Hannover: Anklage wegen Volksverhetzung, Belit Onay mit Anschlag gedroht

Mindestens 18 Drohschreiben hat ein junger, mutmaßlich rechtsextremer Mann aus Hannover an Menschen mit Migrationsgeschichte geschickt – nach NP-Informationen vornehmlich an Bürger in der Südstadt. Auch Oberbürgermeister Belit Onay hatte der 19-Jährige im Mai per Brief bedroht: Sollte er nicht seine Ämter aufgeben, würde er ihn mit Sprengstoff töten. Beileibe nicht die erste Drohung: Onay hatte im Juli eine konkrete Morddrohung der rechtsextremen Gruppe „NSU 2.0“ erhalten, die mit „Heil Hitler“ unterzeichnet worden war. Auch im Wahlkampf sei er bedroht worden, berichtete er der NP. „Mehrfach bin ich rassistisch bepöbelt worden“. Einmal sei einer auf ihn zugekommen und habe gedroht: „Ich hau Dir auf die Fresse.“ Nun wurde ein Täter erwischt, dem 19-Jährigen wird der Prozess gemacht. Den 18 weiteren Adressaten hatte der junge Mann geschrieben, sie sollten verschwinden oder müssten „entsorgt“ werden. Er fühle sich dadurch gestört, dass sie hier wohnen würden. In der Nähe eines der Tatorte, sprich Briefkästen, wurde der 19-Jährige im Sommer schließlich gefasst. Die Anklage sei zum Jugendrichter des Amtsgerichts Hannover gegangen, einen Hauptverhandlungstermin gebe es noch nicht, sagte Thomas Klinge, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der junge Mann sei ein Heranwachsender. Einen Zusammenhang mit den Drohbriefen an türkischstämmige Geschäftsleute vom Sommer sieht Klinge bisher nicht. Lothar Pollähne (SPD), Bezirksbürgermeister der Südstadt, der sich seit Jahren auch immer mal wieder rechtsextremen Drohungen per Email, Briefen oder Telefonaten ausgesetzt sieht, dachte eigentlich, dass in seinem Bezirk Ruhe eingekehrt ist. „Vor drei bis vier Jahren hatte die Truppe von ,Besseres Hannover’ versucht, rund um den Heinrich-Heine-Platz vor Schulen zu agitieren, aber das hat zum Glück aufgehört“, sagte er der NP. Die Strafverfolgungsbehörden seien eingeschritten, es habe auch Platzverbote gegeben. Von Petra Rückerl