Grünen-OB-Kandidat Belit Onay über schwarz-rote Vergangenheit

Ist Belit Onay, der OB-Kandidat der Grünen, ein politisches Irrlicht? Diesen Eindruck sollen offenbar Fotos erwecken, die gerade in sozialen Medien kursieren. Onay hatte im Wintersemester 2004/05 an der Universität Hannover (heute Leibniz Uni) fürs Hochschulparlament kandidiert – auf einer Liste des konservativen RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten). „Ich stehe dazu“, sagt Onay. „Das spricht dafür, dass ich pragmatisch bin.“ Dem Juristen, Sohn einer Gastarbeiterfamilie aus Goslar, stand auf Seite der Liste „Jusos und Unabhängige“ Düzen Tekkal, heute Journalistin und Autorin, gegenüber. Onay bewarb sich für „RCDS und friends“ –und schaffte anders als Tekkal den Einzug ins Hochschulparlament. „Mir ging es darum, die Situation internationaler Studierenden zu verbessern“, erklärt der Landtagsabgeordnete den Anspruch von damals. „Der RCDS hatte auf seiner Liste noch einen Platz frei. Ich kannte ein paar der Mitstreiter ganz gut und bin darum angetreten.“ Kurze Zeit Mitglied der SPD: Ob das vor oder nach seiner Mitgliedschaft bei der SPD war, über die der OB-Kandidat bislang nichts berichtet hatte, kann sich der 38-Jährige nicht erinnern. Von der NP auf das frühere rote Parteibuch angesprochen, gibt er auch das zu: „Kann man vielleicht verstehen. Ich stamme aus Goslar – und da war Sigmar Gabriel eine Lichtgestalt.“ Eine politische Heimat war die SPD für Onay nur sehr kurze Zeit. 2008 wurde er Mitglied der Grünen und lernte die Landtagsabgeordnete Filiz Polat kennen, deren Büro er dann leitete. Polat habe ihn geprägt. „Ich kenne keine Berührungsängste“: Heute komme politisch nichts mehr in Frage für ihn als die Grünen, versichert Onay. Aber es sei gut, im demokratischen Spektrum eigene andere Erfahrungen gemacht zu haben. „Ich kenne keine Berührungsängste.“ Vielleicht, so seine Hoffnung, zeigten seine politischen Exkursionen, „dass ich wirklich offen bin für Bündnisse“. Nach diesen Bekenntnissen fragte die NP nach, warum der Grüne das Jura-Studium nur mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen hat. Auch da gibt es inzwischen Gerüchte – das zweite habe er nicht geschafft. „Stimmt nicht“, so Onay. „Ich habe nie als Richter oder Rechtsanwalt arbeiten wollen.“ Promotion war in Arbeit: Eine Promotion über Wirtschaftsvölkerrecht war in Arbeit, als sich der Deutsche mit türkischen Wurzeln 2013 von den Grünen für die Landtagswahl aufstellen ließ. „Platz 18 galt damals als aussichtslos“, berichtet er. „Ich hab’s dann doch geschafft.“ Für die Promotion reichte die Zeit nicht mehr. Ihm Erfahrungen mit dem RCDS oder die Mitgliedschaft in der SPD anzulasten, mache keinen Sinn, findet Onay. In Sachen Polizeigesetz sei er auch Koalitionen mit der FDP eingegangen. Genau das sei sein Ziel: „Kein Lagerdenken. Für stabile Verhältnisse sorgen. Die Opposition im Rat einbinden.“ Sollte er bei den Stichwahl gegen Eckhard Scholz (CDU) am 10. November als Sieger herausgehen, sei es die erste Aufgabe als neuer OB, „den Bedarf an Normalität und Arbeitsfähigkeit in der Verwaltung wiederherzustellen“, so der Bewerber. Damit die CDU sein Bekenntnis zur Offenheit glaubt, schiebt er noch ein Kompliment für den letzten Christdemokraten an der Verwaltungsspitze hinterher: „Thomas Walter war für mich einer der besten Sozialdezernenten bundesweit.“ Lesen Sie auch: Onay: Ich will ein Brückenbauer sein Scholz: Ich möchte ein OB zum Anfassen sein Von Vera König

OB-Stichwahl - „Politisches Irrlicht?“ – Onay wegen RCDS-Vergangenheit in der Kritik