Hannover: Stellen streichen als „quick win“

Im Rathaus rumort es. Mit seiner Rede zur Haushaltseinbringung hat Stadtkämmerer Axel von der Ohe (SPD) für Empörung unter den gut 11.000 Beschäftigten gesorgt. Wegen des Rekorddefizits wirbt der Finanzdezernent dafür, „Etabliertes infrage zu stellen, eingeübte Arbeitsformen zu überprüfen und dort, wo wir – wie auf dem Feld der Digitalisierung – Nachholbedarfe haben, besser zu werden“. Man habe für „kurzfristige Personalkosteneinsparungen“ Potenziale in einer Größenordnung von rund 100 Vollzeitstellen identifiziert, fuhr der Finanzdezernent am Ende der als Videokonferenz übertragenen Ratssitzung aus. Er beruft sich auf „eine Art Testlauf“ mit der Unternehmensberatung KPMG. Gemeinsam habe man nach so genannten „quick wins“(schnelle Gewinne) geforscht. „Erst am Anfang“: In dieser Ausführung stünden „Dinge drin, die von uns gar nicht mitgetragen werden“, sagt Karin Gödecke, Chefin des Gesamtpersonalrats (GPR). Von der Ohe tue so, als seien Beschlüsse gefasst. „Tatsächlich stehen wir erst am Anfang eines Sondierungsprozesses.“ Wegen Arbeitsverdichtung und neuer übertragener Aufgaben hatten die einzelnen Fachbereiche einen Bedarf an 1200 zusätzlichen Stellen angemeldet. Die Stadt will nur 247 neue Jobs schaffen, das Gros mit fast 160 bereits refinanziert. Angesichts dieser Fakten von Personalkosteneinsparung zu reden, macht die Mitarbeiterlobby fassungslos. „Das Gutachten der Berater liegt uns noch nicht vor.“ Einem Auftrag an Externe zugestimmt: „Wir werden die Frage beantworten, welche Leistungen wirtschaftlicher von externen Dritten erbracht werden können, wie unsere Arbeitsprozesse durch mehr Tempo bei der Digitalisierung effizienter und zugleich kundenfreundlicher gestaltet werden können“, versichert der Stadtkämmerer. Die Chefin des Gesamtpersonalrats kontert: „Wir mauern nicht bei der Vergabe von Dienstleistungen an Dritte, wenn sie denn begründet sind und eigene Mitarbeiter sie nicht leisten können.“ Schon vor einem halben Jahr habe der GPR zugestimmt, dass für die Digitalisierung großer Bauakten ein Auftrag an Externe geht. Durchbruch nicht in Sicht: Der neue Streit um ein altes leidiges Thema könnte die Verhandlungen über den Tarifvertrag Beschäftigungssicherung stören. Sie laufen seit Wochen. Ein Durchbruch ist für den neuen Personaldezernenten Lars Baumann nach der wie eine Kampfansage wahrgenommenen Rede seines Finanzkollegen von der Ohe nicht so leicht möglich. Der Rat wird den Doppelhaushalt 2021/2022 am 25. März beschließen – zeitgleich mit einem neuen Sparpaket. Trotz roter Zahlen in Millionenhöhe will die Stadt Investitionen in einer Größenordnung stemmen wie nicht mal zu Expo-Zeiten. Jeder vierte Euro soll der Bildung zugutekommen. Lesen Sie auch: Hannover gibt jeden vierten Euro für Bildung aus – Politik begrüßt das Rekordlöcher im Haushalt – aber Hannover investiert so viel wie nie Von Vera König

Hannover: Stellen streichen als „quick win“ – Rede des Kämmerers empört