Hannover: Viele Vorbehalte gegen Tempo-Bahnstrecke nach Bielefeld

Der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hannover und Bielefeld ist für den Bund eine wichtige Maßnahme, um die Eisenbahn „zu dem Verkehrsmittel des 21.Jahrhunderts zu machen“, wie es Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, nannte. Doch der Weg dorthin wird für die Bahn nicht leicht. Beim Auftakt des Planungsdialogs der Bahn mit (lokalen) Politikern, Bürgern und Bürgerinitiativen am Donnerstagabend schlug dem Unternehmen viel Skepsis und sogar Ablehnung gegenüber dem Großprojekt entgegen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Dialogveranstaltung online statt – bis zu 3000 Interessierte hatten sich bei der rund 90-minütigen Veranstaltung zugeschaltet. Dazu gab es mehr als 2000 Beiträge im parallel stattfindenden Chat. Zum Auftakt hatte die Bahn die Landrätin von Minden-Lübbecke, die Bürgermeisterin von Porta Westfalica, die Landräte der Kreise Herford und Schaumburg sowie den Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf per Videoschalte zu Wort kommen lassen. Ergebnis: Die Gleise greifen nachhaltig in Landschaft und Natur ein, die Strecke belastet Anlieger und die geplante Abkoppelung des Bahnhofes Minden von der Hochgeschwindigkeitsstrecke führe zu erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen für eine ganze Region. Gewünscht wurde nicht die Suche nach einer neuen Tempo-Variante, sondern der Ausbau der bestehenden Bahnstrecke. Bahn: Tempo-Strecke soll in 10 bis 15 Jahren befahrbar sein: Kritisiert hatte Mike Schmidt, der Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf, das generelle Vorgehen der Bahn: „Fünf Varianten sind schon eine Vorgabe, das hat die Bevölkerung schon verunsichert. Und wenn von diesen fünf Varianten nur zwei die 31 Minuten Fahrzeit schaffen, dann kann von einer Auswahl keine Rede sein.“ Manuela Herbort, die Konzernbevollmächtigte für Niedersachsen und Bremen, hatte vorher betont, die „Linienführung ist offen, auch wenn schon vieles gemutmaßt wurde“. Der ersten Züge sollen laut Bahn in etwa zehn bis 15 Jahren über die neue Strecke rasen – im Optimalfall. Die Bahnstrecke soll viergleisig und für Tempo 300 ausgebaut werden, um das Rhein-/Ruhrgebiet schneller mit Berlin zu verbinden und einen besseren Regionalverkehr zwischen Westfalen und Niedersachsen zu ermöglichen. Das Bahnprojekt, das Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030 ist, soll den Personen- und Güterverkehr verbessern, damit mehr Menschen auf die Schiene umsteigen und auf Inlandsflüge verzichten, so die Idee. Fünf Modell-Varianten gibt es. Die geschätzten Kosten liegen zwischen 1,9 und 5,9 Milliarden Euro. Um im künftigen Deutschlandtakt die Ballungsgebiete auch mit schnellen Umsteigeverbindungen besser zu verknüpfen, soll die Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld von derzeit 48 auf künftig 31 Minuten sinken. Binnen vier Stunden soll die Bahn künftig von Berlin nach Köln fahren. Der Umstieg am wichtigen Verkehrsknotenpunkt Hannover ist der Bahn dabei besonders wichtig. „Gemeinsamer Dialog kann zum Erfolg werden“: Zum Auftakt des Dialogs hatten Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (beide CDU) betont, dass eine frühe Beteiligung der Öffentlichkeit wichtig sei. „Ein gemeinsamer Dialog kann zum Erfolg führen“, sagte Althusmann. Der Streckenausbau ist für ihn offenbar alternativlos. Wenn man den Verkehr auf die Schiene verlagere, dann brauche man Kapazität, so der Minister. Der Bürgerdialog wird Anfang März fortgesetzt – mit einem Plenum, zu dem dann auch Vertreter von Bürgerinitiativen eingeladen werden. Lesen Sie auch Neue ICE-Strecke von Hannover nach Bielefeld an der A2? Jetzt werden die Bürger gefragt Neue Bahn-Schnellstrecke Hannover-Bielefeld: Heute startet der Bürgerdialog Von Andreas Voigt