So geht es mit dem Eisbär-Nachwuchs im Zoo weiter

Hätte der Zoo es planen können, besser hätte er’s nicht hinbekommen. Eisbärendame Milana (10) ist Mutter geworden, am 20. November hat sie ein Junges zur Welt gebracht. Im Winter, wenn die Nachfrage nach Kuscheltier-Eisbären im Zoo-Shop ohnehin am höchsten ist. „Eisbären und Wölfe sind dann besonders gefragt“, weiß Zoo-Sprecherin Simone Hagenmeyer. Sollte es durch das Eisbärenjunge also zur größeren Nachfrage kommen: kein Problem. Es sind saisonbedingt ohnehin mehr Kuscheltiere da als üblich. Bis April hinter den Kulissen: Das Kleine ist zunächst allerdings nicht zu sehen. Es bleibt voraussichtlich bis April hinter den Kulissen. Mit Mama Milana kuschelt es in einer sogenannten Wurfhöhle. Die ist etwa 2,50 mal 2,50 Meter groß. „Wir haben sie im Stallbereich eingerichtet“, beschreibt der Zoologische Leiter Klaus Brunsing. Es handle sich um einen fensterlosen, gekachelten Raum zum Pflegerbereich hin. Die videoüberwachte Höhle sei ausgekleidet mit einer Holz- und Stahlkonstruktion, die ausgelegt sei mit Holzspänen als Nistmaterial. Außerdem verfüge sie über einen besonderen Schallschutz. „Milana soll sich sicher fühlen, nichts soll sie beunruhigen“, begründet das Fachmann Brunsing. Sollte die Eisbärin den Eindruck haben, sie schwebe in Gefahr, sei unklar, was mit dem Jungen passiere. Die Nachzucht von Eisbären sei ohnehin sehr schwierig. Im Jahre 2018, weiß Brunsing, seien sieben Eisbären in europäischen Zoos zur Welt gekommen. In Deutschland gibt’s sechs Tiergärten, in denen es bislang geklappt hat: Berlin, Bremerhaven, Gelsenkirchen, München, Nürnberg und jetzt eben auch Hannover. Die ersten zehn Tage im Leben der Eisbärenjungen seien die kritischsten. Tatsächlich hatte Milana auch ein zweites Junges zur Welt gebracht, das ist aber verstorben. „Um das Überlebende kümmert sie sich aber vorbildlich“, hat Brunsing beobachtet. „Sie hält es auf dem Oberkörper, um es zu wärmen.“ Die Jungen kommen nackt und ohne jeden Wärmeschutz zur Welt. „Und Milana leckt ihren Nachwuchs regelmäßig ab, um die Verdauung anzuregen.“ Bislang laufe alles nach Plan. Vor neun Jahren waren die ersten Eisbären in die Yukon Bay gezogen, Eisbärenpapa Sprinter (12) ist von Beginn an dabei. Vor zwei Jahren war Milana aus dem Zoo Moskau gekommen. Zuerst hätten sich die zwei durch ein Gitter beschnuppert, als sie zusammengelassen worden seien, hätten sie nicht gestritten oder sich geprügelt, sondern seien sehr spielerisch miteinander umgegangen. „Während der Paarungszeit im Februar haben wir auch einige Deckakte beobachtet“, erzählt Klaus Brunsing. Allerdings habe keiner gewusst, ob Milana und Sprinter überhaupt zeugungsfähig seien, „sie haben beide noch keinen Nachwuchs, konnten sich noch nicht beweisen“, sagt der Zoologische Leiter. Auf Verdacht hätten die Pfleger die Wurfhöhle eingerichtet und Mitte November, ungefähr zur Zeit von Milanas zehntem Geburtstag, zog sie sich dorthin zurück. Etwa 500 Gramm wiegt ihr Junges, es ist ungefähr so groß wie ein Meerschweinchen. Acht bis zehn Kilo soll es wiegen, bevor es aus der Wurfhöhle darf. Dann kämen Milana und das Kleine auf die eine der zwei Anlagen der Yukon Bay, Papa Sprinter und Eisbärin Charlotte (4) wären auf der anderen Seite. Eisbärenväter haben mit der Aufzucht der Jungen nichts zu tun, bei den Müttern bleiben die Kleinen bis zu zwei Jahre lang. Aber erst einmal heißt es: Ruhe für Mutter und Tierkind. Die Plüscheisbären sind ja immerhin schon da. Der natürliche Lebensraum der Eisbären (Ursus maritimus) ist die Arktis. Ein Lebensraum, der durch den Klimawandel massiv bedroht ist. Der dichte Pelz sowie eine zehn Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Eisbären vor der Kälte im ewigen Eis. Ihre breiten Tatzen „mit den kurzen, gebogenen Krallen sind ideale Schneeschuhe“, beschreibt es der Zoo Hannover in seinem Tier-Lexikon. Zwischen den Zehen tragen Eisbären Schwimmhäute, so dass sie ausgezeichnete Schwimmer sind. Die Raubtiere sind etwa 2,50 Meter lang, an der Schulter werden sie bis zu 1,60 Meter groß. Sie ernähren sich vor allem von Robben, Fischen, Beeren und Früchten und wiegen meist bis zu 600 Kilogramm, sie können bis zu 65 Stundenkilometer schnell werden. Seit 2006 stehen die Eisbären auf der sogenannten Roten Liste der bedrohten Tierarten. Etwa 26.000 der Tiere leben noch in der Arktis. Laut Studien der International Union for Conversation of Nature (IUCN), der Weltnaturschutzunion, verringert sich der Lebensraum der Eisbären durch den Klimawandel beständig. Die Überlebensrate der Jungtiere in der Wildnis sinkt, erwachsene Bären würden kleiner und leichter. Ihr Bestand gilt als „gefährdet“. Von Verena Koll

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