"Spezial Club"-Rettung: Desimo sammelt Spenden für neue Live-Technik

Sascha Grammel (46), Torsten Sträter (53), Sebastian Pufpaff (43), Eckart von Hirschhausen (52) und viele mehr – wenn Detlef Simon (54) alias Desimo in seinen Spezial Club im Apollo-Kino ruft, kommen die Größen der Comedy-, Kabarett- und Kleinkunstszene. Und das tun sie besonders, wenn die Not groß ist. Denn das ist sie. Zum Glück macht sie Menschen wie Desimo erfinderisch: Er hat eine neue Art Show für Corona-Zeiten entwickelt. Und um die realisieren zu können, setzt er auf Schwarmfinanzierung. Gedacht sind Shows, die zugleich analog und digital, live und gestreamt sind und dabei immer interaktiv. Im Apollo sollen so viele Menschen sitzen können, wie es gerade einmal erlaubt ist, während Menschen zuhause am Bildschirm dabei sind und ohne Zeitverzögerung teilhaben können. Improvisationskomik vom Sofa aus? Kein Problem. Ein Problem aber sind die Kosten: „Die technische Anlage an sich ist sehr teuer“, sagt Desimo. 45.000 Euro sind das Finanzierungsziel einer Kampagne auf der Plattform Startnext. Angeschafft werden soll ein System aus mehreren Kameras mit Schnittplatz, das von nur einem Techniker ferngesteuert werden kann. Hinzu kämen pro Abend ein weiterer Techniker für die Bewältigung des Livestreams und einer für die eigentliche Show. Das Ergebnis, so Desimo: „Es ist wirklich live.“ Keine Einnahmen seit Mitte März: Desimo hat seit Mitte März, dem Beginn des umfassenden kulturellen Lockdowns, keine regulären Shows mehr veranstalten können. Die gängigen Kulturhilfen greifen nicht bei Bühnen wie seiner, die als privatwirtschaftliche Betriebe gelten. Und reine Live-Shows unter Corona-Bedingungen und Abstandsregeln rechnen sich einfach nicht. Desimo nennt ein Beispiel: „Wenn ich die Mix-Show am 31. August, mit der die neue Saison eröffnet werden sollte, absage und Ausfallhonorare an die Künstler zahle, ist das immer noch billiger, als sie vor 40 Leuten, die erlaubt sind, durchzuführen.“ Mindestens 100 Zuschauer pro Show seien nötig, um kostendeckend zu arbeiten. Acht Wochen soll die Kampagne laufen. Wie bei einer Schwarmfinanzierung üblich, gibt es etliche Prämien für die Spender, von warmen Worten (zehn Euro) über „Spezial-Club Retter’in“-T-Shirts (40 Euro) bis zur Jahreskarte (1000 Euro). Wenn es funktioniert, möchte Desimo im August mit ersten Shows starten. Wie bei so vielem in der Kultur, geht es nicht darum, groß Geld zu verdienen, sondern schlicht ums wirtschaftliche Überleben. „Wenn wir es einfach nur schaffen, dass Leute beschäftigt sind, ist das schon etwas wert“, sagt Desimo: „Wenn drei Techniker kommen, sind das drei Soloselbstständige, die ein wenig Arbeit und Geld haben.“ Desimo stapelt tief. Denn seine prominenten Unterstützer sind sich einig, dass viel mehr auf der Kippe steht. „Hannover ohne Spezial-Club?“, fragt zum Beispiel Komödiantin Lisa Feller (44) auf dem Startnext-Video: „Wie soll das denn gehen?!“ Lesen Sie auch Bewegend und sehr komisch: Desimo streamt Live-Show aus dem Apollo Hannover: Desimo bei Autokultur auf dem Schützenplatz Comedy mit Benni Stark: „Beim Herrenausstatter kommt die Wahrheit ans Licht“ : Von Stefan Gohlisch