Raschplatz: WC wieder zerstört – was wird aus „Mecki“ und „Kompass“?

Mit einer neuen, modernen Toilette wollte die Stadt das Problem wilden Urinierens und größerer Geschäfte an Orten, wo diese nichts zu suchen haben, eindämmen. 2013 wurde das WC am Raschplatz eingeweiht – und musste danach immer wieder wegen Vandalismus-Schäden repariert werden. Erst vor wenigen Wochen war die Toilette wieder in Betrieb gegangen. Nun ist sie erneut kaputt. „Die elektrische Tür wurde wieder aus den Schienen herausgetreten“, berichtete Bezirksmanagerin Claudia Göttler am Montag sichtlich genervt im Bezirksrat Mitte. Mittlerweile denke die Stadt darüber nach, ob es sich überhaupt lohnt, die Toilette immer wieder zu sanieren, wenn sie sehr bald danach schon wieder zerstört werde. Laut Göttler hat die Stadt bereits einen „höheren fünfstelligen Betrag“ für Reparaturen ausgegeben. CDU-Bezirksratsherr Joachim Albrecht wollte wissen, ob nicht auch ein einfacheres Modell mit anderen Türen installiert werden könne. Aktuell muss die Toilette mit einem elektrischen Druckknopf geöffnet werden. „Die Alternative wären mechanische Türen. Aber dann wäre es nicht mehr behindertengerecht“, erklärte Göttler. Mittel für den „Kompass“ drastisch zusammengestrichen: Unklar am Raschplatz sind auch die Zukunft des Kontaktladens „Mecki“ sowie des Kontakt- und Ruheraums „Kompass“. Die Ampel im Rat hat die Mittel für den „Kompass“ gegen den Willen des Bezirksrates Mitte drastisch von 400.000 auf 60.000 Euro zusammengestrichen. Die beiden Institutionen, die sich um die Belange von Obdachlosen sowie der Trinkerszene am Raschplatz kümmern, sollen an einem neuen Standort unter ein Dach kommen, weil ihre Räume aktuell kaum ausreichend sind. Geht es nach der SPD im Bezirksrat ist die ehemalige Polizeistation der ideale Standort dafür. Sie ist auch der Favorit der Diakonie, die „Mecki“ und „Kompass“ betreibt. Die Stadt hat diese Pläne jedoch längst verworfen, weil laut einem Gutachten wegen eines Wasserschadens in der heruntergekommenen Station die Sanierung weit mehr als eine Million Euro kosten würde. Und die Gefahr sei groß, dass die ganze Sache zu einem Fass ohne Boden würde, so die Befürchtung. SPD: Ehemalige Polizeistation wäre ideal gelegen: Die SPD plädiert dennoch für den Umbau. „Wir können nicht akzeptieren, dass diese direkt am Brennpunkt gelegenen Räumlichkeiten nicht zur Verfügung gestellt werden sollen, weil es einen Wasserschaden gibt“, sagte Michael Sandow, Fraktionschef der SPD in Mitte. Diese seien „grundsätzlich geeignet und perfekt gelegen“. Auch Axel Hogh von den Linken ist für die Sanierung der Polizeistation. Auch, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sich der Wasserschaden weiter ausbreite und irgendwann der ganze Bereich einstürzen könnte. Neben SPD und Linken stimmten auch die Grünen für den Umbau der früheren Polizeistation für „Mecki“ und „Kompass“. 2022 neuer Standort für Hilfseinrichtungen? Nach Informationen der NP hat die Stadt mittlerweile als Standort ein eigenes Grundstück in der Nähe des Hauptbahnhofs im Auge, auf dem nicht einmal das Baurecht verändert werden müsste. Das hätte den Vorteil, dass „Mecki“ und „Kompass“ schon 2022 an einem neuen Standort den Betrieb unter einem Dach aufnehmen könnten. Die CDU favorisiert einen Umzug in die Augustenstraße 10/11. Bezirksbürgermeisterin Cornelia Kupsch (CDU) hält es für „zumutbar“, dass die Nutzer vom Raschplatz 500 Meter dorthin laufen müssten. Weil die Räume leer stünden, könnten diese auch kurzfristig für ein Projekt „Mecki 2.0“ genutzt werden. Lesen Sie auch Sparprogramm: Trinkraum „Kompass“ vor dem Aus Sucht und Obdachlosigkeit: Zu viele Hilfestellen am Raschplatz? Von Christian Bohnenkamp