Lesestoff in Corona-Zeiten: Neue Bücher für Kinder und Jugendliche

Jonas will sich vor einer App retten, die ihm die Zukunft voraussagt. Mariella wird gemobbt, weil sie kaum spricht. Und ein Einhörnchen will wissen, warum die Blätter von seinem Baum verschwinden. Es sind ganz unterschiedliche Probleme, mit denen die kleinen und größeren Helden und Heldinnen in diesen aktuellen Büchern zu kämpfen haben. Dieser Struwwelpeter ist ein Mädchenschwarm: Der Autor: Enzensberger ist als Lyriker, Essayist, Biograf, Herausgeber und Übersetzer einer der einflussreichsten und weltweit bekanntesten deutschen Schriftsteller. Das Buch: Struwwelpeter ist wieder da, und das Schmunzeln stellt sich schon auf den ersten Seiten ein. Bei dem kleinen Bühnenstück, durch das Struwwelpeter-Erfinder Heinrich Hoffmann selbst führt, ist alles ein wenig anders und ziemlich fantasievoll: So ist der Struwwelpeter, dieser ungezähmte Lehrerschreck, in Wahrheit ein tanzbegeisterter Mädchenschwarm. Der Suppenkasper bekommt aus Liebeskummer Magersucht und Paulinchen zündelt trickreich. Die wahre Freude aber ist die ausgesucht schöne Sprache in Reimform mit vielen wunderbar altmodischen Begriffen, die Enzensberger einpflicht. Für wen geeignet: Ein Buch für die ganze Familie. Kine flieht in ihre Welt: Die Autorin: Siri Peteressen ist Designerin und Autorin. Bekannt wurde sie durch ihre Trilogie „Die Rabenringe“. Ihre Jugendbücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Das Buch: Kine fühlt sich in ihrer Welt nicht wohl. Ihre Mitschüler ärgern sie, von ihren Eltern fühlt sie sich unverstanden und sie möchte nur noch allein sein. Da findet sie eine magische Kugel, in die sie sogar hineinpasst: Mit Bubble hat sie die Blase, die sie vor der nervigen Welt beschützt. Und niemand kann ihr folgen, in die Kugel gelangt nur sie. Doch das ist nicht alles: Die Kugel gehorcht ihr, mit ihr kann Kine dorthin fliegen, wohin immer sie will. Aber ist das die Freiheit, die sie sich gewünscht hat? Für wen geeignet: „Bubble“ ist ein schonungsloses und ungewöhnliches Buch, das zeigt, dass alles Handeln Folgen hat. Für Kinder ab elf Jahre. Belle rettet die Schule: Der Autor: Thilo Petry-Lassak hat einst für Radio ffn gearbeitet. Mit Christoph Salzig und Norbert Diedrich gründete er das Kabarett-Trio „Die Motzbrocken“. Der Autor lebt in Mainz, ist verheiratet und hat vier Kinder. Das Buch: Schon am ersten Schultag an ihrer neuen Schule fallen Belle, Oni, Oliver und Connor negativ auf und müssen Strafarbeit leisten. Da hören sie, dass der Feuertiger, eine todbringende Waffe, gestohlen wurde. Sofort machen sich die Nachwuchsabenteurer auf den Weg, um den Tiger zurückzuholen. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, und sei es, ein Überschall-Zeppelin samt Lehrer zu kidnappen. Für wen geeignet: Action pur! Unerschrockene junge Protagonisten, viele fantasiereiche Einfälle und tolle Illustrationen begeistern junge Leser ab acht Jahren. Zofia sucht ihren Bruder: Die Autorin: Monica Hesse stammt aus Illinois, ist Schriftstellerin und Journalistin bei der „Washington Post“. Ihr Roman „Das Mädchen im blauen Mantel“ war für den Jugendliteraturpreis nominiert. Das Buch: Das Jahr 1945. Zofia hat das Konzentrationslager überlebt. Drei Jahre zuvor waren ihr Bruder Abek und sie die Einzigen aus ihrer Familie, die in Auschwitz-Birkenau nicht ermordet wurden. Doch dann wurden auch sie und Abek getrennt. Wo ist er jetzt? Verzweifelt macht sich Zofia, selbst schwer traumatisiert, auf die Suche nach ihrem Bruder, getrieben von der Hoffnung, dass Abek noch lebt. Für wen geeignet: Die Geschichte macht deutlich, wie schwer es den Menschen nach der Befreiung gelang, zum Leben zurückzufinden. Ein sehr bewegendes Buch, das Redebedarf hervorruft. Ab 14 Jahren. Zoe rettet ihre Oma: Der Autor: Der Kanadier Allan Stratton war Schauspieler und Autor von Theaterstücken, heute ist er ein erfolgreicher Autor. Das Buch: Der einzige Mensch, der Zoe zuhört und versteht, ist ihre Oma. Zoes Eltern sind viel zu sehr mit ihren eigenen Jobs und Finanznöten beschäftigt, als dass sie bemerken, wie es Zoe geht. Als ihre Granny immer mehr Anzeichen von Demenz zeigt, wollen sie die alte Frau ins Altersheim bringen. Schließlich flieht Zoe mit ihrer Oma – sie will Onkel Teddy suchen, den Lieblingssohn von Granny, der einst spurlos verschwand. Für wen geeignet: Stratton erzählt von einer jungen Protagonistin, die nie aufgibt, egal wie groß die Hürden sind. Starke Geschichte mit tollen Charakteren, die jungen Lesern ab zwölf Jahren gefallen wird. Mariella ist die Welt zu laut: Der Autor: Dirk Pope war in der Werbebranche tätig und wurde später Deutsch- und Sportlehrer sowie Autor. Das Buch: Mariella spricht nicht. Sie ist nicht stumm, aber sie findet, dass es zu viele überflüssige Wörter gibt. Sie verweigert sich der Gesellschaft, lebt für sich. Feinsinnig und sensibel denkt sie über den Sound der Stille und das Laute in der Welt nach. Nur mit Stan, dem stummen Jungen, tauscht sie sich aus. Doch dann kommt sie an ihre Grenzen: Ihre Eltern, Lehrer und die ganze Gesellschaft akzeptieren ihr Schweigen nicht. Und das Mobbing ihrer Mitschüler wird immer boshafter. Für wen geeignet: Intensives und wortgewaltiges Buch für Kids ab 13 Jahren. Die Story bewegt und rüttelt auf, da sie zeigt, wie wenig Menschen in dieser lauten Welt zugehört wird, die anders denken. Adam will ein normales Leben: Die Autorin: Julia Walton lebt mit ihrer Familie in Kalifornien. „Wörter an den Wänden“ ist ihr Debüt. Das Buch: Adam ist schizophren, hört Stimmen und sieht Menschen, die nicht existieren. Seine Hoffnung setzt er auf ein neues Medikament, an dessen Testung er teilnimmt. Außerdem geht er auf eine neue Schule, an der die Mitschüler nichts von seiner Krankheit wissen. Er hat sogar eine Freundin und einen Freund. Doch dann lässt die Wirkung des Medikaments nach und damit schwindet Adams große Hoffnung auf Normalität in seinem Leben gen Null. Für wen geeignet: „Es ist oft ziemlich einsam, ich zu sein“, sagt Adam über sich. Ehrlich und offen spricht er in seinem Tagebuch über seine Krankheit, seine Ängste, aber auch über seinen Traum, als Mitglied der Gesellschaft leben zu dürfen. Ab 14 Jahre. Jonas will unabhängig sein: Der Autor: Der Stuttgarter Tobias Elsässer ist Autor, Musiker, Songwriter. Seine Kinder- und Jugendromane wurden vielfach ausgezeichnet. Das Buch: Zufällig entdeckt Jonas eine App, die es vermag, aus allen bisherigen Zahlen seine Zukunft zu berechnen. Doch mit dem Ergebnis ist Jonas nicht zufrieden: Laut App soll er so leben wie sein verhasster Vater. Da beschließt Jonas, aufzubegehren und sich so unberechenbar wie möglich zu verhalten. Er schläft mit seiner Ex-Lehrerin und mit Sun, einer Zufallsbekanntschaft, reist er los. Aber reicht das, um der Prognose der App zu entgehen? Denn auch die wird ständig mit neuen Infos gefüttert, allein dadurch, dass er sein Handy nutzt. Für wen geeignet: Interessantes Gedankenspiel um die Macht von Daten und um die digitale Abhängigkeit. Roadmovie für Jugendliche, empfohlen ab 15 Jahren. Clay kämpft für seine Freiheit: Die Autorin: Tui Sutherland gehört zum Autorenteam, das die „Warrior Cats“ und „Seekers“ geschrieben hat. Das Buch: Es gibt eine Prophezeiung im Drachenreich, dass fünf kleine Drachen, jeder von einer anderen Art, Frieden unter die Drachen bringen werden. Doch die machtgierige Drachenkönigin Scarlet entdeckt die Drachenkinder und verschleppt sie in ihren Palast. Denn sie hat ihren eigenen, perfiden Plan. Doch Clay, das Erdflüglerkind und die Hauptfigur im ersten Band, will nicht tatenlos zuschauen, wie die Drachenkönigin mit ihnen spielt und sie manipuliert. Für wen geeignet: „Wings of Fire“ ist eine 13-teilige-Fantasy-Abenteuerreihe, die in den USA sehr erfolgreich ist und die der Adrian-Verlag neu aufgelegt hat. Spannung pur, für alle Drachenfans ab zehn Jahren. Milla kann nicht lesen: Die Autorin: Die Kölnerin Katharina Schöde ist Drehbuchautorin, Filmregisseurin und -produzentin, unter anderem von der Romanverfilmung „Rubinrot“. Das Buch: Mila ist ein tolles Mädchen, nur mit dem Schreiben und Lesen klappt es nicht. Vor Milas Augen werden Buchstaben zu beweglichen Ameisen. Wenn sie die entziffern will – keine Chance! Aber wenn sie in den Sommerferien nicht Lesen lernt, kommt sie in die Idiotenklasse von Frau Teufel! Deshalb (und damit Papa Zeit hat, sich in eine neue Frau zu verlieben) willigt sie ein, die Ferien in einer Internatsschule zu verbringen. Doch dann läuft Milla weg und trifft im Wald einen echten Indianer – oder so etwas Ähnliches. Für wen geeignet: Das Thema Lese- und Rechtschreibstörung wird ohne Dramatik und mit einer liebenswerten Protagonistin erzählt. Ab acht Jahre. Theo reist ab: Die Autorin: Katarina Macurová ist tschechische Autorin und Illustratorin. Das Buch: Theo, der Floh, will Entdecker sein – wie auch sein Großvater. Der hat ihm nämlich von einem fantastischen Ort namens Löwe erzählt. Also geht Theo auf Wanderschaft. Für wen geeignet: Lustiges Bilderbuch ab vier Jahre, dass von der großen und spannenden Welt des Flohs erzählt, die eigentlich winzig klein ist. Das Hörnchen sucht den Dieb: Die Autorin: Alice Hemming hat über bereits 50 Kinder- und Bilderbücher geschrieben. Das Buch: Das Eichhörnchen ist entsetzt: Ein Blatt an seinem Baum fehlt. Am nächsten Tag sind es sogar noch mehr – da ist ein Dieb unterwegs! Doch schließlich kann der kleine Vogel dem Eichhörnchen helfen und es beruhigen. Doch dann hat der Dieb das Gras gestohlen ... Für wen geeignet: Herrliches und witziges Bilderbuch über den Jahreszeitenwechsel ab drei Jahren. Lesen Sie auch Corona-Lesestoff: Zwölf neue Buch-Tipps für Kinder und Jugendliche Kinderbuchverlage profitieren von Corona – Sehnsucht nach Geschichten steigt Lesetipps: die besten neuen Kinder- und Jugendbücher Von Maike Jacobs