Feinstaub – das ist für viele gefühlt ein Problem, das vor allem die Chinesen und Inder in ihren Metropolen haben. Doch die Realität sieht anders aus. Auch und gerade in Hannover. Aktuelle Studien von MHH-Professor Axel Haverich zeigen, wie massiv sich die Giftstoffe in der Luft auf die Gesundheit der Bürger in der Stadt auswirken.
Der Herzspezialist und sein Team haben die wöchentlich durchschnittliche Feinstaubbelastung der letzten 20 Jahre in Verbindung zur Zahl der Herzinfarkte im jeweils gleichen Zeitraum gesetzt. Endgültige Ergebnisse wird es zwar erst in etwa einem halben Jahr geben – die Studie läuft noch –, doch schon jetzt steht fest: „In Wochen mit starker Feinstaubbelastung haben wir signifikant mehr Herzinfarkte zu verzeichnen“, berichtet Haverich. Für ihn steht fest: „Hannover hat ein Feinstaubproblem. Das kann man nicht wegdiskutieren.“
Zwar werden die EU-Grenzwerte für Feinstaub seit einiger Zeit nicht mehr überschritten, anders als bei den heiß diskutierten Stickoxiden, die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) hält diese jedoch für viel zu hoch und empfiehlt, sie auf weniger als die Hälfte zu reduzieren. „Wenn die Dosis hoch genug ist, dann ist Feinstaub tödlich“, sagt auch Haverich.
Eine Einschätzung, die auch eine zweite Studie des MHH-Professors bestätigt. Bei dieser kam heraus, dass nach Herztransplantationen Patienten, die in feinstaubbelasteten Zonen lebten, besonders schnell an Atherosklerose erkrankten, einer Verfettung der Blutgefäße.
120 Patienten wurden bei der Studie betrachtet, darunter auch viele aus Hannover. „Bei Leuten, die in Stöcken lebten, wo es viel Industrie gibt, oder an der Vahrenwalder Straße, sah das anders aus als bei Patienten aus dem Harz“, berichtet Haverich, aus dessen Sicht mittlerweile eine „ganz solide Statistik vorliegt“. Zumal mittlerweile auch Kollegen aus Hamburg die Daten weiterer 60 Patienten beisteuerten, die den Zusammenhang zwischen Feinstaub und der Entwicklung der Krankheit bestätigen.
Und: In den Ablagerungen in den Gefäßen, die operativ entfernt werden mussten, wiesen die Forscher sogar Feinstaubpartikel nach. „Das erklärt das höhere Risiko“, sagt Haverich.
Er würde seine Forschungen zum Feinstaub gern viel breiter aufstellen und eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe einrichten. Bisher blitzte der Professor mit seinen Anträgen auf vertiefte Studien jedoch bei mehreren Bundesministerien ab.
Aber es gibt auch Erkenntnisse, die Hoffnung machen. „Durch sportliche Aktivität und Bewegung kann man das Risiko deutlich senken“, sagt Haverich.
Bohnenkamp