„Für Investoren ist Hannover ein Wert.“ Das sagt einer, der es wissen muss – Andreas Schulte, Generalbevollmächtigter der Bulwiengesa AG. Das große unabhängige Analyseunternehmen hat mit Stadt, Region und Partnern aus der Wirtschaft gerade den Immobilienmarktbericht 2018 erstellt. Der soll die Branche aufhorchen lassen: Hannover punktet in allen Märkten und bei Anlegern im In- ebenso wie im Ausland.
Als „Königin der B-Städte“ hat sich Hannover schon lange einen Namen gemacht. Sieben Städte stehen auf der Top-A-Liste. Nach München, Berlin, Hamburg oder Frankfurt rangiert Stuttgart da auf dem letzten Platz – noch uneinholbar. Aber das bedrückt keinen Experten. In den Top 7 haben die Preise angezogen. In der besten aller B-Städte lässt sich risikofrei gutes Geld verdienen.
Büromieten
150 000 Bürobeschäftigte weist die Statistik allein für die Stadt Hannover aus. Ihre Zahl ist innerhalb von fünf Jahren um 15 000 oder elf Prozent gewachsen. Als Reaktion darauf müssten schon 300 000 Quadratmeter neuer Büroarbeitsflächen entstehen, so die Analysten von Bulwiengesa. Wegen des niedrigen Marktrisikos und guter Wachstumsperspektiven interessiert das Investoren aus dem In- und Ausland. Seit 2013 sind rund 190 000 Quadratmeter Bürofläche neu gebaut und 170 000 Quadratmeter grundsaniert worden. Bis 2020 werden mindestens 190 000 Quadratmeter hinzukommen. Trotz vieler Fertigstellungen wird der Leerstand dieses Jahr voraussichtlich ein Rekordtief von drei Prozent erreichen. Die Spitzenmiete für Büros in attraktiven Innenstadtlagen ist auf aktuell 15,50 Euro pro Quadratmeter gestiegen.
Fast 700 Millionen Euro haben Anleger 2017 in gewerbliche Immobilien investiert. Das ist kein Rekordwert, doch 220 Millionen Euro mehr als im Jahr 2016. Die Region ist innovativer Industriestandort, Dienstleistungsmetropole und Logistikdrehscheibe, lautet das Lob. Die hannoversche Georgstraße ist eine der stärksten Einzelhandelslagen Deutschlands. Und mit der geknackten Rekordmarke von mehr als vier Millionen Übernachtungen steigt der Bedarf an Hotels.
„Ein Standort mit großer wirtschaftlicher Dynamik“, schwärmt Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region. „Ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten“, findet die Erste Stadträtin Sabine Tegtmeyer-Dette. Davon überzeugen wollen Stadt, Region und Partner noch mehr Investoren – und zwar vom 8. bis 10. Oktober auf der Expo Real in München, Deutschlands größter Immobilienmesse.
Bis 2021 zehn neue Hotels
Eine Rekordmarke ist geknackt. Die Übernachtungszahlen in Hannover und dem Umland haben 2017 jenseits der Vier-Millionen-Marke gelegen. Die Zimmerauslastung und die Rentabilität sind gestiegen. Zeit für eine Aufholjagd: Aktuell gibt es 43 Hotels in Hannover. Der Immobilienmarktbericht geht für die kommenden fünf Jahre davon aus, dass allein in Laatzen und Hannover zehn Hotels verschiedener nationaler und internationaler Ketten mit durchschnittlich 200 Zimmern eröffnet werden. Das bedeutet einen Zuwachs von rund 2500 Betten. Darunter das All-and-me-Hotel am Aegi, das Intercity-Hotel am Andreas-Hermes-Platz, das Projekt Lister Tor, aber auch das dann sanierte ehemalige Maritim-Grandhotel am Friedrichswall. „Hannover erneuert sich“, stellt Dezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette fest.
Die Logistik funktioniert
In der Region gibt es rund drei Millionen Quadratmeter logistisch nutzbare Hallenflächen in 285 Objekten. Knapp eine Million Quadratmeter oder 57 Objekte wurden nach 2009 gebaut. Der Umsatz stieg 2017 auf etwa 260 000 Quadratmeter Hallenfläche an, ein Plus von 48,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Mehrere Projektentwickler haben sich Grundstücke gesichert. „Viele potenzielle Käufer stehen einer zu geringen Anzahl von Objekten gegenüber. Nichts spricht dagegen, dass sich der Investmentmarkt weiter dynamisch entwickelt“, so Ulf-Birger Franz.
Die bis 2020 geplanten Projekte summieren sich auf 500 000 Quadratmeter Hallen- und 30 000 Quadratmeter logistisch genutzte Büroflächen. Die Spitzenmieten machen 4,70 Euro pro Quadratmeter aus, die Durchschnittsmieten 3,80 Euro.
Einzelhandel
Hannovers Innenstadt ist eine der nationalen Top-Lagen im Einzelhandel – trotz der Konkurrenz durch das Internet bleiben die Umsätze stabil oder wachsen leicht. Im stationären Einzelhandel werden rund 7,85 Milliarden Euro in der Region ausgegeben – eine Folge auch höherer Kaufkraft als im Landes- und Bundesschnitt. „Hannover ist und bleibt ein attraktiver Ort zum Einkaufen. Für die Attraktivität sorgen nicht nur die Einzelhandelsgeschäfte, sondern auch ein vielfältiges Gastronomieangebot“, findet Dezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette. An den wenigen verfügbaren Flächen in den 1-a-Lagen gibt es großes Interesse. In den vergangenen fünf Jahren lag der durchschnittliche Flächenumsatz in Hannovers City bei rund 5200 Quadratmetern. Die Spitzenmieten sind auf 185 Euro pro Quadratmeter gesunken, zehn Euro weniger als im Vorjahr.
Von Vera König