“Die Tüte voller Sonnenbrillen für 20 Euro – zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“. Wieder hat Frank Schaffert etwas versteigert und der Leiter des städtischen Fundbüros hält nur einen kurzen Augenblick später die nächste begehrte Ware – einen Playstation-Controller – in den Händen. Über 400 Produkte bringt er am Sonnabend bei der größten Fundsachen-Versteigerung dieses Jahres im Innenhof des Ordnungsamtes an den Mann oder die Frau.
Es gibt kaum etwas, das an diesem Tag nicht unter dem Hammer kommt. Autoreifen, ein Raumdüfte-Set, Ferngläser, eine verschlossene Flasche Glühwein oder ein Laubbläser können ersteigert werden. „Nur U-Boote haben wir nicht. Die brauchen wir selbst, um abzutauchen, wenn wir morgens zur Arbeit kommen“, scherzt Schaffert.
Nicht ohne Risiko
Der Auktionator hat fast immer einen flotten Spruch auf Lager, wenn er einen neuen Artikel anpreist – nicht immer macht das den Gegenstand attraktiver. Zu den Uhren sagt er: „Das einzige, was mir daran gefällt, ist die Verpackung.“ Zur Bowling-Kugel betont er: „Lassen Sie sich damit nicht vor einer Bank oder einem Juwelier blicken.“ Und bei den Weckern erzählt er, dass er sie gerne den Bundestagsabgeordneten geschickt hätte. „Damit sie mal wach werden.“
Etwa 150 Menschen haben sich bereits um neun Uhr im schattigen Innenhof eingefunden, um das große Schnäppchen zu machen oder manch einen Artikel später gewinnbringend weiterzukaufen. Eine früher rund 300 Euro teure Lederjacke findet so etwa bereits für 30 Euro einen neuen Besitzer. Und auch Elektroartikel wie Handys, Kameras und Fernseher sind relativ günstig zu ersteigern, allerdings nicht ohne Risiko. „Immer dran denken, das könnte kaputt sein“, betont Schaffert.
Alte Kasse für zwölf Euro
Etwa 90 Prozent der Artikel seien tatsächlich Fundsachen, erklärt ein Stadt-Mitarbeiter. Sie lagerten bereits über ein halbes Jahr im Fundbüro, ihre Eigentümer hätten sie nicht abgeholt. Die übrigen Waren habe die Staatsanwaltschaft sichergestellt. Wie viel Geld bei der Versteigerung zusammenkommt, wird nicht bekannt gegeben.
Einen – noch unbeschrifteten –Grabstein vertickt Schaffert in diesem Jahr zwar nicht, dafür aber eine alte Kaufmannskasse von National. Tom Brinkmann ersteigert sie für zwölf Euro. Der Händler ist überzeugt, dass er sie für 70 Euro weiterverkaufen könnte – das möchte er aber eigentlich gar nicht. „Die mache ich sauber und stelle sie mir hin.“
Von Sascha Priesemann