Corona: Niedersachsens Jugendherbergen bangen um Existenz

Eigentlich wollte der Landesverband Hannover des Deutschen Jugendherbergswerks in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. Dann kam Corona. Nun hoffe der Verband auf einen Schutzschirm der Landesregierung, sagt Sprecherin Miriam Müller: „Für gewöhnlich erwirtschaften die 23 uns angeschlossenen Herbergen in Süd-Ost-Niedersachsen einen Jahresumsatz von 16 Millionen Euro. In diesem Jahr aber verzeichnen wir jetzt schon Umsatzeinbußen in Millionenhöhe, während wir gleichzeitig Stornierungen von Klassenfahrten bis in den September hinein haben. Diese Situation sehen wir als absolut existenzbedrohend an.“ Keine Messen und Seminare: Ausnahmen bilden die Jugendherbergen in Hannover, Bispingen und Lüneburg: In letzteren beiden wohnen Erntehelfer. Am Maschsee hat die Stadt Obdachlose untergebracht, um sie während der Corona-Krise zu unterstützen. „Start des Projektes war Mitte April“, weiß Stadtsprecher Dennis Dix. „Angemietet ist die Jugendherberge bis Mitte Juni mit einer vertraglich vereinbarten Verlängerungsoption.“ Diese werde gerade geprüft. „Die Jugendherberge steht einer Vertragsverlängerung trotz der Lockerungen im Hotel- und Herbergsgewerbe positiv gegenüber“, beschreibt Stadtsprecher Dix. Herbergssprecherin Müller bestätigt das: „Seminare, Messen und Konzerte sind in Hannover abgesagt. Wer sollen unsere Gäste sein, wenn drumherum nichts ist? Da wären wir bei einer Verlängerung des Mietverhältnisses mit der Stadt sicher dabei.“ Das tägliche NP Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 13 Uhr im E-Mail-Postfach Die Jugendherberge in Mardorf dagegen bereite sich darauf vor, am 25. Mai wieder für reguläre Gäste zu öffnen. Noch tüftelten die Mitarbeiter am Hygienekonzept. „Da geht es um Abstandseinhaltung, den Ablauf der Mahlzeiten“, beschreibt Miriam Müller. „Buffets sind nicht erlaubt, wird es also einen Tischservice geben? Oder abgedeckte Platten, die die Gäste abholen können? Das hängt jeweils von den Gegebenheiten in den einzelnen Häusern ab.“ Desinfektionspläne würden außerdem geschrieben, Klebemarkierungen angebracht, damit die Gäste die Mindestabstände im Eingangsbereich und auch in den Speisesälen einhielten, Tische und Stühle auseinandergerückt. Und vieles mehr. Vermutlich werde das Haus „völlig anders aussehen“, als es Stammgäste kennen. Seit dem 18. März sind die 23 Jugendherbergen geschlossen, die zum Landesverband Hannover des Deutschen Jugendherbergswerks gehören. Die Häuser zwischen Hannoversch Münden und Lüneburg, Mardorf und Wolfsburg erzielen einen Jahresumsatz von 16 Millionen Euro, 300 Mitarbeiter sind für die Herbergen tätig, viele sind aktuell in Kurzarbeit. Bundesweit fürchten viele der gemeinnützigen Jugendherbergen um ihre Existenz. Darum haben sie die Online-Petition #RETTETJugendherbergen gestartet. Denn: „Die Jugendherbergen in Deutschland leiden massiv an den Folgen der Corona-Krise. (...) Eine Stornierung fast aller bestehenden Buchungen, der maximale Rückgang von Neubuchungen und damit der Verlust der Möglichkeit der Erwirtschaftung von Umsatz einerseits, laufende Kosten und Verpflichtungen andererseits, haben alle Landesverbände in massive wirtschaftliche Notlagen gebracht“, argumentieren die Initiatoren. Fast 130.000 Unterstützer gab’s am Dienstagnachmittag bereits. Einen vergleichbaren Einschnitt ins deutsche Jugendherbergswesen habe es noch nie gegeben. Hannovers Landesverbandssprecherin Miriam Müller: „Es war bisher völlig unvorstellbar, dass so eine Situation passieren könnte.“ Potenzial für Familien: Und das werde in den weiteren Herbergen des Verbandes nicht anders sein, die am 25. Mai wiedereröffnen. Wenngleich das nicht alle sein werden: Einige blieben „vorerst geschlossen“. Der Verband müsse sehen, welche Herbergen ihren Umsatz vorwiegend aus Klassenfahrten oder Seminaren erwirtschafteten. Da es diese zunächst nicht gibt, blieben auch die Häuser geschlossen. Dafür sehe der Verband Potenzial im Bereich der Familien, „gerade für die Wochenenden, Sommer- und Herbstferien. Und auf die Gästegruppe Familien“, verspricht Miriam Müller, „werden wir in Niedersachsen hervorragend vorbereitet sein.“ In allen Landesteilen; denn in Harz, Heide und an der Weser werde mindestens je eine Jugendherberge öffnen. Die aktuelle Lage in Hannover im Liveblog Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Tagesmutter klagt nach Neustart Sido bei der Autokultur – so war das Konzert Hannovers Gastronomen sind wieder im Geschäft Abiprüfungen für die Geschichtsbücher Zahl der Corona-Tests deutlich rückläufig Guter Start für die Möbelhäuser Zoo komplett ausgebucht Dauercamper zurück im Parzellenglück 800 Menschen demonstrieren gegen Corona-Auflagen Ministerpräsident Weil hält an Stufenplan fest Neue Verordnung: Niedersachsen stellt Lockerungen vor Krankenhäuser: Kein Normalbetrieb wegen Corona Spielplätze wieder freigegeben – so war der erste Tag So gelingt das Familienleben in der Krise Fitnessstudios drängen auf Neustart So laufen die Gottesdienste So funktioniert Hannovers „Autokultur“ Friseure öffnen wieder – so lief der Besuch zum Haare schneiden Fragen zur Maskenpflicht? Hier finden Sie alle Antworten Von Verena Koll

Corona - Niedersachsens Jugendherbergen bangen um Existenz