Trend: Man schreibt wieder in Handarbeit

Es ist die Sehnsucht nach kreativem Ausdruck, die Rückbesinnung auf Tradition, der Wunsch, etwas Persönliches zu schaffen. Immer mehr Menschen lieben es, mit der Hand zu schreiben und der schnellen E-Mail, der Kurznachricht und dem Tweet etwas Bedachtes und Kunstvolles entgegenzusetzen. „Viele Leute wollen heute wieder schön schreiben, um zum Beispiel besonders hübsche, persönliche Karten zu verschicken“, weiß Sandra Paradiek. Die Grafikdesignerin gibt mit wachsendem Erfolg Kurse in „Hand Lettering.“ Das heißt: „Bei mir lernt man das schöne Schreiben“, sagt die 48-Jährige, die auch Textilien und Produkte designt. Sie schickt vorweg: „Das kann jeder lernen – auch Menschen, die behaupten, eine Sauklaue zu haben.“ „Gefühl für den Stift – und den richtigen Rhythmus“: Die vierstündigen Kurse mit maximal zehn Teilnehmern beginnen mit ganz simplen Übungen: Auf Blöcke werden Striche und Schwünge gezeichnet, nach und nach verschiedene Schriften trainiert. „Man muss ein Gefühl für den Stift entwickeln und in den richtigen Rhythmus kommen“, sagt Paradiek. „Man lernt das Schreiben neu, nämlich auf eine ganz bewusste Weise.“ Grundsätzlich vollzieht sich diese Arbeit sehr ruhig, aber manchmal dreht die Trainerin auch laute Musik auf und lässt die kreative Gruppe nach Rhythmus und Melodie schreiben. Eines ist aber immer gleich: „Die Leute sind erstaunt, wie fertig man hinterher ist“, sagt sie lachend. „Die Konzentration ist extrem hoch.“ „Die Kostbarkeit des Moments“: Für die meisten ihrer Kursteilnehmer steht der kreative Ausdruck im Vordergrund. „Schreiben gewinnt wieder an Bedeutung“, hat die Designerin festgestellt – und stellt diesen Trend in einen größeren Zusammenhang. „Die Kostbarkeit des Moments wird im Allgemeinen wieder wichtiger. Menschen wollen eine Ergänzung zu dem Schnellen, Flüchtigen, Gehetzten, das sich in der Gesellschaft durchgesetzt hat.“ Lesen Sie auch: Warum handgeschriebene Briefe so gut ankommen Diese Tendenz beobachtet auch Christiane Kalberlah, die seit 1982 das Fachgeschäft Papier-Kontor an der Friesenstraße führt. „Vor sechs, sieben Jahren war das Geschäft mit Schreibgeräten am Boden, jetzt ist es wieder ein Megatrend.“ Ihre Kunden interessieren sich immer häufiger für Füllfederhalter und wertige Tintenroller. „Und in dem Zuge sind auch wieder Postkarten, Notiz-, Tage- oder Gästebücher zu Verkaufsschlagern geworden“, hat die 60-Jährige beobachtet. „Sogar Fotoalben werden wieder häufiger gekauft, viele Kunden möchten ihre Erinnerungen nicht nur im Computer anschauen.“ Eine Rückbesinnung auf frühere Zeiten, in denen etwa Brieffreundschaften eine Rolle spielten, Entschleunigung in einem hektischen Klima – für Kalberlah sind das wichtige Faktoren bei der Erklärung für den Hype um das Handschriftliche. „Sich mit einem wertigen Stift und schönem Papier hinzusetzen, jemandem einen Brief zu schreiben und sich Zeit dafür zu nehmen: Das ist doch eine ganz große Wertschätzung.“ Und sie hat beobachtet: „Mit einem guten Füller und einer schönen Tinte wird auch die Handschrift automatisch schöner.“ Für die Hand-Lettering-Kurse von Sandra Paradiek im Dezember gibt es noch Restplätze, für Januar kann per Mail reserviert werden: hello@miss-patty.de. Die Teilnahme an dem vierstündigen Kurs kostet inklusive Material und Pausensnack 40 Euro. Lesen Sie auch: Sandra Paradieks Leben ist ganz musterhaft Sie suchen den richtigen Tintenroller, Füller oder Kugelschreiber? Christiane Kalberlah vom „Papier-Kontor“ (Friesenstraße 59) in Hannover kann diese Modelle empfehlen: Der Edle: „AL Sport“ von Kaweco: Der Füller „AL Sport“ von Kaweco sieht in Roségold sehr edel aus, es gibt ihn beim Papier-Kontor auch in sechs weiteren Farben. Fünf verschiedene Federstärken stehen für ihn zur Verfügung, von ganz fein bis ganz breit. Den nur 21 Gramm leichten Füllhalter empfiehlt Christiane Kalberlah für das Schreiben von Briefen und schönen Karten. „Man braucht ganz wenig Kontakt und Druck beim Schreiben, das geht wie im Fluss.“ Dadurch sei der „AL Sport“ ein ideales Modell für Füller-Neulinge. Das Retro-Design der Marke Kaweco ist bei ihren Kunden äußerst beliebt. Diesen Füller gibt es für 59,50 Euro. Der Klassiker: „M 400“ von Pelikan: Der Klassiker aus dem Hause Pelikan: Der Füllfederhalter „M 400“ wurde 1950 auf den Markt gebracht, sein grün gestreifter Mantel ist das Symbol für die Marke Pelikan. „Der ,M 400’ verfügt über eine 14-Karat-Goldmine“, sagt Christiane Kalberlah. „Die Goldfeder ist im Vergleich zur Stahlfeder sehr weich und schwingt beim Schreiben mit. Dadurch wird die Schrift elegant und die Hand ermüdet nicht so schnell.“ Das Besondere: Dieses Modell ist ein Kolbenfüller. Man setzt keine Patrone ein, sondern dreht den Kolben auf, taucht die Feder in Tinte und zieht sie mit dem Kolben hoch. „So richtig schön altmodisch wie früher“, sagt die Fachhändlerin. So viel Eleganz hat ihren Preis: 315 Euro. Der Funktionale: „Swift“ von Lamy: Für einen Tintenroller ungewöhnlich: Der „Swift“ von Lamy (29,90 Euro) kommt ohne Kappe aus, da er eine versenkbare Mine hat (die es in zwei Stärken gibt). „Fast alle Tintenroller haben Kappen und können nicht eingeklickt werden – der ,Swift’ ist da etwas Besonderes“, sagt Kalberlah. Das Lamy-Design ist vor allem bei männlichen Kunden beliebt. „Der Stil ist sehr funktional und klar und verzichtet auf verspielte oder Vintage-Elemente.“ Den „Swift“ der 1930 in Heidelberg gegründeten Firma Lamy empfiehlt sie als Büroschreibgerät, aber auch für Unterschriften. Der Stabile: „Student“ von Kaweco: Das Modell „Student“ von Kaweco definiert die Zielgruppe. „Studenten kaufen diesen Tintenroller wirklich sehr gerne“, bestätigt die Papier-Kontor-Gründerin. Das mag an den knalligen, fröhlichen Farben liegen: Den „Student“ gibt es in gedeckten Tönen, aber auch in kräftigem Rot, Gelb und Blau. Da sich das Griffstück Richtung Mine verbreitert, gibt dieser Tintenroller beim Schreiben einen sehr guten Halt. „Da rutscht man auch mit schwitzigen Fingern nicht schnell ab.“ Diesen Stift empfiehlt sie für die Uni, fürs Büro, aber auch für einen persönlichen Brief. Der „Student“ kostet im Papier-Kontor 36,50 Euro. Der Alleskönner: „Construction“ von Troika: Dieses Modell ist eher im Nebenberuf ein Schreibgerät: Troika hat einen Kugelschreiber entwickelt, in den eine Wasserwaage und ein Zentimeter- und Zoll-Lineal integriert ist – per Klick lassen sich sogar ein Schlitz- und Kreuzschraubendreher aus dem Inneren zaubern. „Das Modell ist bei Männern sehr beliebt, aber auch als Geschenk für Jungs zur Konfirmation“, weiß die Chefin. Das Modell „Construction“ (22,90 Euro) ist ein stabiler und robuster Kugelschreiber – und ein Segen für den mobilen Handwerker. Der Nachhaltige: „Swing“ von „e+m Holzprodukte“: Natürlich edel: Der Mantel des Kugelschreibers „Swing“ der Firma „e+m Holzprodukte“ besteht aus Räuchereiche. Da das Griffstück des Kugelschreibers verstärkt ist, beschert der „Swing“ ein sehr sicheres Schreibgefühl. Die Mine wird nicht herausgeklickt, sondern gedreht – auch das macht diesen schlichten, zeitlosen Kuli (56 Euro) ein wenig edler als andere Stifte seiner Kategorie. „Er wird häufig als Designer- oder Sammlerstück gekauft“, weiß Christiane Kalberlah. Die Firma „e+m“ benutzt für ihre Produkte Holz aus nachhaltiger, vorwiegend heimischer Forstwirtschaft. Der „Swing“ wird zudem mit biologischen Wachsen behandelt. Von Julia Braun

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