Mit der Poolnudel: Radfahrer machen aufs richtige Überholen aufmerksam

Die bunten Schwimmnudeln hängen von den Gepäckträgern, als rund 20 Radfahrer am Dienstag am Goetheplatz in die Pedale treten. Sie machen mit der Aktion auf den oft zu kleinen Überholabstand von Autofahrern aufmerksam. 1,50 Meter sind innerorts mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) vorgeschrieben, die seit dem 28. April in Kraft ist – und dieser Sicherheitsabstand hat ausnahmsweise mal nichts mit Corona zutun. „Das dient der Sicherheit. Als Autofahrer merkt man oft nicht, wie wenig Abstand man lässt, weil man auch den Luftzug nicht spürt“, sagt Patrick Lödige von der Initiative Hannovair Connection, die zusammen mit den „Parents for Future“ zu der Radtour eingeladen haben. Auch mit der neuen Regelung habe er bislang keine Veränderung am Überholverhalten der Autofahrer wahrgenommen, so Lödige. Wer einmal mit einer solchen Schwimmnudel gefahren ist, merke erst, wie entspannt Radfahren sein kann, sagt Dirk Hillbrecht vom Radfahrerverband ADFC: „Das zeigt aber auch, wie selten sich die Autofahrer beim Überholen an den Abstand halten.“ Und die Poolnudeln seien laut Lödige sogar noch zu kurz. Weil sie nicht an der Lenkerstange angebracht sind, könne man getrost noch einmal 25 Zentimeter oben drauf rechnen. Abstandsregeln gelten auch beim Schutzstreifen: Die mehr als fünf Kilometer lange Route führte die Radfahrer unter anderem am Steintor entlang, über die Kurt-Schumacher-Straße zum Hauptbahnhof und dann über den Aegi auf der Oster- und Schmiedestraße zurück. Dabei ging es etwa in der Goethestraße auch durch eine Straße, die wegen der StVO-Novelle neue Herausforderungen bringt. „Wegen der Stadtbahngleise ist es für Autos eigentlich nicht möglich, Radfahrer regelkonform zu überholen“, sagt Hillbrecht. Denn der Abstand müsse auch eingehalten werden, wenn der Radfahrer auf einem Schutzstreifen unterwegs ist. Beim Poolnudel-Versuch zeigt sich aber: Wenn der Radfahrer ganz am Rand fährt und der Autofahrer ebenfalls, haut es mit den 1,50 Metern knapp hin. „Aber da dort auch Autos parken und sich jederzeit eine Tür öffnen kann, kann man als Radfahrer auch nicht ganz am Rand fahren“, sagt Lödige. Um sicheres Radfahren und regelkonformes Überholen zu gewährleisten, brauche es eine Umgestaltung des Straßenraums. „Die Möglichkeiten sind da“, meint Lödige. Hillbrecht schlägt vor, gerade dort, wo es besonders eng ist, auf Parkplätze zu verzichten. „So kann Platz für den fließenden Verkehr geschaffen werden.“ Er hat den Eindruck, dass durch die Debatte um die neuen Regelungen im Verkehr, die Autofahrer teilweise mit mehr Abstand überholen. Lesen Sie auch: Hannover: ADFC radelt mit Poolnudeln im Gepäck für den richtigen Sicherheitsabstand Wird das Überholen von Radfahrern in Hannover bald schwieriger? Bußgeldkatalog 2020: Das gilt jetzt für Autofahrer - höhere Bußgelder und neue Regeln der Straßenverkehrsordnung Von Sascha Priesemann

Novelle der Straßenverkehrsordnung - Die Poolnudel zeigt es an: Wie Autofahrer Radfahrer überholen müssten