Geburtstags-Demo in Hannover: Fridays for Future legen kurzzeitig Aegi lahm

Am 18. Januar 2019 hallte der Ruf erstmals durch die Straßen von Hannover: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Damals als reiner Schülerprotest gestartet, hat die Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) inzwischen Unterstützer in allen Kreisen der Gesellschaft gefunden. Trotz scharfer Corona-Regeln gingen die jungen Umweltaktivisten am Freitag wieder auf die Straße. Anlässlich des zweiten Jahrestages des ersten Klimastreiks in Hannover zeigten sie sich wieder kreativ – und sorgten für einen kurzzeitigen Verkehrsstillstand. Unter dem Motto „wisst ihr noch warum“ machten die Fridays Hannover erneut auf die bereits merkbaren Folgen des Klimawandels aufmerksam. Ob auf kommunaler, auf Landes- oder Bundesebene: „Die Politik ignoriert noch immer die Erkenntnisse und Warnungen der Wissenschaft“, klagt Demo-Mitorganisatorin Gina-Marie Burgdorf (21). In Bezug auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels sei noch immer zu wenig passiert. Aktivisten kommen mit Schlitten zur Demo: Wie vor zwei Jahren, als etwa 2300 Schüler erstmals für nachhaltige Klimapolitik in Hannover demonstrierten, startete auch die Geburtstags-Demo am Kröpcke. Viele der Teilnehmer kamen mit Schlitten zum Demostart um 15 Uhr. „Als Symbol für die bereits merkbaren Folgen des Klimawandels, wie ausbleibenden Schnee im Winter“, so Burgdorf. Pietro Altermatt (56) von den Scientists for Future hatte Grünkohl auf die Sitzfläche gebunden. Auf einem Zettel fragte er provokativ: „Statt Oldenburger Palme bald Palme?“ Als Physiker wolle er sich dafür einsetzen, „dass die Analysen und Vorhersagen der Wissenschaft ernst genommen werden.“ Der gebürtige Schweizer sehe die Folgen des Klimawandels auch bereits ein seinem Heimatland: „Die Gletscher gehen immer stärker zurück.“ Lesen Sie auch: Jeder kann mitmachen: Klimawette soll eine Million Tonnen CO2 einsparen Polizei zählt 175 Teilnehmer – Kröpcke zwischenzeitlich zu voll: Wegen der aktuell strengen Corona-Auflagen war die Polizei mit vielen Beamten und Fahrzeugen präsent, kontrollierte stets die Einhaltung der Maskenpflicht und Mindestabstände. Dabei standen sie in ständigem Kontakt mit den kooperativen Organisatoren. Als der Kröpcke zu voll zu werden drohte (maximal 80 Personen waren zugelassen), mussten einige Demonstranten auf den Opernplatz weiterziehen. Dort warteten sie mit Abstand zueinander auf den Start des Demo-Zugs. Entlang der Georgstraße führte dieser – wegen der einzuhaltenden Mindestabstände etwa 200 Meter lang – zur Abschlusskundgebung auf den Trammplatz. Insgesamt zählte die Polizei 175 Teilnehmer, die Organisatoren sprachen von 240. Auch die 18-jährige Hannah Jackisch war dabei: „Mir ist wichtig, dass die Klimakrise auch während Corona nicht an Bedeutung verliert.“ Verkehrsstillstand auf dem Aegi: Auf dem Weg zum Neuen Rathaus verharrte ein Teil der Demonstranten unplanmäßig auf dem Aegi und sorgte für ein kurzzeitiges Verkehrserliegen auf dem stadteinwärts führenden Schiffgraben. Immer wieder gab es Sprechchöre in Richtung der wartenden, zum Teil hupenden Autofahrer: „Stellt den Motor ab.“ Nach 20 Minuten ging es weiter. Bei der Abschlusskundgebung prangerte Aktivistin Carola Lienenklaus nochmal die voranschreitende Klimaerwärmung an und wies auf die Waldbrände in Australien und Sibirien im vergangenen Jahr hin. „Noch können wir weitere gravierendere Folgen aufhalten, doch dafür muss die Politik endlich handeln.“ Zwei Jahre FFF in Hannover. Organisatorin Burgdorf ist stolz: „Wir haben das Klimathema in die öffentliche Wahrnehmung gebracht.“ Die Politik komme inzwischen nicht mehr um das Thema herum. Mehr noch: „Es wird ein zentraler Punkt im kommenden Wahlkämpfen sein.“ Am 19. März soll es den nächsten globalen Klimastreik geben. Burgdorf sagt vielsagend: „Das Ziel ist dann wieder der Cityring.“ Wie bereits im vergangenen September, als der Verkehr in Hannover zum Erliegen kam. Von Jens Strube