Hauptbahnhof Hannover: So verändert Corona die Arbeit der Bundespolizei

Rund 9500 Masken, 10.000 Paar Gummihandschuhe und etwa 250 Liter Desinfektionsmittel – Schutzausrüstung, die die Beamten der Bundespolizeiinspektion Hannover zwischen Anfang März und Mitte Mai verbraucht haben. Corona hat auch ihren Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt. Das Virus ist stets mit auf Streife. Bei Infektionsverdacht setzt sich ein festgelegtes Szenario in Gang – mit Vorgaben, die bis ins Privatleben der Polizisten reichen. So einen Infektionsverdacht gab es vor einigen Tagen im Hauptbahnhof Hannover. Es begann mit einem Einsatz in der Filiale einer Drogerie-Kette. Dort waren zwei Libyer (16, 16) beim Ladendiebstahl erwischt worden. „Die beiden waren zunächst auch ohne Mundschutz unterwegs“, berichtet ein Polizeiobermeister (27), der an dem Einsatz beteiligt war. Masken bekamen die Jugendlichen daraufhin von den Streifenbeamten. Das Duo musste mit in die Wache am Hauptbahnhof, weil die Identität der Jugendlichen zunächst nicht klar war. In der Dienststelle fiel den Beamten dann auf, dass die beiden grippeähnliche Anzeichen hatten: Sie hatten Schüttelfrost, haben gehustet, und einer klagte über Schmerzen in der Brust. „Bei solchen Symptomen ist man in der momentanen Zeit besonders sensibel“, berichtet eine Oberkommissarin (31). Als ihre Kollegen dann auch noch bei der Durchsuchung der Probanden Schriftstücke fanden, die daraufhin deuteten, dass die Jugendlichen Kontakt zu Corona-Infizierten hatten und sie möglicherweise unter Quarantäne standen, wurde der Schutz der Beamten umgehend hochgefahren. Beamte von Kollegen isoliert: Die Kollegen, die mit dem Duo zu tun hatten, wurden umgehend von der Dienstgruppe isoliert und mit Infektionsschutz-Sets ausgestattet. Dazu gehören Einmal-Anzüge ebenso wie Handschuhe und FFP-2-Masken. Die Beamten der Ablöseschicht durften nicht den Haupteingang der Wache benutzen, sondern mussten durch einen Nebeneingang ins Gebäude. Sie trafen sich zur obligatorischen Besprechung zu Dienstbeginn in einem separaten Raum in einem der oberen Geschosse. Das tägliche NP Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 13 Uhr im E-Mail-Postfach In Vollschutz-Ausrüstung rückte der Arbeitsmedizinische Dienst der Bundespolizei an, um bei den beiden Libyern Corona-Abstriche zu machen. Die Oberkommissarin und ihre beiden Kollegen, die mit den Jugendlichen Kontakt hatten, wurden umgehend in häusliche Quarantäne geschickt. Eine Maßnahme, die das Privatleben beeinträchtigt. Unterdessen wurden zwei Diensträume, eine Gewahrsamszelle und ein benachbarter Toilettenbereich gründlich desinfiziert. Erst danach durften die Beamten der Ablöseschicht ihre Arbeit in der Wache aufnehmen. Das Kollegen-Trio in häuslicher Quarantäne wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob jemand von ihnen sich mit Corona infiziert haben könnte und so auch Familienmitglieder gefährdet sind. „Ich hatte ein gewisses Unwohlsein in mir“, erinnert sich die Oberkommissarin. Ehefrau zieht vorübergehend aus: Die Ehefrau des Polizeiobermeisters hat daheim vorsorglich ihre Koffer gepackt: „Sie ist vorübergehend zu ihrer Mutter gezogen“, sagt der 27-Jährige. Der dritte Beteiligte, ein Kommissar (25), hat sich von seiner Familie zunächst ferngehalten: „Ich habe den Kontakt beschränkt.“ Das Ergebnis der Corona-Tests der beiden Ladendiebe kam nach rund 24 Stunden: Demnach waren die Jugendlichen nicht infiziert. Entsprechend können sich die Oberkommissarin und ihre Kollegen auch nicht mit dem Virus angesteckt haben. „Die Erleichterung war schon groß“, berichtet der 25-Jährige. Die Schutzmaßnahmen bei der Bundespolizei haben sich bewährt, versichert Sprecher Detlef Lenger: „Bislang hat sich kein einziger Kollege in der Dienststelle am Hauptbahnhof Hannover mit dem Corona-Virus infiziert.“ Lesen Sie auch: Fitness-Studios nach Corona-Pause wieder offen: Das sind Hannovers erste Pumper Corona: Die aktuelle Lage in Hannover und in Niedersachsen Hannovers Disco-Besitzer warten verzweifelt auf Corona-Lockerungen Verlassene Straßen und leere Cafés – wie Corona das Leben in Hannover verändert Aerosole zu wenig beachtet: Drosten für Anpassung der Corona-Regeln Von Britta Mahrholz

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