Corona-Lockdown verlängert: Kein frohes Fest für Gastronomen in Hannover

Die Corona-Infektionszahlen sind auf einem neuen Höchststand. Bund und Länder reagieren – und wollen mit einem verlängerten Lockdown gegensteuern. Und der trifft unter anderem erneut die Gastronomie. Und das gerade in einer Zeit, die für viele Restaurants wirtschaftlich überlebenswichtig ist. „Ich finde das alles ziemlich ungerecht“, sagt Thomas Bursch, Inhaber des Parkrestaurants „Alte Mühle“ im Hermann-Löns-Park. „Wir Gastronomen haben viel in die Hygiene investiert und werden jetzt wieder dicht gemacht. In den Bau- und Supermärkten stehen die Leute dagegen Schlange“, ärgert sich Bursch. Beim ersten Lockdown war das anders – und damit besser für die Gastronomen: „Es war einfach alles dicht – die Gäste sind dann zum Spazierengehen in den Park gekommen und haben auch bei uns etwas zum Mitnehmen bestellt.“ In der Herbst- und Vorweihnachtszeit ist es in der Alten Mühle sonst „proppenvoll“. Mit den Wild- und Gänseessen macht man die Einnahmen, die das Restaurant über das Frühjahr bringen. Das läuft traditionell schlechter. Bei nasskaltem Januar- und Februarwetter verirrt sich nämlich eher selten Laufkundschaft in den Park am Annateich. Doch statt in der Alten Mühle bleiben die Kunden nun auch in der Vorweihnachtszeit zu Hause. Ob das besser ist? Bursch hält die Maßnahme für fragwürdig. „Dort feiert jeder wie er will“, sagt er. „Bei uns würden die Feiern wenigstens kontrolliert stattfinden.“ Wenig hilfreich wäre im Übrigen eine kurze Auszeit vom Lockdown, wie es zeitweise für das Jahresende nicht ausgeschlossen schien. „Für drei, vier Tage geöffnet sein, bevor möglicherweise der nächste Lockdown kommt, lohnt bei dem logistischen Aufwand einfach nicht.“ „Eine Gaststätte ist keine Garage“: So sieht es auch Gabriele Güse, Vorsitzende des Dehoga-Bezirksverbandes Hannover. „Eine Gaststätte ist keine Garage – dieses kurze Auf und Zu kostet uns viel Geld“, sagt sie. Entscheidend ist jetzt die wirtschaftliche Unterstützung. Zwar hat das Land nun 25 Millionen Hilfe zugesagt (sie soll vor allem als Investitionszuschuss, beispielsweise für Heizpilze, gezahlt werden). „Das ist aber weniger als es klingt“, glaubt die Dehoga-Vorsitzende. Wichtig sei, was am Ende ankommt – „und vor allem wann das Geld ankommt. Ich habe etliche Kollegen, die noch heute auf die Zahlung der ersten Überbrückungshilfe aus dem Sommer warten. Dabei läuft die zweite bereits. Und die allerneuste Hilfen kann man sich seit Mittwoch beantragen.“ Statt Gästen steht die Insolvenz vor der Tür: Doch trotz Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter bekommen viele Unternehmen inzwischen massive Liquiditätsprobleme – beispielsweise durch die Fixkosten für Mieten, Energie und Versicherungen, weiß Stefan Noort von der Industrie- und Handelskammer Hannover. Die IHK hat eine Blitzumfrage unter 450 Unternehmen durchgeführt. Mit einem besorgniserregenden Ergebnis: Die Umsatzeinbußen seien bereits gewaltig. Hatte der Lockdown die regionale Wirtschaft im November in einigen Branchen bereits empfindlich getroffen, könnte vielen geschlossenen Betrieben jetzt die Luft auszugehen. „Bei jedem fünften Gastronomiebetrieb droht in den nächsten drei Monaten die Insolvenz“, so der IHK-Sprecher. „33 Prozent der Gastronomie- und Hotelbetriebe haben einen Umsatzrückgang von mehr als 25 Prozent, 58 Prozent sogar schon von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ Doch was hilft den arg gebeutelten Unternehmen? Meckern jedenfalls nicht, glaubt Philipp Aulich vom Brauhaus Ernst August in Hannover. „Dass der Lockdown verlängert wird, war abzusehen – leider“, sagt er. „Mit Weihnachten oder Silvester hatten wir hier sowieso nicht mehr gerechnet.“ Wann es wieder los geht für die Gastronomie? Eine Prognose will Aulich nicht abgeben. „Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass man gar nichts absehen kann“, sagt er und lacht bitter. Vorsichtig optimistisch ist der Brauhaus-Chef dennoch. „Hoffnung gibt uns der Impfstoff, der sicherlich Lockerungen mit sich bringen wird.“ Viel wichtiger sei aber, dass er den Menschen wieder mehr Sicherheit geben wird – ein kaum zu unterschätzender Faktor für alle, die auf Kunden angewiesen sind. Bis dahin müsse man die Zähne zusammenbeißen. „Wenn dieser Lockdown unser Beitrag ist, dann werden wir ihn leisten.“ Lesen Sie auch: Hannover: Diese Gastronomen haben Ideen während des Corona-Lockdowns Hannover: Diese Weinexperten bieten Online-Tastings Bund-Länder-Gipfel: Länder setzen sich mit neuer Hotspot-Regel gegen Merkel durch Von Simon Polreich