Hannover: Sushi-Wirt lässt 3,7 Millionen Steuern unter den Tisch fallen

Ob Flusskrebs, Sushi oder Surimi: Das Asia-Restaurant in Hannovers Innenstadt galt als gute und vor allem günstige Adresse. Und mit dieser Idee scheint Wirt Xiaoshang W. (48) es zu beträchtlichem Reichtum gebracht zu haben. Zumindest, wenn man dem Finanzamt Hannover glaubt. Am Dienstag wurde dem eingebürgerten Chinesen vor dem Schöffengericht die Rechnung präsentiert: 3,7 Millionen Euro soll W. an Steuern hinterzogen haben. Dem Gastronom werden 28 Taten zur Last gelegt. Zeitraum 2008 bis 2016. Allein im Jahr 2013 habe der Angeklagte 1,095 Millionen Euro nicht an den Fiskus abgeführt, heißt es in der Anklage. 2016 machte das Lokal dicht. Anwalt will Bewährungsstrafe: Anwalt Ralf Thesing regte Verständigungsgespräche an. Sein Ziel: eine Haftstrafe von unter zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Antwort des Ersten Staatsanwalts, Dirk Lassen: „Dann können wir das gleich lassen.“ Seine Rezeptempfehlung lautet: Erbsensuppe anstatt Ente süß-sauer. Gegen eine Bewährungsstrafe spricht auch, dass der Angeklagte bislang lediglich rund 8000 Euro ans Finanzamt Hannover zurückgezahlt hat. Laut Bundesgerichtshof (BGH) sind Haftstrafen ohne Bewährung bei einem Schaden von mehr als einer Million Euro zwingend. Die Strafgewalt des Schöffengerichts endet bei vier Jahren Gefängnis. Bislang sei der Angeklagte nicht geständig, teilte Gerichtssprecher Koray Freudenberg mit. Betrugssoftware eingesetzt: Dabei hat es bereits ein Verfahren in dieser Angelegenheit gegeben. Das Landgericht Göttingen verurteilte einen Angeklagten zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis. Er hatte die Manipulationssoftware entwickelt, die im Kassensystem des Restaurantsbesitzers Umsätze einfach unter den Tisch fallen ließ. Dem Angeklagten in Göttingen konnten in diesem Fall eine Schadenssumme von einer Million Euro nachgewiesen werden. Dafür hat er als Einzelstrafe zwei Jahre und vier Monate Haft bekommen. Und er ist lediglich wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilt worden. Wie die Software arbeitete, wird am nächsten Prozesstag, 2. März, gezeigt werden. Per USB-Stick konnte das Programm ganz einfach geladen werden. Warum ist kein Betrug angeklagt? Das Gesetz setzt bei diesem Vergehen die bewusste Täuschung einer natürlichen Person voraus. Lesen Sie auch Stadt Hannover: Großer Untreue-Prozess beginnt Von Thomas Nagel