"Royal Horses": Darum sind Jana Hochs Perderomane so erfolgreich

Sie schmiss ihren Job als Innenarchitektin, um ihren Traum zu leben und Pferdebuchautorin zu werden. Jana Hochs (27) Debüt ist eine Trilogie über „Royal Horses“. Neben einer Liebesgeschichte erzählt sie viel Wissenswertes über Freiarbeit mit Pferden, die sie mit ihrem Haflinger Jamie auch praktiziert. Frau Hoch, wie haben Sie Ihre Liebe zu den Pferden entdeckt? Ich liebe Pferde, seit ich denken kann. Mein Großvater hatte mit Pferden zu tun und mein Onkel lebt auf einer Insel, auf der es mehr Pferde als Menschen gibt. Dadurch hatte ich als kleines Mädchen Kontakt zu Pferden. Daran können Sie sich noch erinnern? Ja, ich habe ein Bild von mir vor Augen, wie ich als Kind auf einem Pferd sitze und ein anderes, älteres Mädchen mich festhält. Ich fand das furchtbar peinlich, dass sie das tun musste, ich wollte allein reiten. Und wie alt waren Sie da etwa? Vielleicht drei. Auf jeden Fall noch sehr klein. Dann sind Sie richtig mit Pferden aufgewachsen? Nein, ich bin in Hannover groß geworden und im Reitverein wurden erst Kinder ab zehn Jahren genommen. Also musste ich warten und konnte nur im Urlaub reiten. Wie war das dann im Reitverein? Waren Sie ein richtiges Pferdemädel? Drei Jahre bin ich dort geritten, mit 13 Jahren habe ich wieder aufgehört. Aber ich hatte damals schon das Gefühl, dass es eine tiefere Verbindung zwischen Pferden und Menschen geben musste, als das, was uns dort beigebracht wurde. Mit 16 Jahren hatte ich meine erste Reitbeteiligung und während meines Studiums wuchs dann der Wunsch, endlich ein eigenes Pferd zu haben. So kam ich dann zu Jamie. Sie und ihr Pferd wirken ja wie ein Herz und eine Seele – das kann man auf den vielen Bildern, die Sie auf Instagram posten, auch sehen. War das wirklich Liebe auf den ersten Blick? Um ehrlich zu sein wollte ich nie einen Haflinger haben, sie sind sehr eigensinnig. Und Jamie, mein Pferd, ist wirklich eine Granate. Aber ich habe ihn im Internet gesehen und mich verliebt. Es war sozusagen ein Online-Match. Ich wusste sofort: Er ist es! Er war vier Jahre alt, noch nicht geritten und hatte jede Menge Flausen im Kopf. Auch heute, sechs Jahre später, stellt er mich noch regelmäßig vor Herausforderungen. Aber das ist gut so und ich schätze das sehr. Jamie ist wie alle Tiere schonungslos ehrlich und er „spricht“ es sofort an, wenn etwas nicht stimmt. Dadurch konnte ich von ihm schon jede Menge lernen, besonders über mich selbst. Inwiefern? Jamie ist unfassbar gut darin, meine Gefühle zu spiegeln. Bevor ich Autorin geworden bin, habe ich zum Beispiel studiert und auch drei Jahre im Beruf gearbeitet. Ich war Innenarchitektin - also etwas ganz Vernünftiges. Trotzdem bin ich in diesem Job nie so richtig glücklich geworden, hatte nur noch wenig Zeit für Jamie und war häufig gestresst. Er ist in dieser Zeit immer wütender geworden und wir konnten nicht mehr richtig zusammen trainieren. Bis ich eingesehen habe, dass es an mir lag und dass ich etwas an der Situation ändern musste. Was ist dann passiert? Ich habe diesen Schritt gewagt und würde sagen: Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Heute lebe ich meinen Kindheitstraum, bin Autorin und darf meine zwei größten Leidenschaften – Pferde und Schreiben – verbinden. Ich lerne immer noch jeden Tag von Jamie. Eine seiner schönsten Lektionen an uns Menschen: Wir müssen nicht perfekt sein und dürfen auch mal Fehler machen. So wie wir sind, sind wir wertvoll. Entsteht diese Verbindung durch die „Freiarbeit“ mit dem Pferd Ich habe damals in der Reitschule noch gelernt, dass Pferde zu gehorchen haben – in bestimmten Bereichen macht das ja auch Sinn, zum Beispiel im Straßenverkehr. Aber dieses „Chefsein“ vom Reiter wird oft falsch interpretiert. Es wird dann als autoritär und dominant ausgelegt. Bei Freiarbeit geht es darum, herauszufinden, was das Pferd motiviert und was man selbst tun kann, damit es einem vertraut. Greta ist ein ganz normales Mädchen, dass in die falsche Clique geraten ist. Um sie abzulenken, lädt ihr Onkel sie ein, den Sommer über bei ihm auf dem königlichen Gestüt der Royal Horses zu arbeiten. Obwohl Greta von Pferden keine Ahnung hat, sagt sie zu. Doch schon bald stürzt sie der Pferdetrainer Edward in ein völliges Gefühlschaos. Sie bewundert seinen Umgang mit den Pferden, aber zu ihr ist er oft sehr schroff, das verwirrt sie. Als der Grund für sein Verhalten herauskommt, ist Greta mehr als schockiert. Der zweite Band erscheint im Herbst. Jana Hoch: „Royal Horses, Kronenherz“. Arena, 360 Seiten, 15 Euro. Warum ist Vertrauen so wichtig? Pferde sind Fluchttiere – wenn sie mit Menschen zusammenarbeiten, vertrauen sie ihnen ihr Leben an. Das funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig respektiert und aufpasst. So wird das Pferd zum Freund und Partner, der sich wertgeschätzt und in seiner Persönlichkeit wahrgenommen fühlt. Und dann ist es auch möglich, das ein Pferd ohne Halfter und Seil neben einem her läuft und auf kleinste Zeichen reagiert. Jamie schlägt gerne mal eine Übung vor. Er wiehert und deutet an, worauf er Lust hat. So finden wir unsere gemeinsame Sprache. Das klappt? Wenn beide konzentriert sind, ja. Aber wenn ich mit meinen Gedanken ganz woanders bin, spiegelt mir das mein Pferd sofort. Er läuft zum Beispiel einfach weg oder fordert meine Aufmerksamkeit ein. So gibt es ganz klare Rückmeldungen. Auch in Ihren Büchern spielt die Freiarbeit mit Pferden eine große Rolle. Dieses Thema ist einfach eine Herzensangelegenheit. Ich liebe es, mein Wissen über Pferde in meine Geschichten einfließen zu lassen und somit weiterzugeben. Greta, meine Protagonistin hat zunächst noch gar keine Erfahrungen mit Pferden, ist aber zutiefst fasziniert, als sie sieht, wie Edward, der Pferdetrainer, mit ihnen arbeitet. Sie versucht herauszufinden, wie diese Art der Kommunikation funktioniert und trifft dabei auf Mariscal, ein Pferd, das ihr hilft, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Hatten Sie die Geschichte um die „Royal Horses“ von Anfang an im Kopf? Nein, die Geschichte wächst beim Schreiben, die Charaktere entwickeln sich und manchmal auch ganz anders als gedacht. Sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Und ehrlich, manchmal würde ich sie gern live treffen. Was wird im zweiten Teil „Kronentraum“ passieren? Es geht auch wieder um die Liebe von Greta und Edward. Greta wird von Paparazzi verfolgt und sucht Schutz auf Caverley Green, dem königlichen Pferdegestüt der Royal Horses. Mehr kann ich aber wirklich noch nicht verraten, auch wenn ich gerne würde. Umso mehr freue ich mich jetzt auf September, wenn „Kronentraum“ endlich erscheint und ich die Geschichte mit allen teilen darf! Der erste Band erschien kurz vor Corona – die Lesungen wurden abgesagt. Ja, das war wirklich sehr schade, aber „Kronenherz“ ist trotzdem richtig gut angekommen. Ich habe eine Online-Lesung gemacht und halte mit meinen Leserinnen über die sozialen Medien Kontakt. Es ist immer sehr schön, wenn sie mir Fotos von ihren Pferden und sich schicken. Lesen Sie auch So spannend sind die neuen Kinder- und Jugendbücher "Weltretten für Anfänger": Tipps von Bestsellerautorin Constanze Kleis Bildergalerie: Das ist die „Nacht der Pferde“ 2019 auf dem Messegelände in Hannover Von Maike Jacobs