Region Hannover: Mehr als 3300 Minijobs in Gastronomie gestrichen

Im Zuge der Coronakrise ist die Zahl der Minijobs auf 450 Euro-Basis in der Region Hannover deutlich gesunken: Mitte vergangenen Jahres gab es rund 105.000 dieser geringfügig entlohnten Arbeitsverhältnisse – ein Jahr zuvor waren es 9000 mehr; ein Rückgang um acht Prozent. Mit einem Anteil von mehr als einem Drittel war der Rückgang im Gastgewerbe b esonders stark, meldet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Verweis auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Im Gastgewerbe gingen demnach binnen eines Jahres 3360 Minijobs verloren – ein Minus von 22 Prozent. „450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Wirtschaftskrise. Sie haben bislang keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld, werden häufiger gekündigt und sind sozial kaum abgesichert“, sagt Lena Melcher, Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover. Statistik spiegele „Unwucht“: Die Arbeitsmarktstatistik für die Region Hannover (mehr dazu hier ) spiegele eine „enorme Unwucht“. Während dank staatlicher Hilfen wie der Kurzarbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Region nahezu konstant geblieben sei (sie stieg geringfügig um 0,3 Prozent), treffe die Pandemie prekär Beschäftigte besonders hart. Weil hier das Motto „Heuern und Feuern“ praktiziert werde, lebten sie in ständiger Angst vor dem Job-Verlust. „Betroffen sind gerade Frauen, die oft eine 450-Euro-Stelle als Kellnerin oder Küchenhilfe als einzige Einnahmequelle haben. Auch für viele Studierende, die sich nebenher etwas hinzuverdienen, sind die Folgen des Jobverlustes dramatisch“, sagt Melcher. NGG will mehr sozialversicherungspflichtige Jobs: Die Gewerkschafterin zeigt angesichts der Krise jedoch auch Verständnis für die Lage der Hotels und Restaurants. Das Problem aus Melchers Sicht ist, „dass die Politik durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize setzt. Es ist höchste Zeit, diese Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen.“ Nur wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden. Höhere Verdienstgrenze „völlig falsche Richtung“: Eine Heraufsetzung der Verdienstgrenze bei Minijobs auf 600 Euro, wie sie derzeit Teile von CDU und CSU forderten, gehe dagegen „in die völlig falsche Richtung“. Damit werde eine prekäre Beschäftigungsform ausgebaut, statt sie einzudämmen. Der Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) schätzt, dass dadurch rund 470.000 Menschen mit bislang regulären Stellen ungewollt zu Minijobbern würden. Die Politik müsse hier „arbeitsmarktpolitisch umsteuern“, fordert Melcher. Lesen Sie auch Arbeitsmarkt Hannover: Die Bilanz für das Jahr 2020 Minijobs in Gaststätten fallen besonders oft weg Von Ralph Hübner