IGS Linden setzt sich für Gedenkstätte ein

Ein jährlicher Besuch der KZ-Gedenkstelle Bergen-Belsen ist für die neunten Jahrgänge der Integrierten Gesamtschule Linden bereits seit über 20 Jahren Pflicht – seitdem besteht eine Patenschaft für eine Baracke auf dem Gelände. Einige Schüler sprachen jetzt über ihre Eindrücke. „Es ist eine echt krasse Erfahrung“, erzählt Sina (17). Sie war mit ihren Mitschülern im vergangenen Sommer für das Projekt zuständig. Die jetzige Zehntklässlerin hat Mittwoch dieses Projekt an den neuen neunten Jahrgang übergeben, der im kommenden Sommer die Patenschaft pflegen wird. Gedenken soll aufrecht erhalten werden: „Immer erinnern, was geschah, reflektieren, was heute passiert“, sagte Schulleiter Peter Schütz. Für ihn ist es wichtig, mit den Schülern das Gedenken aufrecht zu erhalten. „Die Zeitzeugen haben wir nicht mehr lange, aber die Orte“, so Schütz. Die Vor- und Nachbereitung des Projektes findet in der Schule statt. Vier Klassen des Jahrgangs machen Tagesfahrten nach Bergen-Belsen, zwei Klassen sind eine Woche dort. Schüler werden zum Nachdenken angeregt: „Man hatte zwar schon was davon gehört, aber es war unvorstellbar“, beschreibt Jeanne (15). Die Schüler setzen sich in der KZ-Gedenkstätte mit einem Teil der Geschichte auseinander, die sie sonst nur aus Büchern kennen. „Sieht man nur die Bilder im Unterricht, hat man es schnell nach der Schule wieder vergessen“, sagt Sina. Dort zu sein ist nachhaltiger, es regt die Schüler zum Nachdenken an und schärft ihren Blick auf das Geschehene. „Ich finde das schon sehr wichtig, es sollte ein Muss für jeden Schüler sein“, so die 17-Jährige. Auch Hannovers Bürgermeister Thomas Hermann, der bei der feierlichen Übergabe teilnahm, findet den Besuch einer KZ-Gedenkstätte wichtig. Er sieht es jedoch kritisch, es dabei zu belassen. „Es reicht nicht aus, sich einmal in den Bus zu setzen, hinzufahren und sich das anzugucken“, stellt er klar. „Wenn es nachhaltig werden soll, dann muss man sich damit länger auseinandersetzen“, so Hermann weiter. Hermann lobt das Projekt: Er lobt Projekte wie jenes an der IGS Linden: „Das ist absolut vorbildhaft.“ Auch der ehemalige, niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt war bei der „Staffelstab-Übergabe“ dabei und äußerte sich anerkennend. „Ich finde, dass es nicht ein einmaliger Akt ist, sondern eine Perspektive auf Dauer hat“, so Wernstedt. Er ist Ehrenvorsitzender vom Landesvorstand Niedersachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und verwies in seiner Rede auf die 1417 Kriegsgräberstätten, die in Niedersachsen liegen. „Jede Schule sollte die Pflege für eine solche Stelle übernehmen“, schlug er vor. Von Stella-Sophie Wojtczak

Holocaust - IGS Linden setzt sich für Gedenkstätte ein