Modellkommune trotz Notbremse: Hannover will am 12. April öffnen

Kann Hannover gleichzeitig Hochinzidenz und Modellkommune sein, trotz Ausgangssperre Geschäfte und Cafés öffnen? Nach der Ankündigung von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), trotz steigender Infektionszahlen an Öffnungen in ausgewählten Städten festhalten zu wollen, ist die Landeshauptstadt weiterhin im Bewerberrennen. Zuletzt kamen Zweifel auf, ob ein Start direkt nach den Ostertagen für die Landeshauptstadt zum richtigen Zeitpunkt kommt. Die Verwaltung stellte am Montag jedoch klar, dass sie weiter zu den Plänen steht. Erhält sie am 3. April den Zuschlag, könnte das Projekt am 12. April starten. „Die Leute können nicht mehr“, sagt Gastronom Björn Hensoldt, dessen Firma Gastro Trends unter anderem das Vier Jahreszeiten in Döhren und das Reimanns Eck in der List betreibt. Er spricht für seine Mitarbeiter, meint aber im Prinzip die gesamte Branche. Das Prinzip „Weiter so wie bisher“, mit der die Gastronomie seit November im Vier-Wochen-Rhythmus von einer Verordnung zur nächsten vertröstet wird, sei zermürbend. „Die Branche braucht endlich eine Perspektive, einen Punkt, den man vor Augen hat und auf den man sich zubewegt.“ „Die Mitarbeiter brauchen ein Ziel“: Die Teilnahme am Modellkommunen-Programm des Landes könnte ein eben solcher Fixpunkt sein. Das war am Montagmorgen auch Thema eines Gesprächs zwischen Hensoldt, Wirtin Lena Leach von der „UnschlagBar“ in der Schlägerstraße (Südstadt) und Vertretern der SPD. Steffen Krach, Kandidat für das Amt des Regionspräsidenten, habe durchaus die Hoffnungen, dass sich in Kombination mit einer Teststrategie schon bald Möglichkeiten für mehr Öffnungen ergeben. „Aber eher nicht schon in die nächsten zwei Wochen“, trat er vorsichtig auf die Bremse. Lieber noch einmal zehn bis 14 Tage runterfahren, damit sich die Lage „zufriedenstellend“ entwickeln könne und dann öffnen – da nickten nicht nur Krachs Parteikollegen Adis Ahmetovic und Bürgermeister Thomas Hermann. Auch Hensoldt und Leach würden diesen Weg mitgehen – wenn auch zähneknirschend. „Dann muss vorab aber schon ein verbindliches Datum feststehen, wann es tatsächlich losgeht. Damit unsere Mitarbeiter wieder ein Ziel haben“, sagte Hensoldt. Entscheidung fällt am 3. April: Dieses Datum lieferte am Nachmittag die Landeshauptstadt. Hannover will weiterhin Modellkommune werden – trotz der hohen Inzidenzen, trotz der am Montag beschlossenen Ausgangssperre. Am 12. April würde es losgehen, damit Geschäften und Gaststätten noch Vorlauf für die Vorbereitungen bleiben. Das Land gibt seine Entscheidung am 3. April bekannt. „Wenn wir unserer lokalen Wirtschaft eine Chance zum Überleben geben wollen, müssen wir den Mut für solche streng reglementierten Modellprojekte aufbringen, um hieraus Erkenntnisse im Hinblick auf das Infektionsgeschehen zu erlangen“, sagte Stadtsprecher Dennis Dix auf Nachfrage der NP. Er verwies auf die strengen Auflagen, die mit der Teststrategie und den Hygienevorschriften einhergehen. Lesen Sie auch Modellkommune Hannover: Öffnen Handel und Gastronomie nach Ostern? Region Hannover verhängt nächtliche Ausgangssperre ab Donnerstag Corona-Verordnung Niedersachsen: Was gilt aktuell bei welcher Inzidenz? Die Übersicht Mit dem Modellversuch sollen Erkenntnisse gewonnen werden, ob Öffnungen auch bei hohen Inzidenzen durchgeführt werden können, ohne dass die Inzidenz deutlich ansteigt. „Wenn die Inzidenzen trotz aller Hygienevorkehrungen im Modellprojekt ansteigen, wird das Modellprojekt beendet werden“, so Dix. Die Bewerbung muss bis zum 31. März um 18 Uhr beim Land abgegeben werden. Laut Dix sind nur noch wenige Details zu klären: „Wir werden mit unserer Bewerbung die vom Land vorgegebenen Kriterien erfüllen. Wir sind gut vorbereitet und haben deshalb nach unserer Einschätzung eine gute Chance.“ Voraussetzung ist, dass der Inzidenzwert in Hannover unter 200 bleibt. Ansonsten darf das Modellprojekt gar nicht erst gestartet werden. Von André Pichiri