Stadt Hannover hat selbst verbotenen Schottergarten angelegt

Schottergärten sind in Hannover verboten. Das betont die Stadt immer wieder und beruft sich dabei auf die Niedersächsische Bauordnung. Ab 2021 wollte sie sogar baupolizeilich gegen diese umweltfeindliche Art der Gartengestaltung vorgehen. Allerdings hat sie selbst in der Vergangenheit einen üppigen Schottergarten angelegt. Er schmückt den Eingangsbereichs eines Bauhofs des Tiefbauamtes in Groß-Buchholz, neben dem Fernsehturm Telemax. Die Verantwortlichen haben sich dabei durchaus Mühe gemacht. Sie haben sogar ein steinernes Stadtwappen in den Garten integriert, schwere Findlinge platziert und dazwischen auch ein paar kleine Bäumchen gepflanzt. Dazwischen allerdings herrscht auf vielen Quadratmetern große Schotter-Tristesse. Stadt: Schottergärten „ökologisch eine Katastrophe“: Dabei hatte Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette mehrfach gewarnt, wie schädlich solche Gärten seien. „Ökologische eine Katastrophe“ seien diese. Der Boden werde „total verdichtet“, sei deshalb so gut wie tot. Deshalb habe die Stadt „ein großes Interesse, dass es solche Gärten nicht gibt“. Jeder Vorgarten, der versiegelt werde, sei eine „verlorene Fläche für Insekten“, sagte Tegtmeyer-Dette 2019. Wer das Privileg eines Vorgartens in der Großstadt hat, sollte diesen „auch als Garten nutzen“, forderte sie. Appelle, die an die Bürger Hannovers gerichtet waren – aber offenbar nicht einmal den eigenen Bauhof in Groß-Buchholz zum Handeln bewegten. Laut Stadtsprecherin Michaela Steigerwald wurde der Garten vor rund zehn Jahren umgestaltet. Grund dafür sei „ein Rattenbefall“ gewesen. Die Nagetiere hätten sich insbesondere unter den ursprünglich vorhandenen Büschen angesiedelt. Durch die Umgestaltung habe man dies unterbinden wollen. Fläche soll jetzt insektenfreundlich gestaltet werden: Der Zeitpunkt der Umgestaltung ist dabei nicht ganz unwichtig. Denn der entscheidende Passus, mit dem die Stadt selbst das Verbot von Schottergärten begründet, wurde erst 2012 in die Niedersächsische Bauordnung eingefügt. Darin heißt es, dass „nicht überbaute Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein müssen, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind“. Heißt: Gepflastert oder geschottert werden dürfen nur Zugänge, Zufahrten, Parkplätze, Gartenwege oder Lagerplätze. Alle anderen Bereiche müssten mit Rasen oder Gras, Bäumen, Sträuchern, Zier- oder Nutzpflanzen bedeckt sein. So soll es jetzt auch am Bauhof in Groß-Buchholz kommen. Die Anfrage der NP bei der Stadt hat zur Folge, dass der „Schotterbelag kurzfristig entfernt wird. Anschließend wird die Fläche mit standortgerechten, insektenfreundlichen Pflanzen neu gestaltet“, verspricht Sprecherin Steigerwald. Aus heutiger Sicht sei die Anlage von Schotterflächen aus ökologischen, klimatischen und gestalterischen Gründen „unerwünscht“. Lesen Sie auch: Kampf gegen Schottergärten: Stadt oft selbst kein Vorbild Schottergärten-Polizei: Stadt Hannover geht gegen Steinwüsten vor Stadt Hannover will gegen Schottergärten vorgehen Hannovers Schottergärten-Polizei bringt Eigentümer-Verein auf die Palme Schottergärten in Hannover: „Bei Privatkunden leider noch im Trend“ Kein Geld mehr für Schottergärten-Polizei: Eigentlich hatte die Stadt für 2021 deshalb ein strenges Vorgehen gegen verbotene Schottergärten und Steinwüsten auf Grundstücken angekündigt. Sie wollte extra Mitarbeiter einstellen, um Verstöße zu dokumentieren und anschließend „baupolizeilich“ dagegen vorzugehen. Auch die Politik hatte das vehement gefordert. Die geplante Schottergärten-Polizei fällt jedoch dem von der Corona-Krise verursachten riesigen Haushaltsloch zum Opfer. Die Zusatzstellen seien „im von der Verwaltung in den Rat eingebrachten Haushalt nicht vorgesehen“, berichtet Steigerwald. Stattdessen sollen es nun wieder bloße Appelle richten. Die Stadt setze zunächst auf die Eigenverantwortung der Bürger, bauordnungsrechtlich verbotene Schottergärten „nicht zu errichten beziehungsweise diese zu entfernen, falls sie bereits errichtet wurden“, sagt Steigerwald. Am Bauhof in Groß-Buchholz will sie – wenn auch verspätet – mit gutem Beispiel vorangehen. Von Christian Bohnenkamp