut Medienberichten haben zumindest die Impfstoff-Hersteller Biontech und Moderna bereits Tests gestartet, um die Verträglichkeit der Vakzine für Kinder ab 12 Jahren zu prüfen. Wann die Zulassung von Corona-Kinderimpfstoffen beantragt werden könnte, sei aber noch nicht absehbar. Von Simon Polreich