„Manche mögen’s heiß“ in Hannover: Steffen Henssler im Interview

Steffen Henssler (47) hat gute Erinnerungen an Hannover – weil er es im Sommer vor dem Rammstein-Konzert gut essen war und es an dem Abend ordentlich krachen ließ. Am 23. Mai kommt er wieder – mit seiner neuen Show. Herr Henssler, im Frühjahr gehen Sie mit Ihrer neuen Show auf Tour. Es heißt, Sie nehmen das Publikum mit auf eine Reise in den Henssler-Kosmos. Wie sieht der denn aus? Mal gucken! Während der Live-Tour möchte ich ja den Leuten immer mindestens ein Gericht aus meinen Restaurants vorstellen, ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, lustige Anekdoten erzählen, was mir auf meinen Reisen so passiert ist, ein bisschen tratschen, ein bisschen über andere herziehen (lacht). Außerdem will ich einen Blick hinter die Kulissen möglich machen. Es soll ein unterhaltsamer Abend werden, der mehr ist, als nur zwei Stunden lang Rezepte zu kochen. Das Programm heißt „Manche mögens heiß“ – wann haben Sie sich zuletzt beim Kochen die Finger verbrannt? Das ist gar nicht so lange her, das war während einer „Grill den Henssler“-Show. Ich wollte Früchte durch flüssiges Karamell ziehen, das allerdings noch heißer war, als ich dachte. Da habe ich mir gepflegt Brandblasen geholt, von denen ich zwei Wochen lang was hatte. Der Filmklassiker „Manche mögen’s heiß“ ist dieses Jahr 60 geworden. Wäre es damals denkbar gewesen, so zu kochen, wie Sie heute? Das ist schwer zu sagen. Ich glaube aber, dass jede Epoche so ihren eigenen Style hatte und es durchaus humorvoll und lustig beim Kochen zugehen konnte. Wenn man sich anguckt, wie häufig Sie in diversen Shows der deutschen TV-Landschaft zu sehen sind, fragt man sich: Wann hat der eigentlich Zeit, kreativ in der Küche zu sein? So viel bin ich ja gar nicht mehr zu sehen, ich habe das schon stark reduziert. Und außerdem braucht man keine bestimmten Momente oder einen Ort, wenn man ein kreativer Mensch ist. Kreativität kann man nicht steuern, nicht einfach so an- und abschalten. Lesen Sie auch : „Grill den Henssler“ - bei dieser Liebeserklärung flossen die Tränen Und wie fliegen Ihnen Ideen zu? Im Urlaub zum Beispiel. Da lasse ich mich durchaus mal mit allen Sinnen für neue Gerichte inspirieren und übernehme auch Sachen. In Kanada habe ich zum Beispiel eine geile Pasta gegessen, die mit viel Crème fraîche eingekocht worden ist – und trotzdem leicht geschmeckt hat. Das hat mir super geschmeckt. Ihre Restaurants, sieben werden es zum Jahresanfang bundesweit sein, wuppen sich auch nicht von alleine – wie schaffen Sie das alles? Ich habe einfach gute Leute um mich herum, ein echt starkes Team. Umtriebige Leute, die Bock auf das haben, was sie tun. Außerdem lasse ich sie an meinem Erfolg immer finanziell partizipieren. Sie betreiben Selbstverteidigung als Sportart. Wie sieht ihr Ausgleich zum Job sonst aus? Ob man es glaubt oder nicht, ich verbringe sehr viel Zeit mit der Familie. Das ist neben Sport Ausgleich genug (lacht). In die Swiss Life Hall gehen 5800 Leute rein. Ihren Zuschauerrekord während einer Kochshow mit 6512 Zuschauern werden Sie hier nicht knacken – gibt es für andere Spielorte Ambitionen? Nee, das habe ich einmal gemacht, das war eine einmalige Sache. Ein tierischer Aufriss, der tierisch viel Geld gekostet hat, das kann man sich gar nicht vorstellen. Früher war das einfacher, heute sind die Regeln echt hart. Außerdem waren es 6535 Zuschauer. Nur als die Leute vom Guiness-Buch der Rekorde durchgezählt haben, waren 23 auf dem Klo. So ein Weltrekord ist aber nicht mein Anspruch, wenn ich auf Tour gehe. Damals war das okay, ich hatte Bock, eine richtige Show hinzuballern, das war ein richtig geiler Abend. Weihnachten ist gerade vorbei, in der Zeit dreht sich auch viel ums Essen. Mussten Sie ran? Ja klar. Ich bin da der Koch, ich habe das gelernt. Und am besten ist, dass derjenige kocht, der‘s gelernt hat (lacht). Ich bin auch ein echter Verfechter der traditionellen Küche, back to the roots: Ente und Knödel. An den Feiertagen will ich mal nicht kreativ sein. Sie haben zwei Kinder, können die kochen? Ja klar. Es ist sowieso am besten, Kinder wachsen kulinarisch breit gefächert auf. Wichtig ist, dass sie all die Sachen in der Küche kennenlernen können. Das gelingt, wenn man sie dazuholt, sie mitmachen lässt: schneiden, schmecken, rühren. Im Zweifel, sie auch etwas anbraten und mit dem Messer etwas schneiden lässt – nur Mut! Das macht etwas mit Kindern. Klar kommt es vor, dass es Herdendenken gibt: Sagt ein Kind in der Kita, das Petersilie doof ist und nichts schmeckt, kann das ansteckend sein. Lässt man sie aber die Petersilie waschen und hacken, sieht das wieder anders aus. Lesen Sie auch: Henssler zurück bei Vox: „Das ist jetzt eine Jury wie bei DSDS“ Haben Sie Gelegenheit während der Tour in den Städten essen zu gehen? Das kommt darauf an. Grundsätzlich haben wir einen Tourkoch dabei. Aber an freien Tagen ist das schon drin. Weil man mal Lust auf etwas anderes hat oder irgendwo in seinen Lieblingsladen will. Schwebt Ihnen da für Hannover etwas vor? Da war ich mit meinen Freunden vor dem Rammstein-Konzert im Sommer sehr, sehr gut essen, leider weiß ich nicht mehr wo. Zugegeben: Wir haben es an dem Abend ordentlich krachen lassen. Wie es dann so ist, wenn ein paar alte Herren mal Ausgang haben (lacht). Steffen Henssler kommt am 23. Mai 2020 um 20 Uhr in die Swiss Life Hall. Tickets kosten 39,90 bis 51,40 Euro und sind erhältlich in den NP-Ticketshops (etwa Lange Laube 10) oder online. Von Mirjana Cvjetkovic

NP-Interview - „Manche mögen’s heiß“ in Hannover: So holt sich Steffen Henssler Brandblasen in der Küche