Neustadt wappnet sich gegen Starkregen mit Pilotprojekt für Region Hannover

Der Klimawandel macht Starkregenereignisse immer wahrscheinlicher. Folgen sind unter anderem überflutete Straßen und vollgelaufene Keller, da die Abwassersysteme die extremen Wassermengen nicht mehr auffangen können. In einem Pilotprojekt will jetzt Neustadt einen Generalentwässerungsplan (GEP) entwerfen, der helfen soll, auch diese gewaltigen Wassermassen in den Griff zu bekommen. Wichtiger Baustein dabei ist die Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Kommunen, weshalb die Region Hannover das Projekt auch mit 40.000 Euro fördert. „Vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen nach Starkregen, vom Sturm umgeknickte Bäume auf der Fahrbahn: Den Städten und Gemeinden kommt beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels eine wichtige Rolle zu“, so Umweltdezernentin Christine Karasch. „Mit unserer Förderrichtlinie zur Klimafolgenanpassung wollen wir sie dabei unterstützen, sich systematisch mit den notwendigen Lösungen zu befassen und die Überlegungen in die Entwicklung der örtlichen Infrastruktur einzubinden.“ Langfristiges Entwässerungskonzept: Die Kernstadt Neustadts soll dabei als Muster dienen. Auf einer Fläche von 39 Quadratkilometern leben 20.000 Einwohner, das Kanalnetz hat eine Länge von 150 Kilometern. Mithilfe des GEPs soll nun ein langfristiges Entwässerungskonzept entwickelt werden, bei dem das Kanalnetz mit Niederschlagsdaten und Oberflächenstrukturen verknüpft werden soll. Denn auch bei Starkregen spülen nicht überall die gleichen Wassermengen in die Kanäle. Geographische Strukturen, insbesondere auch der Grad der Versiegelung von Flächen, tragen zum Flutrisiko bei. Daten über bisherige Überflutungen sollen das Bild abrunden. Insgesamt stehen dafür 150.000 Euro zur Verfügung. Punktgenaue Vorhersagen: Ein neu entwickeltes Analysemodell soll dann zeigen, wie sich das Wasser bei Starkregen innerhalb des Stadtgebiets ausbreitet. „Wir können so punktgenaue Vorhersagen darüber treffen, wie und wo sich das Wasser im Kanalsystem und an der Oberfläche sammelt“, erklärt Nils Kreber, Projektleiter beim Abwasserbehandlungsbetriebes Neustadt (ABN). Lesen Sie auch Hannover: Überschwemmungen nach Gewitter und Starkregen Unfälle, Blitzeinschläge, Hochwasser: Unwetter sorgt für zahlreiche Einsätze in Niedersachsen Starkregen: Diverse Einsätze für Feuerwehr nach Unwetter in Niedersachsen Unwetter über Hannover: Feuerwehr rückt zu 300 Einsätzen aus Land unter nach Starkregen – NP - Neue Presse Das wiederum ermögliche es dem ABN, Maßnahmen zu entwickeln, die bereits beim Abfluss an der Oberfläche ansetzen und so eine Überlastung des Kanalnetzes vermeiden. Dazu gehören auch eine „wassersensible“ Stadtentwicklung, was heißt, unnötigen Flächenversiegelungen zu vermeiden, die Renaturierung von Fließgewässern sowie die Sicherung von privaten und öffentlichen Grünflächen und Freiräumen zur Retention, also zur Zurückhaltung des Regenwassers. Das Pilotprojekt wird durch die Klimaschutzleitstelle der Region Hannover gefördert. Von Andreas Krasselt