Ärger um Kfz-Zulassung in Hannover: Stau bald behoben?

„Innerhalb von zwei Tagen war die Zulassung erledigt.“ Handwerksmeister Wilfried Engelke hat sich auf fremden Service verlassen, als er in der vorigen Woche sein neues Auto anmeldete. „Ich wollte selbst zur Zulassungsstelle gehen, hatte aber im Internet recherchiert, wie lange die Wartezeiten sind“, berichtet der FDP-Fraktionsvorsitzende. Der Service kostet gut 130 Euro. Ärgerlich – aber weniger als fast wochenlanges Warten auf einen freien Termin. Da lässt eine Meldung aus dem Landkreis Stade aufhorchen. Ab sofort – bis zunächst Ende August - ist dort eine Zulassung im Onlineverfahren „i-Kfz“ für Bürger und Händler möglich. Zwei Tage nach dem Antrag können die Zulassungen dort beim Straßenverkehrsamt abgeholt werden. Antragszahlen beim Kfz-Gewerbe hätten sich verdreifacht, berichtet die zuständige Dezernentin Nicole Streitz. Folge seien Bearbeitungszeiten gewesen, „die wir alle nicht wollen“, Stade hat über den neuen Service sofort alle Mitglieder der Kfz-Innung informiert. Am guten Beispiel orientieren? Sollte sich die Stadt Hannover nicht an dem guten Beispiel orientieren? Frage an den Ordnungsdezernenten Axel von der Ohe. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bringe das „keine gravierenden Vorteile“, versichert er. „Zwingende technische Voraussetzungen für die Online-Zulassung werden bei einer Vielzahl von Fahrzeugen nicht erfüllt. Für Fahrzeuge mit Papieren vor 2018, (aufgrund fehlender Merkmale in diesen Zulassungspapieren) sowie für neue Elektrofahrzeuge und für Saisonfahrzeuge ist eine online-Zulassung über i-KfZ nicht möglich“, so der zuständige Dezernent. „Damit ist für den größten Teil der Fahrzeuge eine Online-Zulassung technisch ausgeschlossen.“ „Reine Bearbeitungszeit online länger“: Verkürzen, so von der Ohe, lasse sich durch Online-Zulassungen nichts. „Die reine Bearbeitungszeit für eine Online-Zulassung ist im Vergleich zu einer Zulassung durch Abgabe der Vorgänge von Händlern länger.“ In Hannover bleibt es also beim Alten. Zulassungen der Händler werden außerhalb der Öffnungszeit (derzeit kontaktlos) entgegengenommen und wieder abgeholt. Aus den Fenstern der Kfz-Zulassungsstelle am Schützenplatz würden dazu gelegentlich Körbe abgeseilt, berichtete ein Anrufer der NP. Alle Termine vergeben: Die Online-Terminvergabe ist für vier Wochen im Voraus möglich. Stadtsprecher Udo Möller: „Derzeit sind alle Termine vergeben.“ Die tagesaktuell 30 bis 70 weiteren Termine, die kurzfristig freigeschaltet werden, seien in der Regel nach kurzer Zeit ebenfalls vergeben. Wann der durch den Corona-Lockdown entstandene Bearbeitungsstau (der sich auch in Bürgerämtern und der Elterngeldstelle zeigt) erledigt ist, lässt sich nicht sagen. Möller: „Der Abbau dieser Rückstände stellt eine erhebliche Kraftanstrengung für die Beschäftigten dar. Aktuell werden in der Zulassungsbehörde durchschnittlich 435 Vorgänge pro Tag bearbeitet.“ Durch die Bündelung von Ressourcen würde ein Pensum geschafft, „das oberhalb der Bearbeitungsmengen vor dem Lockdown liegt.“ Von Vera König