Hannover: Diebesbande bestiehlt gezielt Senioren

Gezielt suchten sie sich ältere Menschen über Telefonkontakte aus. Dann stellten sie sich als Mitarbeiter der „städtischen Wasserwerke“ vor. So verschafften sich die Täter Zugang zu den Wohnungen in Garbsen, Hemmingen, Lehrte, Wunstorf, Springe und Ronnenberg. Seit Freitag müssen sich drei Männer und eine Frau wegen gewerbsmäßigen Bandendiebstahls vor dem Landgericht Hannover verantworten. Danny S. (44), Romeo P. (29) und Johann P. (44) gelten laut Richter Martin Grote als „gerichtserfahren“. Eine wohlmeinde Bezeichnung für professionelle Kriminelle. Beute hat einen Wert von 26.000 Euro: Bei den zwölf Taten sollen die Angeklagten Wertsachen und Geld in Höhe von 26.000 Euro erbeutet haben. Nach einer längeren Observation wurden die drei Männer am 26. Mai nach dem letzten Coup in Völksen (Springe) festgenommen. Die Beute im Wert von rund 2000 Euro konnte dem 81-jährigen Opfer wieder gegeben werden. Dass die Leidtragenden so alt sind (67 bis 92 Jahre), stellt das Gericht vor Probleme. Denn zwei Senioren seien im November verstorben, teilte Richter Martin Grote mit. Also fehlen der 19. Kammer in zwei Fällen die Augenzeugen. Opfer wurden abgelenkt: Staatsanwalt Torben Jedamski wirft den Angeklagten vor: Zwischen Januar und Mai 2020 haben sie in wechselnder Besetzung (zwei Mittäter sind noch flüchtig) bei vorher ausgesuchten Senioren geklingelt. „Es hat in der Nachbarschaft einen Wasserrohrbruch gegeben“, stellten sie sich als Mitarbeiter des „Wasserwerks“ vor. Sie zeigten sogar Ausweise. Ihr Eintreffen war zuvor von einem Komplizen telefonisch angekündigt worden. Ihre Opfer mussten im Bad Dusche und Wasserhahn aufdrehen. Während sie so abgelenkt wurden, ließen die Täter einen Komplizen in die Wohnung. Gezielt suchten die Männer nach Bargeld, Münzen und Schmuck. Gericht bietet Verständigung an: Die Anwälte zeigten sich für Verständigungsgespräche „grundsätzlich“ bereit. Richter Grote hatte das Angebot unterbreitet. Ob es Einlassungen oder Geständnisse geben wird, ist derzeit noch offen. Ein Psychiater wird ein Gutachten erstellen, ob die drei männlichen Angeklagten wegen ihrer Drogensucht ein Fall für die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt seien. Claudia H. (55), die Vierte im Bunde, wird eine Beihilfe zum gewerbsmäßigen Bandendiebstahl vorgeworfen. Sie soll am 25. Mai für den Einbruch in Wunstorf das Fluchtauto gemietet haben. Lesen Sie auch: Garbsen/Seelze - Jeder kann Opfer sein: Täter kennen alle Tricks – NP - Neue Presse LKA - Niedersachsen: Trickdiebe erbeuten 2,3 Millionen – NP - Neue Presse Hannover-Pattensen: Trickbetrüger erbeuten 50.000 Euro von Ehepaar Von Thomas Nagel