Hannover: Sanierung des Gartentheaters in Herrenhausen geht weiter

Absperrgitter halten die Besucher fern. Statt ihrer scheinen die acht goldenen Figuren, selbst erst im Sommer neu hier aufgestellt, neugierig vom Zuschauerbereich aus, die Baustelle zu beobachten. Doch während der verlängerten Feiertage ruht auch hier die Arbeit. Mitte Dezember hat der zweite Bauabschnitt zur Restaurierung des Gartentheaters im Großen Garten in Herrenhausen begonnen. Am Ende der Arbeiten soll der ursprüngliche Zustand von 1690 wieder hergestellt sein. Mehrere Bagger unterschiedlicher Größe warten auf ihren weiteren Einsatz. Ihre bisherige Arbeit ist deutlich erkennbar. Die einst die lang gezogene Naturbühne rahmenden Linden sind gefallen. Ihre Stümpfe und gekappte Wurzelstöcke ragen aus dem Boden. Auch ein Teil der Hainbuchenhecken musste weichen. Wie eine Reihe überdimensionierter Maulwurfshügel begrenzt aufgeworfenes Erdreich die ehemaligen Heckenspaliere. Die Podeste am Bühneneingang sind leer. Die goldenen Kämpfer, die dort standen, sind eingelagert. Sie werden jetzt noch einmal überarbeitet, damit sie im Frühjahr wieder glänzen können. Rückkehr wertvollen Kulturguts: Mit der Sanierung des Gartentheaters kehrt ein Stück wertvollen Kulturguts zurück. 1690 als barocke Kulissenbühne angelegt – ein knappes halbes Jahrhundert nach Ende des 30-jährigen Krieges – ist es nach derzeitigem Stand der Forschung das älteste Heckentheater in der Gartenkunstgeschichte. Und damit war es von wegweisender Bedeutung für alle weiteren Gartentheater. Wobei Herrenhausen mehr als nur Vorreiter war: Seine Größe, seine reiche Ausstattung, die Verbindung des an ein antikes Amphitheater erinnernden Zuschauerraums mit der Bühne, aber auch die Eingliederung in die gesamte Gartenanlage sind weltweit einmalig. Doch im 20. Jahrhundert wurden eine Reihe von Veränderungen vorgenommen, die den Gesamteindruck deutlich beeinträchtigten. Insbesondere die Raumaufteilung und die räumliche Wirkung des Ensembles wurden stark verändert, der spielerische Charakter durch massivere Strukturen vergröbert. Sanierung kostet 500.000 Euro: Die Sanierung, die insgesamt rund 500.000 Euro kostet, wurde in intensiver Abstimmung mit der städtischen Denkmalpflege, dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität und dem Landesamt für Denkmalpflege entwickelt. Bis Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann werden anstelle der gerodeten Linden am Bühnenrand neue Bäume stehen, deren Kronen einen kegelförmigen Schnitt wie zu Zeiten der Kurfürstin Sophie erhalten. Der Kronenansatz liegt dabei ein Stück über den Hecken, sodass ein Streifen Himmel frei bleibt und so zu der luftigeren Atmosphäre der Anlage beiträgt. Die Baumreihen dienen mit ihrer zentralperspektivischen Anlage zusammen mit den Figuren als wichtiges Bindeglied zwischen Zuschauerraum und Bühne. Lesen Sie auch Sanierung in Herrenhausen: Gartentheater wird wieder wie 1690 Welfen in Hannover: Fürstenhaus Herrenhausen soll saniert werden Hannover: Neuntklässler erleben barocke Welt in Herrenhausen So sah es früher in Herrenhausen aus – NP - Neue Presse Die Hainbuchenhecken werden neu gepflanzt, aber so, dass zwei ursprünglich vorhandene Durchgänge durch die Kulissenhecken wiederhergestellt werden. Ganz am Ende der lang gezogenen Bühne bleibt die kleine Kaskade, deren Balustrade dann wie zu Ursprungszeiten vier goldene Figuren zieren werden – erstmals wieder seit 200 Jahren. Von Andreas Krasselt