Startup-Wettbewerb: So wollen Gründer aus Hannover durchstarten

Die Berge an Verpackungsmüll sind während der Corona-Krise in vielen Bereichen noch einmal spürbar angewachsen. Gastronomiebetriebe sind geschlossen. Das Essen wird – meist in Plastik gehüllt – geliefert. Und auch die zahlreichen Online-Bestellungen haben zu einer Zunahme der Müllmengen gesorgt. Ein Start-up aus Hannover entwickelt Ideen für nachhaltige und klimaneutrale Verpackungen – und ist dafür jetzt mit dem ersten Hauptpreis des Gründungswettbewerbs Startup-Impuls ausgezeichnet worden, der von der Wirtschaftsförderung Hannoverimpuls und der Sparkasse Hannover verliehen wird. Crafting Future heißt die Firma, die Jan Patzer, Can Lewandowski und Lennart Heyner im März 2020 ins Leben gerufen haben. Schnell konnten sie erste Erfolge feiern. Für die Recup GmbH mit dem größten deutschen Pfandsystem für Getränke und Essen-to-go entwickelten die Gründer eine Transport-Schale. Sie wird bereits im großen Umfang in Deutschland produziert. In diesem Jahr sollen weitere Produkte an den Markt gehen. Das Team wollen die Gründer auf 20 Personen verdoppeln. Ihr Preisgeld in Höhe von 36.000 Euro möchten sie in einen eigenen 3D-Drucker investieren – und in eine Feier, „sobald das wieder möglich ist“, sagt Lewandowski. Die Zeit für eine solche Idee sei gekommen. Die Gründer gehen davon aus, dass bald auch in Hannover die ersten umweltfreundlichen Mehrweg-Verpackungen ihrer Firma im Einsatz sein werden. Mal eben die Kinder Huckepack nehmen: Stefanie Fischer und Nina Sommer bewegte die Frage, wie sie ihre eigenen Kinder einfacher und flexibler transportieren können, ohne gleich einen Buggy mitführen zu müssen. Sie entwickelten ein System für einen flexiblen Stadt-Rucksack, der sich in wenigen Handgriffen in ein unkompliziertes Tragesystem für Kleinkinder und eine handliche Umhängetasche aufteilen lässt. Der Homb (“Hob on my back“) soll für Kinder im Alter von anderthalb bis vier Jahren geeignet sein. Für die Idee wurde das Duo mit dem mit 21.000 Euro dotierten zweiten Hauptpreis ausgezeichnet. Derzeit bekommt der Prototyp noch seinen Feinschliff. Anschließend wollen die beiden Gründerinnen über eine Crowdfunding-Kampagne Geld einsammeln, einen eigenen Online-Shop an den Start bringen und unter anderem mit Freizeitparks und Touristeninformationen zusammenarbeiten, um über diese das System zum Verleih anzubieten. „Gut eine halbe Stunde“ könne man sein Kind mit dem Homb tragen, versichert Fischer. App für weniger Stress und Zeitverzug auf der Baustelle: Jonas Habel und Axel Mayer, die den mit 11.000 Euro dotierten dritten Platz holten, haben ein Problem ins Visier genommen, das auch in Hannover regelmäßig für Ärger und Kostensteigerungen sorgt: Bei rund 75 Prozent aller Bauprojekte wird laut einer Studie von 2019 die Zeitplanung nicht eingehalten. Die beiden haben mit Flexxter eine Software entwickelt, über die sich Architekten, Bauunternehmer und die einzelnen an den Projekten beteiligten Firmen austauschen können. Mithilfe einer App, über die Fotos, Nachrichten und Dokumente verschickt werden können, sollen die Beteiligten stets über den aktuellen Stand eines Vorhabens informiert sein. Eine Beta-Version von Flexxter ging im Mai 2019 an den Start, die erste finale Version im Mai 2020. Bis heute nutzen bereits 700 Firmen die Software, darunter die Stadtwerke Bochum. Falls es auch bei der Stadt Hannover Bedarf gebe, könne diese ihm „gerne eine Mail schreiben“, sagte Habel. Kurzurlaub im Mini-Hotel: Ein Sonderpreis für Einzelgründer (10.000 Euro) ging an Tim Göbel von Tiny Hotel. Tiny Hotels sind ökologisch gebaute, klimaneutrale und autark betriebene Kleinstunterkünfte für Kurzaufenthalte. Ein Prototyp entstand bereits 2016. Das erste offizielle Tiny Hotel Gebäude wurde 2020 in Wennigsen eröffnet. 2021 will Göbel ein ganzes Tiny-Hotel-Dorf bauen. Auf einem Seegrundstück in Hämelerwald sind acht der kleinen Gebäude geplant. Die Fertigstellung ist für 2022 vorgesehen. In der Kategorie „Hochschule & Wissenschaft“ wurde die Gründung von „eco:fibr“ ausgezeichnet (5000 Euro). Das siebenköpfige Team will pflanzliche Reststoffe von Ananasplantagen in Costa Rica nachnutzen und Zellstoff aus Ananaspflanzen herstellen. Insgesamt waren für den Wettbewerb Startup-Impuls 114 Geschäftsideen eingereicht und Preise in Höhe von 100.000 Euro vergeben worden. „Die Gründer lassen sich von der aktuell schwierigen Situation nicht abschrecken und sehen in der Krise auch eine Chance“, lobte Hannoverimpuls-Chefin Doris Petersen. Für Marina Barth, Vorstandsmitglied der Sparkasse Hannover, zeigt das, „welche Kraft im Wirtschaftsstandort Hannover steckt“. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Preisverleihung per Livestream übertragen. Lesen Sie auch Gründungswettbewerb Hannover: Startup-Impuls prämiert neue Ideen Wirtschaftsförderung: Krisenmodus hat Hannoverimpuls digital beschleunigt Doris Petersen leitet ab 2020 die Wirtschaftsförderung Hannoverimpuls Von Christian Bohnenkamp