Hannover: TiHo untersucht totes Elefantenbaby aus dem Zoo Osnabrück

Es wurde keine Woche alt: Im Zoo Osnabrück ist ein nur wenige Tage altes Elefantenbaby gestorben. Nachdem es am vergangenen Donnerstag zur Welt kam, verweigerte es die Nahrungsaufnahme aus den Zitzen der Mutter. Von Tag zu Tag weiter geschwächt wurde das Jungtier am Dienstag eingeschläfert. Was dem jungen Bullen fehlte, wird nun an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) untersucht. Auf dem ersten Blick sei die Erstgeburt von Mutter Sita gut verlaufen, heißt es aus dem Zoo in Osnabrück. Dennoch habe es von Anfang an Grund zur Sorge gegeben. „Das Neugeborene stand in einer Ecke des Elefantenhauses und der Rest der Herde in der anderen Ecke“, berichtet Andreas Wulftange, zoologischer Leiter und zuständig für die Asiatischen Elefanten im Zoo Osnabrück. Jungtier will nicht trinken – Flaschenaufzucht keine Option: Dazu gehörte auch die Mutter, die aber anschließend immer mehr Interesse entwickelte, ihr Baby berüsselte und ihm die Zitze gab. Dafür interessierte sich der Nachwuchs jedoch nicht. Ein „Schock“, wie Wulftange sagt. Ein Schock, der zunehmend in Hilflosigkeit umschlug. Denn trotz tagelanger Versuche, das Jungtier mit der Flasche an die Zitze der Mutter zu locken, wollte der kleine Bulle nicht an der Brust saugen. Lesen Sie auch: Allein unter Tieren: Ein Besuch im menschenleeren Zoo Hannover Eine Flaschenaufzucht war aus der Erfahrung anderer Fälle keine Option. „Die Jungtiere sind meist nur wenige Monate oder Jahre alt geworden, da sie schnell Infekte, Krankheiten oder Knochenerkrankungen entwickelten“, erklärt der osnabrücker Zootierarzt Thomas Scheibe. Der Grund: Asiatische Elefanten seien besonders abhängig von der originalen Muttermilch, mit der die Jungtiere lebensnotwendige mütterliche Antikörper aufnehmen würden. Zudem sei eine solche Aufzucht sehr vom Menschen geprägt und könnte die Sozialisierung in die Herde verhindern. TiHo untersucht Organe des Elefantenbabys: Ohne Nahrung verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Jungtiers zunehmend: Nicht nur, dass die Muskulatur bereits merklich abbaute. Weil am Montag auch noch starker Durchfall dazu kam, traf der Zoo einen Tag später die schwere Entscheidung, das Tier zu erlösen. „Wir haben alles versucht, auch mit Unterstützung vieler Experten“, so Wulftange, „aber am Ende mussten wir unsere Verantwortung wahrnehmen, damit das Tier nicht unnötig leidet.“ Am Mittwoch wurde der Leichnam in die Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover gebracht, um dort abschließend untersucht zu werden. Ein gängiger Prozess, sagt Lisa Simon, Sprecherin des Zoos Osnabrück: „Das machen wir mit allen Tieren, die plötzlich versterben.“ Krankheitsbefunde würde immer Aufschluss geben und könnten auch neue relevante Erkenntnisse für die Zukunft liefern. Der Ablauf der Untersuchung: „Es wird jedes einzelne Organ entnommen und geschaut, ob alles in Ordnung ist“, erklärt Sonja von Brethorst, Sprecherin der TiHo. Dazu werden auch Proben im Labor untersucht. Das Obduktionsergebnis soll dann in etwa drei Wochen vorliegen. Lesen Sie auch Hannover: Corona-Spürhunde bald an Flughäfen und Restaurants? Sparzwang: Müssen Hannovers Hochschulen Studienplätze abbauen? Hannover: TiHo startet Umfrage zu Nutria und anderen invasiven Arten Von Jens Strube