Interview: Zustellbasisleiter von DHL über Corona und Weihnachtsgeschäft

Frank Krone (49) hat im März die Leitung der DHL-Zustellbasis in Hildesheim übernommen – mitten im ersten Corona-Lockdown. Obwohl Krone bereits seit 33 Jahren bei der Deutschen Post ist, ist der neue Job in Zeiten von Corona eine Herausforderung. Im NP-Interview erzählt der Zustellbasisleiter von dem Umgang mit erhöhten Sendungsmengen sowie dünnhäutigen Kunden und wagt eine Prognose für das neue Jahr. Der Job seiner Zusteller ist gegenwärtig anstrengender als der des Weihnachtsmannes. Wie reagieren Sie auf das erhöhte Sendungsvolumen? Wir haben alleine in Hildesheim 14 neue Mitarbeiter in der Zustellbasis eingestellt. Das Ziel war natürlich vorrangig die Unterstützung im Weihnachtsgeschäft, aber die neuen Mitarbeiter haben alle die Option auch langfristig zu bleiben. Ansonsten haben wir auch Reservefahrzeuge angemietet. Im Weihnachtsgeschäft war wirklich alles von uns auf der Straße, was vier Räder hatte. Macht Corona die Arbeit in der Zustellbasis schwieriger? Auf jeden Fall, weil nichts mehr planbar ist. Die Vorschriften kommen oftmals kurzfristig und dann muss darauf reagiert werden. Am schwierigsten war für mich als Zustellbasisleiter, die Akzeptanz für beispielsweise die Maskenpflicht zu schaffen. Denn natürlich ist das extrem anstrengend, schwere Pakete zu tragen und dabei die Maske zu tragen. Das war echt eine Herkulesaufgabe, in die Köpfe zu kriegen, dass die Maske sein muss. Wie groß ist der Unterschied an Paketmengen im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie? Seit dem Lockdown im Frühjahr stellen wir einen enormen Sendungszuwachs fest. Im Dezember des Vorjahres sind beispielsweise 21,5 Prozent weniger Pakete verschickt worden und das liegt nicht nur an Weihnachtgeschenken. Wir bewegen mittlerweile vor allem Waren des täglichen Bedarfs von Tütensuppe bis Katzenstreu, in den Tagen vor Weihnachten um die 9600 Pakete täglich alleine von der Zustellbasis in Hildesheim. Das ist eine Herausforderung, vor allem, weil es für Corona ja kein Lehrbuch gibt. Wir mussten also aufstocken und dazulernen. Ist die Kapazität der Zustellbasis damit komplett ausgelastet? Noch nicht ganz. Das absolute Maximum liegt bei etwa 11.500 Paketen. Allerdings hoffe ich, dass wir unter 10.000 bleiben. Ansonsten kriegen wir die Halle an Heiligabend nicht pünktlich leer. Ich würde meinen Mitarbeitern gerne ermöglichen, um 14.30 Uhr Feierabend zu machen, damit sie entspannt mit ihren Familien Weihnachten feiern können. Denken Sie, dass der Job für die Zusteller anstrengender geworden ist? Definitiv. DHL bewegt Pakete bis 31,5 Kilogramm und wir merken, ist dass es immer weniger kleine Pakete werden. Die Zusteller leisten also wirklich harte Arbeit und machen das auch unter den derzeitigen widrigen Bedingungen super. Das zeichnet uns aus. Wir sind dadurch eins der wenigen Unternehmen, was es schafft, diese aktuelle Paketmenge zu stemmen. Die Bundesnetzagenur hat kürzlich mitgeteilt, dass die Arbeit der Paketdienstleister auch zu Ärger führt und sogar einen Anstieg der Beschwerdezahlen verzeichnet. Dieser Anstieg ist sicher auch der erhöhten Menge an Paketlieferungen geschuldet. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass die Menschen in der Corona-Krise etwas dünnhäutiger werden. Wenn ein Paket abhanden kommt, ist das wirklich ärgerlich. Aber wenn es etwas zerdödscht ist, liegt es oftmals auch an der mangelhaften Verpackung. Die Kunden können selbst dafür sorgen, dass ihr Paket ordentlich ankommt. Das klappt allerdings manchmal nicht, wenn eine Box schon vier, fünf Mal gelaufen ist. Was passiert in den Zustellbasen über die Feiertage? Erstmal ein paar Tage nichts. Am 28. Dezember arbeiten wir mit einer Notbesetzung und holen vor allem Pakete ab. Ab dem 29. Dezember geht es dann wieder los mit der Auslieferung. Bis dahin haben sich alle Mitarbeiter nach einer extrem arbeitsreichen Vorweihnachtszeit eine entspannte Feiertagsruhe mehr als verdient. Ich persönlich glaube, dass uns noch bis März ein extrem hohes Sendungsvolumen begleiten wird. Lesen Sie auch Beschwerdestatistik: Postdienstleister kämpfen mit steigender Kundenunzufriedenheit Immer mehr Paket-Betrug – DHL-Bote: „Wir müssen den Schaden aus eigener Tasche zahlen“ Thema: Deutsche Post - Nachrichten und Informationen im Überblick Von Sophie Peschke