Urteil in Hannover: Chinchilla-Besitzerin muss Rechnung zahlen

Wirklich alt waren Esra und Ephrata noch nicht, als sie ihr Leben aushauchten. Bei guter Pflege erreichen Chinchillas ein gesegnetes Alter von 20, Esra und Ephrata hingegen schieden 2017 nach einer Behandlung in der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) mit zarten sieben Jahren dahin. Ihre Besitzerin glaubte an einen Behandlungsfehler und weigerte sich zu zahlen, die TiHo verklagte die Frau aus dem Saarland. Mit Erfolg: Das Amtsgericht Hannover entschied, dass die TiHo Anspruch auf Zahlung der Behandlungskosten von knapp 450 Euro hat. Verlängerte Narkose: Esra und Ephrata litten unter einer Zahnerkrankung und einigen anderen Beschwerden, die eine Röntgenaufnahme und eine Zahnreinigung – beides unter Narkose – nötig machte. Die Kleintier-Spezialisten der TiHo führten beide Schritte – Röntgen und Zahnreinigng – in einem Wisch durch, verlängerten dafür die Narkose. Ein Fehler, fand die Besitzerin der Chinchillas, dadurch sei die Betäubung zu stark für die kleinen Nager geworden – und das sei auch der Grund dafür, dass beide im Anschluss an die Behandlung tot waren. Besitzerin zahlt nur Teilbetrag: Denn Esra (das Männchen) starb nach dem Eingriff im Aufwachraum, Ephrata (ein Weibchen) einen Tag später. Die TiHo stellte dennoch eine Rechnung über rund 600 Euro, die Besitzerin der Chinchillas zahlte aber nur einen Teilbetrag. Die restlichen 452,35 Euro blieb sie mit dem Verweis auf die Falschbehandlung schuldig. Der Fall landete vor Gericht. Gutachten erstellt: Amtsrichterin Frost beauftragte zur Klärung des Sachverhalts ein tierärztliches Gutachten. Dieses kam laut Mitteilung des Amtsgerichts Hannovers zu dem Schluss, dass „keine ärztlichen Behandlungsfehler vorgelegen haben“. Die Narkotisierung der Tiere für das Anfertigen der Röntgenbilder und die anschließende Zahnsanierung seien „lege Artis“, also nach den Regeln ärztlicher Kunst, erfolgt. Beide Tiere seien zudem erst deutlich nach dem Ende der Behandlung verstorben, einen „unmittelbar kausalen Zusammenhang zwischen der Narkosezeitverlängerung und einem Versterben“ könne man nicht herstellen. Die Frau aus dem Saarland muss die Rechnung zahlen – das Urteil ist rechtskräftig (AZ: 565 C 848/18). Von Inken Hägermann