Brandursache Brennglaseffekt: Kachelmann wettert gegen Polizei Hannover

Sonnenstrahlen sollen - gebündelt durch auf dem Balkon stehendes Glas-Leergut – Pappkartons in einem Zimmer entzündet und so in Groß Buchholz einen Wohnungsbrand ausgelöst haben: Das meldete die Polizei Hannover am Montag. Die NP sowie weitere Medien berichteten darüber. Als der prominente Wetterkundler und TV-Moderator („Riverboat“) Jörg Kachelmann die Meldung über den „Brennglaseffekt“ bei der Neuen Presse gelesen hatte, war er offenbar fassungslos und tat seine teils sehr zugespitzte Meinung dazu über den Nachrichtendienst Twitter kund (wo ihm mehr als 144.000 Nutzer folgen). Denn das mit der Sonne und dem Glas kann laut Kachelmann nicht funktionieren, was aber den berichtenden Medien wie der NP „ und allen Deppen, die das glauben “, egal sei. Die angeführte Brandursache sei „physikalisch unmöglich“, eine „Räubergeschichte“. Er warnt vor „Aberglaube mit den Glasscherben“, das sei „völliger Blödsinn“, ja gar ein „Gottesbeweis“. Wer das glaube, sei „dumm wie der Jagdschutzverband“ (weil der Deutsche Jagdverband (!) zumindest ein wenig an den Brennglaseffekt glaubt). Beweis des Gegenteils? Viele seiner Leser (Follower) pflichten ihm bei, machen sich über die Sache lustig und ziehen über Hannover her und das, was hier möglich sei. Einer verweist dabei immerhin auf eine Diplomarbeit an der TU Braunschweig in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD), die zu dem Schluss gelangt, dass der Brennglaseffekt wissenschaftlich nicht haltbar ist – zumindest keinen Waldbrand auslösen kann: Selbst bei optimalen Bedingungen von Sonnenstrahlen und ausgesuchten Glasscheiben sei das fokussierte Streu in keinem Fall zu entzünden gewesen, so das Fazit der Arbeit. Polizei bleibt dabei & cool Die Polizei Hannover bleibt dabei, dass das Feuer so entzündet wurde. Pressesprecher Philipp Hasse: „Die Brandermittler haben das so festgestellt und wir halten das als Brandursache so fest, da es keine andere Möglichkeit gibt, die sonst noch in Betracht kommt.“ Er verweist auf das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IfS, eine Institution der öffentlichen Versicherer), auf deren Internetseite zwei Fälle genannt werden: Einmal soll eine auf dem Balkon stehende Standlupe Kartons entflammt haben, ein anderes Mal hätten durch eine Brille fallende Sonnenstrahlen kleinere Gegenstände in einer Wohnung verkokelt. Zu den Äußerungen des prominenten Meteorologen im Kontext der Twitter-Diskussion sagt Hasse, dass man die Hinweise bezüglich der Möglichkeit oder Unmöglichkeit des sogenannten Brennglaseffekts weitergeben werde und die Brandermittler „das sicher noch einmal aufarbeiten werden“. In Bezug auf die teils mehr als nur spitzen Bemerkungen des Wetterkundlers sagt die Polizei: „Zu Herrn Kachelmann äußern wir uns nicht weiter“. Von Ralph Hübner