Bernhard Paul denkt offenkundig gerne groß, das muss er vielleicht auch als Direktor des Circus Roncalli. So erklärt sich auch der Inhalt des Programms „Storyteller – gestern, heute, morgen“, mit dem der Circus vom 30. August bis 6. Oktober auf dem Waterlooplatz gastiert – Paul will damit nicht weniger als 250 Jahre Zirkusgeschichte erzählen. „Das Programm ist voller Überraschungen und emotionaler Höhepunkte. Es ist meine Circus-Vision für die kommende Tournee.“
Wobei die Show auch sehr mit der Jetztzeit verbunden ist. Und das heißt: Roncalli arbeitet seit 2018 komplett tierfrei, Pferde und Elefanten tauchen zwar auf – aber als Hologramme, ganz zeitgemäß eben. Diese Entscheidung von Bernhard Paul 2017 stieß auf großen Applaus bei Tierschützern, wobei ein wenig Unterging, das „Roncalli nie einen Schwerpunkt auf Tierdressur“ gelegt habe, wie Pressesprecher Markus Strobl berichtet, in den letzten 30 Jahre habe der Circus nur mit Pferden gearbeitet.
Dieser Tradition bleibt der Circus treu, nur dass die Pferde jetzt „roncallisiert“ sind – die Tiere setzen sich aus digitalem „Sternenstaub“ zusammen. Obendrein taucht – ebenfalls sehr zeitgemäß – ein weiblicher Roboter auf. Unter den 120 Artisten, Künstlern, Musikern finden sich gleich acht Clowns. Bei aller magischen Poesie und allenm Zirkuszauber in nach Roncalli-Einschätzung „einem der schönsten Circuszelte der Welt“ wird es also auch viel zu lachen geben – und das ist für einen Zirkus dann doch wieder recht zeitlos.
Von Michael Lange