Hannover: Ist Rentnerin Opfer übereifriger Polizisten?

Am 20. März liefen Tausende von sogenannten Querdenkern durch Kassel und demonstrierten gegen die Corona-Maßnahmen. Die Allermeisten trugen keine Masken und hielten auch nicht den Mindestabstand ein. Die Polizei ließ sie gewähren. Regina Schmidt (69, Name geändert) erzürnen diese Bilder. Die Rentnerin aus Hannover soll 178,50 Euro Geldbuße zahlen, weil sie an einer Stadtbahn-Haltestelle kurzfristig die Maske von der Nase nahm. Die Region Hannover hat fast 7000 Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht geführt. Die Einnahmen belaufen sich auf 383.400 Euro. „Bei Vorlage qualifizierter ärztlicher Atteste wird auf die Verhängung von Bußgeldern verzichtet“, erklärt Regionssprecherin Carmen Pförtner. Aber: „Eine pauschale Bescheinigung reicht nicht aus.“ Nach langem Anstehen mit Maske erschöpft: Regina Schmidt hat am 7. Dezember 2020 eine halbe Stunde vor der Postbank in Vahrenwald angestanden – mit Maske. „Danach war ich total fertig“, erzählt die asthmakranke Rentnerin. Als sie dann auf den Hochbahnsteig „Dragonerstraße“ (stadteinwärts) ging, zog sie die Maske von der Nase. Nur noch der Mund war bedeckt. Um sie herum sei keine Menschenseele gewesen. Doch aus etwa 20 Meter Entfernung kamen zwei Polizeibeamte auf sie zu. Die Polizisten leiteten ein Owi-Verfahren gegen die Rentnerin ein, trotz ihrer Erklärungen. Nun soll die Frau mit einer monatlichen Rente von 1100 Euro 178,50 Euro Bußgeld bezahlen. Sie hat bei der Region Hannover ein ärztliches Attest vorgelegt. Daraus geht hervor, dass sie wegen ihrer chronischen Atemwegserkrankung „nicht ununterbrochen“ einen Mund-Nasen-Schutz tragen kann. Angst für eine Querdenkerin gehalten zu werden: Regina Schmidt hat mehr als drei Jahrzehnte in der Altenpflege gearbeitet. Sie weiß, dass sie aufgrund ihres Alters und ihrer Erkrankung im doppelten Sinne zur Risikogruppe gehört. „Ich bin keine Maskengegnerin – ganz im Gegenteil.“ Aber nach dem langen Anstehen mit Maske hatte sie Atemnot. „Ich brauchte einfach frische Luft“, sagt sie. Sie hat die NP gebeten, nicht ihren Namen zu nennen. Denn die Rentnerin befürchtet, dass einige ihrer Mitmenschen sie irrtümlicherweise für eine Querdenkerin halten könnten. Corona-Zeiten sind hysterische Zeiten. Lesen Sie auch Maskenkontrolle: Bürger wünschen sich Schilder und Klarheit Über diese fünf Corona-Absurditäten schütteln die Deutschen den Kopf Kaum Masken am Maschsee: Warum hält sich keiner an die Pflicht? Die Region Hannover wollte sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu dem Einzelfall äußern. Von Thomas Nagel