Jugend forscht Hannover: Schülerinnen entwickeln Folie aus Kuhmilch

Der diesjährige Wettbewerb „Jugend forscht“ läuft – und im Regionalwettbewerb Hannover maßen sich diesmal 140 junge Menschen mit 73 Projekten. Sie zeigten ihre Arbeiten im Lichthof der Leibniz-Universität und wurden von einer Jury bewertet – die Sieger dürfen am Landeswettbewerb teilnehmen. Die NP stellt ein paar interessante Arbeiten vor – und nennt die Sieger. Die Folie aus der Milch: „Kunststoff aus Kuhstoff“ ist das Projekt von Amélie Klein (17) und Cherry Seol (18) überschrieben. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn die beiden Zwölftklässlerinnen des Marion-Dönhoff-Gymnasiums in Nienburg entwickeln Folie aus Molkeprotein – ein Eiweißstoff in der Milch. Ihr Ziel: die folie soll alltagstauglich und biologisch abbaubar sein. Sie mixten dabei Molkepulver, Glycerin und Wasser so lange in unterschiedlicher Zusammensetzung, bis sie nach der Trocknung eine Folie erhielten, die von der Dünnheit und Stabilität her schon nahe dran an der Verwendbarkeit ist. Amélie Klein erklärt ihre Motivation: „Wir verwenden so viel Plastik und gefährden damit uns Menschen und unsere Umwelt“ – dagegen wollen sie etwas tun. Da das Endprodukt ja rein organisch ist, muss es auch biologisch abbaubar sein. Daher probierten die beiden Jungforscherinnen, ob Milchsäurebakterien die Folie angreifen, zersetzen können. Überraschung: Nein! Und das brachte sie auf die Idee des ersten möglichen Einsatzzweckes: Als Trennfolie für Käsescheiben. Jetzt suchen die Beiden weiter nach einer Methode, die Folie biologisch abzubauen. Intelligentes Gewächshaus: „Smart Plant“ heißt das Experiment der Schüler Benjamin Gartenfluss (14) und Friedrich Leo Winkler (15). Dahinter verbirgt sich der Ansatz, ein „intelligentes Gewächshaus“ zu entwickeln. Mit Hilfe eines Kleincomputers Rapsberry Pi und einigen Sensoren und Pumpen steuern sie individuell für unterschiedliche Pflanzen die Wasserzufuhr, steuern die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus und regeln die Temperatur. Die Schüler des Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasiums in Hannover (9. und 10. Klasse) haben das Programm dazu selbst geschrieben (Programmiersprache Phyton) und auch eine App entwickelt, mit deren Hilfe sie alles von außerhalb über ein Handy kontrollieren und steuern können. Benjamin Gartenfluss erklärt, dass die Sache nicht nur für professionelle Anwender interessant sein könnte: „Die Idee ist, dass das auch Privatpersonen nutzen können – etwa für jemanden, der einen Schrebergarten hat und nicht immer dort sein kann oder hinfahren will.“ Angriff auf die Zähne: Ein Besuch beim Kieferorthopäden hat Fabian Meyer (17) auf die Idee seines Projekts gebracht, das er mit Thorben Heine (17) und Prakash Thirariyanathan (16) umgesetzt hat: Wie schädlich ist Cola für unsere Zähne? Denn der Arzt hatte ihm erklärt, dass seine Zähne demineralisiert (entkalkt) seien – und als mögliche Ursache etwa Cola benannt. Und so besorgten sich die drei Elftklässler des Marion-Dönhoff-Gymnasiums in Nienburg bei einem Zahnarzt gezogene Zähne und legten sie in säurehaltige Lösungen. Erkenntnis der Forscher: Je saurer, desto stärker wird ein Zahn angegriffen, werden ihm Mineralien entzogen. Im Cola macht das übrigens die Phosphorsäure. Aber auch andere saure Getränke und Früchte nagen an den Zähnen. Thorben Heines Empfehlung daher: „Man sollte versuchen, weniger säurehaltige Lebensmittel zu sich zu nehmen.“ Und auf jeden Fall Zahncreme mit Fluoriden oder gar spezielle Fluoridcremes nutzen, um die Beißerchen wieder zu remineralisieren. Die Sieger: Die 1. Plätze „Schüler experimentieren“ Kategorie Arbeitswelt: Nina Emely Vidal (13), Leibnizschule Hannover, Untersuchung von Äpfeln in Bezug zum Säuregehalt Kategorie Biologie: Carola Fienga (9), St.-Ursula-Schule Hannover, Kaugummi oder Zähneputzen Kategorie Chemie: Kieron Klinge (10), Ferdinand Stötzel (12), Eva Maria Maurer (10), Kaiser-Wilhelm-und Ratsgymnasium Hannover, Klebendes Plastik der Zukunft Kategorie Geo- und Raumwissenschaften: Jasper Patzelt (11), Gymnasium Bad Nenndorf, Rettung durch die Luft Kategorie Mathematik/Informatik: Max Friedrich Dorn und Daniel Christian Dorn (beide 11), Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover, Primfaktorsummen: Gibt es verborgene Gesetzmäßigkeiten? Kategorie Physik: Luka Görtz (9), Hannes Zies (9), Florian Steinwender (9), Grundschule Beuthener Straße, Klimahausen – Wohnen im Klimawandel Kategorie Technik: Benjamin Gartenfluss (14), Friedrich Leo Winkler (15), Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover, SmartPlant Die 1. Plätze „Jugend forscht“ Kategorie Arbeitswelt: Josephine Möller (18), Fiona Schumacher (16), Melissa Treu (16), Marion-Dönhoff-Gymnasium Nienburg, Verstärkung von Stärkekunststoff durch Naturfasern Kategorie Biologie: Merle Neubert (18), Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover, Alte DNA frisch aufpoliert – Entwicklung eines Verfahrens zur Aufreinigung alter DNA Kategorie Chemie: Torben Heine (17), Fabian Meyer (17), Pirakash Thiraviyanathan (16), Marion-Dönhoff-Gymnasium Nienburg, Demineralisierung und Remineralisierung von Zähnen Kategorie Geo- und Raumwissenschaften: Annalisa Engels (17), St.-Ursula-Schule Hannover, Untersuchung von Messverfahren zur regionalen Kartierung der Radioaktivität Kategorie Mathematik/Informatik: Justus Beck (16), Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover, Gesetzmäßigkeiten der Radosophie Kategorie Physik: Nico Dieckmann (19), Jan Niklas Wittkötter (21), Fin Reinhardt (17), imperial-Werke oHG Bünde, Der Ton macht das Wachstum Kategorie Technik: Torben Heine (17), Paul Paysan (16), Marion-Dönhoff-Gymnasium Nienburg, Low-Budget-Plotter Der Wettbewerb: Die Organisatoren des 1965 vom Gründer des Magazins „Stern“, Henri Nannen, initiierten Wettbewerbs Jugend forscht nennen als Ziel, „Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, Talente zu finden und zu fördern“. Bundesweit gibt es mehr als 100 Regionalwettbewerbe. Die meisten Projekte schickte mit 14 das Marion-Dönhoff-Gymnasium aus Nienburg in den Regionalwettbewerb Hannover. Je zehn Arbeiten kamen vom Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium sowie der Leibnizschule, acht von der Schillerschule (alle Hannover). Von den 73 Projekten waren 45 dem Unterwettbewerb „Schüler experimentieren“ (4. Klasse, bis 14 Jahre zum Ende des Anmeldejahres) zugeordnet, 28 dem namengebenden „Jugend forscht“ (15 bis 21 Jahre). Die meisten Arbeiten zählten zum Fachgebiet Biologie (19), gefolgt von Chemie (15) und Physik (13). Lesen Sie auch: Jugend forscht Regionalwettbewerb 2019 Jugend forscht Regionalwettbewerb 2018 Von Ralph Hübner

Jugend forscht Hannover - Schülerinnen entwickeln Folie aus Kuhmilch