Hannover: Keine Einigung über Sparkurs bei der Messe AG bislang

Es bleibt ein zähes Ringen. Über den Sparkurs bei der Deutschen Messe AG konnten sich Messe-Vorstand und Arbeitnehmervertreter, zu denen sowohl der Betriebsrat als auch die IG Metall gehören, am Donnerstag im Rathaus in vertraulicher Runde nicht grundlegend einigen – die Positionen lägen nach wie vor weit auseinander, war nach Schluss der Sitzung zu erfahren. Der Messe-Vorstand wolle weiterhin 250 der aktuell 730 Stellen abbauen, stelle dafür aber zu wenig Geld zur Verfügung, etwa für Abfindungen, Vorruhestand oder Altersteilzeit. Die Messe AG hatte nach der Aufsichtsratssitzung geäußert, die Stellen sollten bis 2027 sozialverträglich durch Fluktuation und Freiwilligenprogramme erfolgen. Keine Annäherung soll es am Donnerstag auch beim Thema geplante Ausgliederung einzelner Unternehmensteile gegeben haben. Der Aufsichtsrat hatte sich für das Outsourcing etwa der Gastronomie und des Gebäudemanagements ausgesprochen sowie für Einsparungen bei der Verwaltung von bis zu 15 Prozent der Stellen. Nach NP-Informationen soll Messechef Jochen Köckler beim Outsourcing nun auch Kündigungen möglich machen. Die Arbeitnehmerseite hingegen fordert Versetzungen und Qualifizierungen der betroffenen Mitarbeiter. Druck wächst – Freitag muss eine Einigung gefunden werden: Nachdem es am Donnerstag offenbar zu keiner echten Annäherung gekommen ist, muss eine Entscheidung nun am Freitag fallen, denn ohne Einigung gibt es keine Bürgschaften und damit auch keinen Kredit für die Messe. Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) hatte Anfang der Woche eine Senkung der Personalkosten gefordert. Das Land hält rund die Hälfte der Anteile an der Messe AG, weitere große Anteilseigner sind Stadt und Region Hannover. Bis Freitag sollen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber nun verständigen. Vorher will das Land keine Bürgschaften für weitere Kredite geben. Das hatte das Land am Mittwoch unmissverständlich klar gemacht. Die Messe AG war vor allem durch den Ausfall vieler Messen infolge der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten. Die Messe rechnet für dieses Jahr mit einem Minus von gut 100 Millionen Euro – bei einem Umsatz in Höhe von 95 Millionen Euro. 2019 lag der Umsatz noch bei knapp 350 Millionen Euro. Die Messe rechnet mit keiner schnellen Erholung und will sich künftig noch stärker auf Vertrieb, Neugeschäft und hybride Messeformate konzentrieren. Auch Kurzarbeit im nächsten Jahr, die Reduzierung der Wochenarbeitszeit 2022, Einschnitte bei Führungskräften sowie das Abschaffen von tariflichen und übertariflichen Leistungen sind geplant. Vielen dieser Vorhaben stehen die Arbeitnehmer bislang sehr kritisch gegenüberstehen. Lesen Sie auch: Hannover: Messe-Aufsichtsrat für harten Sparkurs mit Stellenabbau Deutsche Messe AG: Gespräche über Zukunft erneut vertagt Hannover: Messe erwartet 100 Millionen Euro Verlust - Insolvenz droht Von Andreas Voigt