Auch in Hannover fehlen hunderte Kindergartenplätze

Was die Rückkehr des Abiturs nach 13 Jahren für die Schulen bedeutet, zeigt sich ähnlich mit der Flexibilisierung des Einschulungsalters im Kitabereich. Weil immer mehr Kinder noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben, fehlt es dort massiv an Plätzen. Für eine hundertprozentige Versorgungsquote fehlen gut 556 Kindergartenplätze, für das Jahr 2020 befänden sich derzeit aber nur 393 In Planung, heißt es im aktuellen Kita-Halbjahresbericht, der am Montag dem Jugendhilfeausschuss des Rats vorgelegt wurde. Mit dem Problem steht die Stadt Hannover nicht alleine da. Regionsweit gibt es einen dramatischen Versorgungsengpass bei der Betreuung der drei- bis fünfjährigen Kinder. Aktuell fehlen rund 700 Plätze. Deshalb will die Region auch ihre Fördermittel für Neubauten und sogar die Förderung von Interimsplätzen aufstocken, was zumindest vom Jugendhilfeausschuss der Region bereits einstimmig angenommen wurde. Ausbau reicht bei Weitem nicht aus: Auch in der Stadt Hannover muss etwas geschehen. Zwar sind gegenüber den 25 bis Ende Juni neu geschaffenen Plätzen die bis Jahresende geplanten weiteren 150 Plätze ein Anfang, aber „bei Weitem nicht ausreichend“, wie im Kita-Bericht steht. Wobei immerhin bestehende Unterschiede zwischen einzelnen Stadtbezirken bei der Planung ein Stück weit berücksichtigt wurden. So lag die geringste Versorgungsquote im Kita-Jahr 2018/19 mit 82,4 Prozent im Stadtbezirk Misburg-Anderten, wo bis Ende des Jahres 21 neue Plätze entstehen sollen. Gleich 91 Plätze sind im Bezirk Ahlem-Davenstedt-Badenstedt vorgesehen, wo es mit 84,9 Prozent die zweitniedrigste Versorgungsquote gegeben hatte. Weitere 50 Kindergartenplätze entstehen in Ricklingen, mit 86,9-prozentiger Versorgung an drittletzter Stelle. Immer mehr Sechsjährige bleiben in der Kita: Im Kindergartenbereich war bislang immer eine Versorgungsquote von deutlich mehr als 100 Prozent angestrebt worden. Denn für die Drei- bis Fünfjährigen gibt es schon lange einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Da immer ein gewisser Anteil der Sechsjährigen nach der Schuleingangsuntersuchung zurückgestellt wird, braucht es diese Reserve, um die zusätzlich zu betreuenden Sechsjährigen ebenfalls unterzubringen. Das waren im Jahr vor der Einführung der Flexi-Regelung 247 Kinder gewesen. Doch nun kommt das System an seine Grenzen. Das liegt auch am Bevölkerungszuwachs in dieser Altersgruppe. Denn schon im zweiten Quartal 2019 stieg der Anteil der Drei- bis Fünfjährigen um 314 Kinder an, bis Ende 2019 wird ein weiterer Zuwachs um 274 Kinder erwartet, also insgesamt ein Plus von 588 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren. Hinzu kommen nun die Sechsjährigen. Statt der 247 des Vorjahres sind es aufgrund der Flexi-Regelung nun vermutlich 450 Kinder, die noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben. Die Versorgungsquote sinkt daher zum Jahresende auf 96,5 Prozent. Engpass zeitlich begrenzt? SPD-Ratsherr Christopher Finck wollte wissen, ob die Verwaltung denn schon irgendwelche Überlegungen habe, wie man kurzfristig Abhilfe schaffen könne. Jugenddezernentin Rita Maria Rzyski betonte, dass man über ein Paket unterschiedlicher Maßnahmen nachdenke, etwa auch schnelle und einfachere Bauten in Form von Containerlösungen. Auch Tagesmütter könnten hilfreich sein. Konkrete Projekte gibt es aber offenbar noch nicht. Burkhard Teuber von der AWO sicherte Unterstützung der freien Träger zu. „Wir sind bereit als Partner der Stadt auch weiter tätig zu sein.“ Möglich allerdings, dass dieser Engpass zeitlich begrenzt ist. Denn in der Altersklasse der Jüngsten gibt es aktuell einen gegenteiligen Trend. Im zweiten Quartal des Jahres sank der Anteil der Ein- bis Zweijährigen um 116 Kinder, insgesamt erwartet die Verwaltung für dieses Jahr einen Rückgang um bis zu 218 Kinder. Allerdings wirkt sich auch hier das Problem der verzögerten Ausstellung von Geburts- und anderen Urkunden negativ auf die Prognosen aus. Die sind wegen fehlender Daten etwas ungenau. Dennoch könnte die Versorgungsquote im Krippenbereich auf 63,2 Prozent steigen. Der Ausbau des Platzangebotes werde weiter fortgesetzt. Von Andreas Krasselt

Kinderbetreuung - Auch in Hannover fehlen hunderte Kindergartenplätze