Klimaschäden im Deister: Fichte ist auf dem Rückzug

Zu viel Hitze, zu wenig Regen: Auch 2020 hatte der Deister mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. „Der geringe Niederschlag und die starken Hitzeperioden haben dem Wald auch dieses Jahr immens zugesetzt“, sagt Alexander Ahrenhold, Sprecher des Forstamts Saupark in Springe, das zu den Niedersächsischen Landesforsten gehört. Zwar habe es „teilweise etwas höhere Niederschläge“ gegeben als in den extrem trockenen Vorjahren. Ausgereicht habe das aber nicht, um den Wasserbedarf des Bodens zu decken. „Die Bäume stehen weiterhin mit trockenen Füßen im Wald“, sagt Ahrenhold. Wälder, die bereits 2018 und 2019 betroffen waren, hätten auch 2020 Federn lassen müssen. Vor allem der Borkenkäfer verursachte erneut riesige Schäden an den durch die Trockenheit geschwächten Bäumen – „und das trotz vorbeugender Maßnahmen und Bekämpfung im letzten Jahr“, sagt Ahrenhold. Borkenkäfer nimmt Fichten „unersättlich in die Mangel“: Vor allem dort, wo der Käfer bereits 2019 Lücken gerissen hatte, breitete sich dieser weiter aus. Er habe „massive Schäden an den Fichten hinterlassen“, berichtet der Sprecher. Eine hohe Ausgangspopulation sowie Frühjahrswärme und -trockenheit hätten zu der „extremen Vermehrung des Käfers“ beigetragen. Dieser nehme die geschwächten Fichten „unersättlich in die Mangel“. Das einzig Positive sei, dass der Borkenkäfer 2020 wegen der niedrigeren Temperaturen im Spätsommer nur zwei und nicht drei Generationen Nachwuchs wie 2019 zur Welt gebracht hätte. Die Fichte ist vor allem deshalb so stark betroffen, weil sie nur sehr flache Wurzeln schlägt und deshalb auf regelmäßigen Regen besonders angewiesen ist. Obwohl auf den Waldflächen des Forstamts Saupark zu 75 Prozent Laubbäume stehen, sind es vor allem Fichten, die gefällt werden müssen. Noch viel drastischer ist die Lage im Harz, wo diese in vielen Bereichen bisher das Bild des Waldes dominierten. Dort sind mittlerweile ganze Berggipfel kahl geschlagen. „Die durch die Schäden über drei Jahre erhöhte Ernte im Nadelholz wird dazu führen, dass der Nadelholzeinschlag mittelfristig deutlich zurückgehen wird. Das bedeutet weniger Holz für Hausbau, Carports oder anderes Konstruktionsholz“, erklärt Ahrenhold. Wo Lücken klaffen, soll der Wald der Zukunft entstehen: Ein großes Zukunftsthema sei die Wiederbewaldung der Flächen. Zwar seien die Schäden durch den Borkenkäfer „wirtschaftlich sehr hoch“. Gleichzeitig böten die neu entstandenen Freiflächen die Chance, eine neue Waldgeneration mit klimaangepassten Baumarten zu begründen. Das Forstamt Saupark will dabei auf eine möglichst gute Durchmischung des Waldes mit verschiedenen Arten setzen. Diesen Ansatz verfolgen die Landesforsten laut Ahrenhold zwar schon seit vielen Jahren. Durch den Klimawandel sei dieses Konzept jedoch „aktueller denn je“, so der Sprecher. Viele verschiedene Baumarten auf einer Fläche senken zum Beispiel das Risiko, dass sich Schädlinge schnell verbreiten können. Aktiv tätig werden will das Forstamt vor allem auf den ehemaligen reinen Fichtenflächen. Gepflanzt werden sollen aber nur die Baumarten, die sich dort nicht auf natürlichem Wege entwickeln können, weil es keine entsprechenden Samenbäume in der Nähe gibt. Forstamt setzt auf bessere Durchmischung der Arten: Obwohl sie auch besonders unter der Trockenheit leidet, wird die Buche die dominierende Baumart im Deister bleiben. Im Gebiet des Forstamts Saupark macht sie aktuell 49 Prozent des Bestandes aus. Es folgen die Fichte mit 20 Prozent, die Eiche mit zehn Prozent sowie die Lärche mit sechs Prozent Anteil. Daneben sollen sich, vor allem auf den Flächen, auf denen Fichten gefällt wurden, im Deister seltener vorkommende Baumarten wie Ahorn, Esche und Erle, aber auch Roteiche, Birke, Douglasie, Flatterulme und Elsbeere auf natürlichem Wege ausbreiten oder angepflanzt werden. „So entstehen mittelfristig anstelle reiner Fichtenwälder klimastabile Mischwälder“, erklärt Sprecher Ahrenhold. Allerdings habe auch die Fichte als wichtiger Rohstofflieferant weiterhin „eine Daseinsberechtigung“, allerdings „in deutlich geringerem Umfang als heute“. Lesen Sie auch Forst in Not - Borkenkäfer zerstört große Flächen im Deister Fichten in Gefahr: Borkenkäfer im Deister greifen in Massen an Barsinghausen: Der Abwehrkampf gegen die Borkenkäfer geht weiter Hannover muss 2000 Bäume fällen – und geht neue Wege bei ihrer Rettung Von Christian Bohnenkamp

Klimaschäden im Deister: Fichte ist auf dem Rückzug - was kommt dann?