„Pop meets Poetry“: Die neue Kooperation von Tobias Kunze und Cyril Krueger

Nun könnte man meinen, dass Hannover trotz seiner 538.000 Einwohner ein Dorf ist, in dem sich Menschen einer Branche zwangsläufig kennen. Nur Musiker Cyril Krueger (32) und Poetry-Slammer Tobias Kunze (38) waren sich nie über den Weg gelaufen. „Tobi ist stadtbekannt“, sagt Krueger über den Dichter, den er bei „Macht Worte“-Veranstaltungen live erlebt hat. „Ich hatte ein bisschen Ahnung von ihm“, sagt Kunze, dem Kruegers Name seit 2010 bekannt ist – damals machte er bei Stefan Raabs (53) ESC-Vorentscheid „Unser Lied für Oslo“ mit, den am Ende die Hannover-Konkurrentin Lena Meyer-Landrut (28) gewann. Zwei Männer, „zwei Welten, die aufeinandertreffen“, findet Krueger. Im positiven Sinne: „Pop meets Poetry“ ist ein geniales Musik-Quiz, das regelmäßig im Leibniz-Theater stattfindet – das nächste Mal am 8. April ab 20 Uhr (Tickets kosten 25,90 Euro, ermäßigt 21,90 Euro) . Eine Versicherung bringt Krueger und Kunze zusammen: Es war eine findige Mitarbeiterin der VGH-Versicherung, die beide Künstler für eine Firmenveranstaltung zusammenbrachte. Der Auftrag: eine Fusion aus Musik und Dichtung. „Die Mischung ist cool, ich wäre gerne selber darauf gekommen“, sagt Krueger im Rückblick. Anfang 2019 trafen sich die beiden Künstler auf ein Bier, zum ersten Brainstorming. „Wir haben sofort gemeinsame Schnittstellen gefunden“, erinnert sich der Musiker, der mit seiner Coverband Jetlags regelmäßig das Brauhaus Ernst-August und Stadtfeste zum Kochen bringt. Was passiert, wenn Pop Poesie trifft? Das Ergebnis ist ein abendfüllendes Programm rund um ein Dutzend (geheimer) Songs. Kunzes Aufgabe: „Elegante Gedichte schmieden.“ In seinen Texten in klassischer Versform verstecke er Anspielungen und Schlagworte zum Lied, um das es geht – das Publikum soll auf der Basis dieser Informationen den Titel erraten. Krueger löst das Rätsel mit Gitarre und Gesang auf, im Abschluss erklärt das Duo Hintergründe zum Song. Lesen Sie auch: 2012 –so brachte Tobias Kunze Poetry-Slam nach Hannover Überraschungen für das Publikum inklusive. Zum Beispiel beim Police-Hit „Every breath you take“. „Den wählen viele Paare ja als Hochzeitssong – dabei dreht sich der Text um Stalking“, erklärt Krueger. Auch „Hotel California“ von den Eagles und „Imagine“ von John Lennon (†40) erzählen Geschichte, auf die das Publikum auch reagiert. „Die Leute sind ganz aufmerksam und emotional dabei.“ Das Duo reagiert auf aktuelles Zeitgeschehen: Das liegt vermutlich auch daran, dass das zusammengewürfelte Duo Krueger-Kunze wunderbar harmoniert. „Ich war sofort Feuer und Flamme für das Projekt“, sagt Poetry-Slammer Kunze, der als Rapper mit der Formation „Big Tune“ unterwegs war, und als Dichter neue Herausforderungen gewöhnt ist. „Wir spielen uns die Bälle zu“, bestätigt Krueger, der Respekt davor hat, dass sein Mitstreiter in Freestyle-Gedichten auch Schlagworte aus dem Publikum blitzschnell verarbeiten kann – „das ist unfassbar“. Das Repertoire bauen beide beständig aus, bitten bei Vorstellungen das Publikum um Song-Vorschläge, stellen sich bei der Auswahl auf das aktuelle Zeitgeschehen ein. Während der verheerenden Buschbrände in Australien machten sie bei einem Firmen-Event kurzerhand „Pop meets Reality“: „Wir haben den Nerv getroffen“, stellte Kunze anhand der Reaktionen der „300 Schlipsträger“ fest. „Wir haben das Thema künstlerisch so gut umgesetzt, dass es die Leute bewegt hat.“ Coverband-Sänger Krueger hat viele Talente: Der Dichter und der Coverband-Sänger – für Vorurteile lässt Cyril Krueger in dieser Kombination keinen Raum. Der Mann, der vor vier Monaten Vater des kleinen Pelle geworden ist, hat viele Talente und Projekte. „Musik ist Liebe, Berufung, Leidenschaft“, sagt er. Auch mit den Jetlags wagt er sich auf Neuland: Im Leibniz-Theater gibt die Band am 29. März zum ersten Mal ein Akustik-Konzert. „Der Termin stand einen Tag im Netz, dann waren alle Karten weg“, freut sich der 32-Jährige. „Wir sind gerne eine Partyband, aber wir wollen auch Abwechslung.“ Das schätzt auch „Pop meets Poetry“-Partner Kunze: „Cyril ist sehr vielschichtig. Und er hat 1000 Songs auf Lager.“ So bleibe das Programm wandelbar. „Wir sind mehr als die Summe unserer einzelnen Teile“, findet Kunze. Klingt nach einer klugen Rechnung. Lesen Sie auch: „Ronnie und Clyde“ – so geht Krueger mit Juan Schmidt auf „Kneipenraubzug“ Von Andrea Tratner

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