Baukonzern Lehrte: Corona-Jahr war für Helma das bisher beste Jahr

Die Helma Eigenheimbau AG aus Lehrte meldet für das vergangene Jahr einen Rekord-Auftragseingang: Im Geschäftsjahr 2020 habe der Konzern den Auftragseingang des Vorjahres von 296,5 Millionen Euro auf 312,5 Millionen Euro gesteigert – und damit im 40. Jahr seines Bestehens „eine neue Bestmarke aufgestellt“. Wegen der Corona Pandemie sei das erste Halbjahr 2020 für das börsennotierte Unternehmen „spürbar negativ beeinträchtigt“ gewesen, erklärt der Vorstandsvorsitzende Gerrit Janssen (41). Zur Jahresmitte sei ein Orderrückgang gegenüber dem Vorjahr von etwa 18 Prozent zu verzeichnen gewesen. In der zweiten Jahreshälfte habe es jedoch „einen signifikanten Anstieg der Nachfrage“ gegeben, „der uns zum stärksten Vertriebshalbjahr in der Firmengeschichte geführt hat“. Ferienwohnungen gefragt: Besonders gut sei es für die Sparte mit den Ferienimmobilien gelaufen, wo der Auftragseingang des Vorjahres in Höhe von 43,4 Millionen Euro auf 74,5 Millionen Euro gesteigert worden sei. Der Anstieg um rund 72 Prozent sei „auf eine deutlich anziehende Nachfrage nach Urlaub im Inland“ sowie „von starken Verkaufszahlen im Ostsee-Resort Olpenitz und im Nordsee-Resort Büsum“ zurückzuführen. Zudem hätten „diverse Vertriebsstarts“ zu dem Ergebnis beigetragen. Die meisten dieser Kunden kämen aus Norddeutschland, seien überwiegend solche „mit erhöhtem Einkommen oder vermögende Menschen“, erklärt der Helma-Chef. „Über 90 Prozent nutzen die Ferienimmobilien als Kapitalanlage“. Die Sparte Eigenheimbau legte laut Janssen um gut fünf Prozent auf 127,3 Millionen Euro zu (Vorjahr: 121,7). Nicht so gut lief es für die Wohnungsbau-Sparte des Konzerns: Hier seien die Auftragseingänge um rund 16 Prozent von 131,3 Millionen Euro auf 110,7 eingebrochen. Corona & Die Sehnsucht: Dennoch: „Das zweite Halbjahr lief wirklich gut, für ein Corona-Jahr bin ich damit sehr einverstanden, ist das Ergebnis zufriedenstellend“, bilanziert Janssen. Er führt die Erholung in der zweiten Jahreshälfte auf „die Sehnsucht nach dem eigenen Heim, den eigenen Garten“ zurück, die durch die Erfahrung der Corona-Pandemie verstärkt worden sei. Das zeigte auch die erhöhte Nachfrage nach den Ferienimmobilien. Corona habe zwar etwa sechs bis acht Wochen den Vertrieb stark ausgebremst und zu Umsetzungshemmnissen geführt, doch bei den Kunden sei man auf Verständnis gestoßen, dass mancher Bau nun etwas länger braucht(e) bis er fertig ist (war). Das Unternehmen habe mehr online gearbeitet, den 350 Mitarbeitern sei freigestellt, ob sie zu Hause arbeiten oder im Büro (wo allerdings nicht mehr als eine Person im gleichen Raum sein soll). Stolz auf „Die Truppe“: Unterm Strich ist Janssen mit dem Geschäftsjahr zufrieden: „Ich kann einfach nur stolz darauf sein, was die Truppe erzielt hat – das ist ein großartiges Ergebnis!“ Die Umsatz- und Gewinnzahlen sowie die Erwartungen ans laufende Jahr will Helma Anfang März bekanntgeben. Das Ergebnis 2019 lautete: 263 Millionen Euro Umsatz und 23,6 Millionen Euro Gewinn vor Steuern (EBT). Die Gewinnerwartung für 2020 war zur Jahresmitte mit „14 bis 17 Millionen Euro“ beziffert worden – also weit bevor das starke zweite Halbjahr absehbar war. Die Projekte: Die größten Projekte der Lehrter Baukonzerns Helma finden sich an der Küste. An der Nordsee etwa in Tossens, auf der Halbinsel Butjadingen, wo im Mai 2018 eine 29 .800 Quadratmeter große Fläche erworben worden war, auf der „23 Doppelhäuser in gehobenem Standard“ gebaut und als Ferienwohnobjekte verkauft werden sollen. Im Nachbarort Burhave soll dieses Jahr der Verkauf für weitere 200 Ferienwohneinheiten starten. In Büsum waren Ende 2017 rund 47. 500 Quadratmeter Baugrund erworben worden – hier sollen 108 Ferienwohnungen entstehen, darunter zweigeschossige freistehende Häuser. Etwas älter ist das Projekt Ostseeresort Olpenitz: Ein ehemaliger Marinestützpunkt bei Kappeln, nördlich von Damp. Von inzwischen 1350 anvisierten Einheiten sei bereits rund die Hälfte verkauft und gebaut. Aus diesem Projekt sollen „etwa eine halbe Milliarde Euro“ Umsatz generiert werden. Das Olpenitz-Projekt hatte Helma im Jahr 2012 aus einer Insolvenz übernommen und deutlich verkleinert. Besonderheit: Für die errichteten schwimmenden Häuser erstritt das Unternehmen sich einen Eintrag ins Grundbuch. Im Sauerland soll – nach dem bereits fortgeschrittenen Projekt mit 65 Wohneinheiten im Wintersportort Winterberg – der Vertrieb von rund 350 Ferienwohneinheiten vorangehen. Lesen Sie auch König-Ludwig-Quartier: In Wunstorf entstehen 127 neue Wohnungen Lehrte: Im Helma-Baugebiet in Immensen entstehen die ersten Häuser Mitten im Trubel und das Grüne ganz nah Von Ralph Hübner