Hannover: Betonbrocken von Telemoritz gestürzt

In der Nacht zu Dienstag ist mindestens ein Betonbrocken vom Telemoritz hinter dem Hauptbahnhof (Mitte) gestürzt. Polizei und Feuerwehr haben den Bereich weiträumig abgesperrt und mit der Ursachenforschung begonnen. Zwei Zeugen hatten gegen 0.45 Uhr die Einsatzkräfte alarmiert. Sie berichteten von einem etwa 20 bis 30 Zentimeter großen Betonstück, das von dem ehemaligen Fernmeldeturm gefallen war und sie nur knapp verfehlt hätte. Ursprünglich hatte die Polizei von mehreren Steinen berichtet. Laut Tobias Riepe, Sprecher des Turm-Eigentümers VW Nutzfahrzeuge (VWN), hat sich allerdings nur ein etwa ziegelsteingroßes Betonelement vom Sims des Turms gelöst. „Das wird dann auf dem Boden in mehrere Teile zersprungen sein“, sagt er zur NP. Nach Riepes Angaben ist das Element aus einer Höhe von etwa 70 Metern auf den Boden geprallt. „Es hat sich an der unteren Plattform zwischen zwei der dortigen Lamellen gelöst.“ Areal weiträumig abgesperrt: Das Areal um den Telemoritz oder VW-Tower, wie er nach der Übernahmen durch VWN auch genannt wird, ist weiträumig abgesperrt. Der Autoverkehr aus Richtung Vahrenwald wird über Rundestraße umgeleitet, vorbei an Zu- und Abfahrt des ZOB. Es kommt zu erheblichen Behinderungen – auch im Busverkehr. Bei einigen Autofahrern scheinen die Nerven schon blank zu liegen. Öfter wird gehupt, gelegentlich an der Ampelkreuzung zur Hamburger Allee auch etwas rücksichtslos überholt, wenn ein irritierter Vordermann nicht schnell genug in die Gänge kommt. Berliner Allee, Hamburger Allee und auch die Raschplatzhochstraße sind dicht, voraussichtlich noch bis mindestens 16 Uhr. Umleitungsempfehlungen führen durch die List. Die Verkehrsmanagementzentrale rät, den Bereich weiträumig zu umfahren. Die Raschplatzhochstraße ist mittlerweile (Stand 15.30 Uhr) wieder frei gegeben. Gitter sperren die Wege rund um den Telemoritz auch für Fußgänger und Radfahrer. Der Zugang zur Hausnummer 23A, dem letzten Hauseingang vor dem Turm, ist noch möglich, dahinter endet der Weg. Passanten und Radler, die sich in die Richtung bewegen wollen, werden von freundlichen Polizisten darauf hingewiesen, dass es dort nicht weiter geht. Der Zugang zu Kaufland ist auch nur über den Parkplatz des Supermarktes möglich. Industriekletterer sollen die Ursache finden: Vor dem Telemoritz haben Industriekletterer ihre Seile und anderen Ausrüstungsgegenstände bereitgelegt. „Wir haben am Morgen bereits eine Sichtprüfung mit einer Drohne gemacht“, so VWN-Sprecher Riepe. „Die Ergebnisse werden gerade ausgewertet. Die Industriekletterer werden jetzt noch eine klassische technische Prüfung vornehmen, unter anderem durch Abklopfen der betroffenen Region.“ Wo genau sich der Stein gelöst habe, sei durch die Drohnenprüfung festgestellt worden. „Wir können aber noch nicht sagen, warum er sich gelöst hat.“ Riepe betonte, dass erst im vergangenen Jahr eine sogenannte große Prüfung der Verkehrssicherheit von Experten durchgeführt worden sei. „Der Prüfbericht hat keine Handlungsempfehlungen ergeben. Dass sich jetzt etwas gelöst hat, war nicht abzusehen.“ Nun müsse man abwarten, was die Untersuchung ergebe. „Bislang wurde aber keine weitere Stelle gefunden, an der etwas lose wäre“, sagte er am Nachmittag. Auch Bauexperten der Stadt haben sich am Dienstag ein Bild von der Lage gemacht. „Die Gebäudeeigentümerin hat richtig gehandelt, indem sie bereits selbst einen Sachverständigen beauftragt hat“, so Sprecher Dennis Dix auf Anfrage. „Nun bleibt abzuwarten, was das Gutachten ergibt.“ Offiziell heißt der 141 Meter hohe Turm neben der Raschplatzhochstraße zwar VW-Tower, im Volksmund kennt ihn aber jeder nur unter der Bezeichnung „alter Fernsehturm“ oder „Telemoritz“. Ursprünglich sollte der Turm neben der 1950/52 gebauten und 2003 für den Bau der Ernst-August-Galerie abgerissenen Hauptpost direkt vor dem Hauptbahnhof errichtet werden. Aus städtebaulichen Gründen wurde dann aber der Standort Raschplatz gewählt und der Turm 1958/59 dort gebaut. Ein geplantes „Turm-Café“ wurde nie realisiert. Öffentlich zugänglich war der alte Fernsehturm noch nie. Technisch kommt dem Bauwerk eine besondere Bedeutung zu, da er einer der ersten Türme ist, die aus Stahlbeton gebaut wurden. Die Deutsche Post hatte den „Telemoritz“ im April 1960 in Betrieb genommen. Nach Inbetriebnahme des neuen Fernsehturms im Stadtteil Groß-Buchholz, dem „Telemax“, wurden die funktechnischen Anlagen des alten Turms 1992 dann entweder ganz abgebaut oder auf den neuen verlagert. Im Jahr 2000 hatte der VW-Konzern den „Telemoritz“ zu einem bislang unbekannten Symbolpreis erworben und brachte zu Werbezwecken unterhalb der Turmspitze ein drehbares Volkswagen-Logo an, das 2019 erneuert wurde. Lesen Sie auch Der VWN-Tower an Hannovers Raschplatz leuchtet wieder: Das ist neu Corona-Aktion: Lichtkünstler illuminieren Telemoritz in Hannover Hannover: Neues Logo auf VWN-Tower Von Andreas Krasselt

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