Hannover: Impfung für 700 Praxisärzte – aber Hebammen gehen leer aus

Nachdem am vergangenen Wochenende zwei Drittel der Praxisärzte und Mitarbeiter nicht zum vereinbarten Impftermin auf dem Messegelände erschienen waren ( NP berichtete ), sind für diesen Sonnabend 700 Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitende der Praxen zum Impfen angemeldet. Ob die Ausfallquote, die sonst üblich bei rund zehn Prozent liege, erneut so hoch ist, konnte Regionssprecherin Christina Kreutz noch nicht beantworten. „Wir haben dazu noch keine Rückmeldung vom Impfzentrum erhalten, rechnen frühestens zu Wochenbeginn damit“, teilte sie auf NP-Anfrage mit. Die Präsidentin der niedersächsischen Ärztekammer, Martina Wenker, vermutet als Grund für die geringe Impfquote Vorbehalte gegen den Impfstoff von Astrazeneca. Vor einer Woche sei man noch von Komplikationen durch den Impfstoff ausgegangen. Deshalb könne sie die Zurückhaltung gut verstehen, so Wenker. Das Vakzin sei inzwischen rehabilitiert. Das Vertrauen in Astrazeneca müsse jetzt wieder aufgebaut werden. Hat das Land die Hebammenpraxen vergessen? Meike Wiecha vom Geburtshaus Eilenriede hat für das Verhalten der Ärzte kein Verständnis. Als Hebamme gehört sie laut Impfverordnung des Bundes in die zweithöchste Prioritätsgruppe und könnte damit – zumindest in der Theorie – seit Ende Februar geimpft werden. „Während die meisten Hebammen in Kliniken längst geimpft wurden, haben wir außerklinischen Geburtshelfer das Nachsehen. Das Land hat uns Hebammenpraxen offensichtlich vergessen“, ärgert sich Wiecha. Bei ihrer Arbeit haben die acht Hebammen im Geburtshaus direkten Kontakt zu Schwangeren. Anders als in Kliniken müssen die Frauen hier unter der Geburt keine Maske tragen, berichtet die Hebamme: „Wir sind dadurch verstärkt Aerosolwolken ausgesetzt. Wenn sich eine von uns mit Corona infiziert, hätte das auf vielen Ebenen katastrophale Folgen, auch die Versorgung der Frauen im Wochenbett wäre gefährdet.“ Nur eine von acht Hebammen hat bisher einen Impftermin: Dennoch hat bisher nur eine der acht Geburtshaus-Hebammen einen Termin zur Impfung bekommen. „Wir anderen warten immer noch. Und 200 Praxisärzte und ihre Mitarbeiter lassen zur gleichen Zeit einfach ihre Impftermine verstreichen. Das ist dumm und absolut unsolidarisch allen Anderen gegenüber, die verzweifelt auf einen Termin warten“, beklagt die Hebamme. Auch die Vorsitzende des Hebammenverband Niedersachsen, Veronika Bujny, bedauert die Verzögerungen: „Das dauert alles zu lange.“ Von Britta Lüers