Corona: MHH-Pflegekraft schlägt Alarm

Es ist ein Hilferuf inmitten der Coronakrise aus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der unter die Haut geht. „Ihr Menschen macht mich sehr sehr traurig“, schreibt Pflegekraft Sarah T. Die junge Frau arbeitet auf der Krebsstation in der Frauenklinik. „Wir kämpfen unter harten Bedingungen um euer Überleben in den nächsten Wochen und ihr klaut uns unser letztes Material.“ Diebe stehlen sogar Toilettenpapier: Wie die NP berichtete, waren Diebe am Wochenende in der MHH auf Beutezug gegangen. Sie stahlen 500 Mund-Nasenschutz-Masken, 150 Schutzbrillen, 100 Atemschutzmasken (FFP2) sowie 40 Liter Flächendesinfektionsmittel. Doch es ist nur der jüngste Vorfall dieser Art in der Hochschule. Bevor das Besuchsverbot ausgesprochen worden sei, kam es zu vielen kleinen Diebstählen, auch von Toilettenpapier, berichtet Sarah T. In ihrem Appell schreibt die Pflegerin weiter: „Ihr könnt Zuhause am PC sitzen und Homeoffice machen, sogar einkaufen bevor es für uns abends nur noch leere Regale gibt. Aber wenn einer von euch dann selbst betroffen ist, wünscht ihr die beste Pflege von uns. Doch dann gibt es niemanden mehr, weil unser Eigenschutz seit Wochen geklaut wird und langsam die Reserven ausgehen.“ Pflegerin: „Wir waren schon vor der Pandemie überfordert“: Mit jedem weiteren Tag spitze sich die Lage zu, immer mehr Menschen auch in Hannover infizieren sich mit Covid-19. Eines möchte Sarah T. dabei deutlich klar stellen: „Es heißt immer wieder, die Krankenhäuser werden total überlastet sein mit dem Coronavirus. Das ist falsch. Wir waren schon vor dieser Pandemie überlastet. Doch uns hat keiner zugehört und auch jetzt denken zu wenig Menschen an uns.“ 2018 hätten bereits 80.000 Pflegekräfte gefehlt, aktuelle Hochrechnungen würden im Jahr 2025 sogar von 112.000 fehlenden Pflegekräften ausgehen. Wie solle man mit diesem Mangel eine Krisensituation überstehen, fragt sich Sarah T. immer öfter. Ignoranz der Bürger führt zu Absage von Chemotherapien: Ärzte, Krankenschwestern und Pflegepersonal haben in diesen Zeiten nicht nur mit dem Coronavirus zu kämpfen. Sondern auch immer wieder mit ignoranten und egoistischen Bürgern, klagt die MHH-Pflegekraft: „Es gibt inzwischen ein klares Besuchsverbot, doch wir müssen regelmäßig darauf hinweisen oder auch diskutieren, dass die Klinik verlassen wird.“ Für die onkologische Station der Frauenklinik, wo Frauen auch aktuell gegen den Krebs kämpfen, hat das weitreichende Folgen, so T.: „Es müssen Chemotherapien zum Schutz unserer Patienten verschoben werden, weil sich immer noch nicht an die Regeln gehalten wird. Unsere Patienten sind hochgradig gefährdet.“ „Wir brauchen endlich mehr Unterstützung“: Die Pflegerin appelliert daher an alle Bürger: „Hände waschen, soziale Kontakte meiden, Besuchsverbote in Krankenhäusern einhalten, keine Privatpartys feiern, keine Hamstereinkäufe tätigen und auch nichts aus Kliniken stehlen.“ Sie und ihre Kollegen in der MHH seien täglich dem hohen Risiko ausgesetzt, sich selbst mit Covid-19 zu infizieren. „Aber wir machen das alle gerne, weil wir unseren Job lieben. Jeder von uns überschreitet momentan seine tägliche Arbeitszeit“, so T. Dann richtet sie ihre Worte an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), von dem sie sich mehr Unterstützung wünscht: Auch Pflegekräfte und Ärzte sollten regelmäßig auf Corona getestet werden, damit diese Menschen nicht auch noch die eigenen Familien gefährden. „ Wir brauchen zudem ausreichend Schutzkleidung, genau wie eine Gefahrenzulage für diese erschwerten Arbeitsbedingungen.“ Schließlich dürfe bei der Pflege der Patienten die Selbstpflege auch in der Coronakrise nicht auf der Strecke bleiben, mahnt die MHH-Mitarbeiterin und schließt ihren Aufruf mit damit: „Dies soll kein Jammern sein. Aber wir brauchen endlich mehr Unterstützung.“ Lesen Sie auch: MHH-Appell erobert die Welt Hausärztin: Unglaublich, wie egoman die Leute sind 96-Fans solidarisch mit MHH-Personal Von Britta Lüers

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