Mit Stimme aus Hannover: "Guiness-Buch der Rekorde" zum Hören

Arndt Schmöle (45) lehrt an der Akademie Deutsche Pop unter anderem Synchronsprechen. Im rekordverdächtigen Tempo hat er das „Guinness-Buch der Rekorde 2021“ als Audiodatei eingesprochen – eine Premiere! Das Guinness-Buch der Rekorde – welche Erinnerungen hat das Thema bei Ihnen geweckt? Spannende! Ich hatte als Kind auch eine Ausgabe und habe oft darin herumgeblättert. Man kommt da ja aus dem Staunen nicht mehr heraus, ist immer wieder baff und muss schmunzeln, welch nebensächliche Dinge es in dieses Buch schaffen. Aber genau diese Mischung aus spannend und skurril macht ja auch den Reiz aus. Zum ersten Mal gibt es das Guinness-Buch der Rekorde als Hörbuch. Geht das überhaupt? Das habe ich mich auch gefragt (lacht). Aber es ist ein Konzept entstanden, das einfach nur Spaß macht. Denn die etwa 500 Einträge, die ich und meine Kollegin Cathlen Gawlich eingelesen haben, sind Mini-Hörspiele. Viele Einträge wurden außerdem aufgepeppt mit Original-Tönen, Geräuschen, Musik. Ralf Kiwit, der auch in der Band von Comedian Stefan Jürgens spielt, hat das genial umgesetzt. Muss man das Endergebnis chronologisch hören? Nein, man kann jederzeit ein- und wieder aussteigen, ohne wie bei einer Romanhandlung den roten Faden zu verlieren. Es sind schöne Zehn-Minuten-Häppchen für zwischendurch, aber auch ein Gesamtkunstwerk. War es für einen versierten Sprecher eine Aufgabe wie jede andere? Nein, es war ein wilder Ritt (lacht). 250 der 500 Einträge haben meine Stimme, wir hatten nur zwei Tage Zeit. Am Ende gab es auch mal Versprecher, weil die Stimme müde wurde. Und die Dialogstellen haben Cathlen Gawlich und ich zeitlich getrennt voneinander aufgenommen, es klingt aber trotzdem wie eine Plauderei. Die Herausforderung bei so kleinen Textstücken ist, die Energie stets hochzuhalten. Egal an welcher Stelle des Buches, man muss einen permanenten Wow-Effekt erzeugen. Es gibt aber auch ernste Kapitel, oder? Stimmt, es ist eher ein wissenschaftlicher Tonfall gefragt, wenn ich erzähle, dass der Uranus 84 Jahre braucht, um die Sonne zu umrunden – die Hälfte davon in absoluter Dunkelheit. Auch Katastrophen und der verheerende Terroranschlag vom 11. September stehen im Buch. Da klinge ich dann eher sachlich wie ein Tagesschausprecher, der Daten und Fakten verkündet. * 11. Dezember 1974 in Hannover. Nach dem Abitur am Musik-Gymnasium Goetheschule studierte Arndt Schmöle Schulmusik an der Musikhochschule, das Referendariat machte er aber nicht. „Ich hatte schon zu viele Engagements, zum Beispiel als Moderator im GOP, bei Hörspiel-Produktionen, Synchronarbeiten “, sagt er. Zehn Jahre war er eine der Stimmen von Modell Andante, nach der Trennung gründete er 2004 Vocaldente, stieg 2006 aber aus. Seit 2013 singt er a cappella bei Basta. An der Akademie Deutsche Pop unterrichtet er Synchronsprechen. Er leiht seine Stimme unter anderem Liam Hemsworth (30), übernimmt Rollen in Hörspiel-produktionen wie „Die drei ???“ oder „TKKG“. www.arndtschmoele.de Was ist für Sie der skurrilste Rekord? Die Bulldogge, die in Japan auf einem Skateboard durch die Beine von 33 Menschen fuhr. Der längste Menschentunnel konnte auch von einer Katze nicht überboten werden – die schaffte nur 13 Menschen. Sie arbeiten auch als Dozent an der Akademie Deutsche Pop. Was geben Sie Ihren Studenten mit? Die richtige „Ansprechhaltung“ ist wichtig. Man darf nicht klingen, als wäre man abgehoben. Ich stelle mir immer vor, dass ich das Hörbuch einer Person erzähle, die ich sympathisch finde. Es geht auch nicht um „vorlesen“ – man will als Sprecher vermitteln, erzählen. Das kostet Kraft und Energie, das hat auch einen schauspielerischen Aspekt. Gerade der Hörer dieses Rekord-Buches soll ja das Kopfkino anschmeißen und mit mir auf eine emotionale Achterbahnfahrt gehen. Meine Mission ist der Wow-Effekt. Vier CDs mit gut fünf Stunden Laufzeit, 500 Rekorde. Die Audioversion von „Guinness-Buch der Rekorde 2021“ ist bei Igel-Records erschienen und kostet 18 Euro. Als Buch mit 256 Seiten veröffentlicht Ravensburger das Werk, es kostet 19,99 Euro. Darin findet man zum Beispiel diese Rekorde: Der richtige Dreh mit dem Zauberwürfel: Bei dieser Zahl wird einem sofort schwindelig: In nur 17,42 Sekunden löste Sebastian Weyer bei den Danish Open in Kolding einen Zauberwürfel – der Rekord wurde von der World Cube Association bestätigt. Weyer war eine Sekunde schneller als die Bestzeit des amerikanischen Speedcubers Max Park aus dem Jahr 2018. Der längste Irokese: Unglaublich, aber wahr: Joseph Grisamore brauchte für das Styling seines 108,2 Zentimeter langen Irokesen „nur“ eine halbe Dose seines Lieblingshaarsprays. Tatkräftige Unterstützung bekam der US-Amerikaner von den Stylisten des Salons „Hair Affair“ in Park Rapids (Minnesota). Noch ein haariger Rekord: Die Afrofrisur von Aevin Dugas beträgt im Gesamtumfang 1,39 Meter. Damit muss die Amerikanerin erst mal durch den Türrahmen passen! Charts-Stürmer mit 100 Jahren: Der älteste Mensch mit einem Nummer-1-Hit in den Charts ist „Captain Tom“ Moore. Der britische Ex-Offizier wurde während des Corona-Lockdowns bekannt, weil er in seinem Garten mit einem Rollator 25-Meter-Runden lief, um Spenden für den National Health Service zu sammeln. Am 30. April, seinem 100. Geburtstag, stand er mit dem Lied „You’ll never walk alone“ (zusammen mit Michael Ball und einem Chor) an der Spitze der britischen Charts. Auf Skiern zum Südpol: 1400 Kilometer auf Skiern von der Berkner-Insel an der Antarktisküste bis zum Südpol: Anja Blacha war 57 Tage, 18 Stunden und 50 Minuten unterwegs – ganz allein, ohne fremde Hilfe. Sie zog ihren eigenen Versorgungsschlitten, der zu Beginn der Tour 100 Kilo schwer war. Eine Botschaft hatte sie auch dabei: Am Südpol hisste sie eine Flagge mit dem Slogan „Nicht schlecht für ein Mädchen – fast unmöglich für alle andern.“ Sie wollte damit Stereotypen über Frauen in Frage stellen. Denn die 30-Jährige hat einiges auf dem Kasten: 2017 bezwang sie als jüngste Deutsche die „Seven Summits“, die jeweils höchsten Gipfel aller Kontinente. Fünf Länder an einem Tag: Blitzschnelle Weltreise: Mit dem Tretroller flitzte Felix Frenzel am 3. August 2019 innerhalb von 24 Stunden durch fünf Länder. Die Roller-Rundreise führte ihn von Italien durch die Schweiz, Liechtenstein und Österreich – das Ziel war Lindau auf der deutschen Seite des Bodensees. Die Strecke war 162 Kilometer lang. Frenzels nächstes Projekt: Er will Deutschland der Länge nach durchqueren, von Konstanz nach Flensburg auf dem SUP-Board. Sein Antrieb: „Ich will abenteuerlicher leben.“ Weitere kuriose Titel: Ein Rekord aus der Kachelabteilung: 40.815 Diamanten kleben auf einem vergoldeten 334-Karat-WC, das Aaron Shum in Zusammenarbeit mit der Schweizer Marke Coronet gestaltete. Es wird auf 1,18 Millionen Euro geschätzt. Mit Muskelkraft: Der Norweger Sverre Diesen schaffte 126 Liegestütze mit einem Arm in 180 Sekunden – das sind 19 mehr als der bisherige Rekord. Der „Powerlifting“-Lehrer hält noch einen Titel: 26 Liegestütze in einer Minute mit einem Arm, während man ein 36 Kilo schweres Paket trägt. Der Nanga Parbat („Nackter Berg“, 8126 Meter) in Pakistan ist der am schnellsten wachsende Berg der Welt – jedes Jahr legt er sieben Millimeter zu, weil die eurasische und die indische Kontinentalplatte kollidieren. Zum Vergleich: Der Mount Everest (8848 Meter) wächst lediglich um vier Millimeter pro Jahr. Ob am Ende ein Topf Gold versteckt war? Am 30. November 2017 beobachteten Wissenschaftler der Fakultät für Atmosphärenforschung über der chinesischen Stadt Yangminshan acht Stunden und 58 Minuten lang einen Regenbogen. Vermutlich entstand er durch einen Monsunwind, der Wasserdampf vom Meer mit sich führte. Der Name täuscht: Tausendfüßler haben „nur“ etwa 300 Paar Beine. Nun wurde in Kalifornien (USA) die Art Illacme Plenipes entdeckt – die Tiere haben 375 Paare, macht also 750 Beine. Schon seit zehn Jahren hält der Belgische Wallach Big Jake den Rekord als größtes Pferd der Welt. Ohne Hufeisen ist seine Schulterhöhe bei imposanten 2,10 Meter. Das Pferd lebt auf einer Farm in Wisconsin (USA) und futtert einen Heuballen und zwei Eimer Getreide am Tag. Lesen Sie auch Verrückte Rekorde rund um den Sommer Jakobsweg von Berlin nach Hannover: Wanderer sammeln Spenden Von Andrea Tratner