"Killer Cruise", "Bonfire": Stefan Gohlisch stellt neue Spiele vor

Killer und Kakerlaken, freundliche Gnome und magische Wölfe: Die besten Weltfluchten bieten derzeit wohl Gesellschaftsspiele. NP-Redakteur Stefan Gohlisch stellt vier interessante Neuerscheinungen für jeden Geschmack und jedes Alter vor. Für Krimi-Fans: „Killer Cruise“: Was ist das? Wenn in Deutschland irgendwo der Name Sebastian Fitzek draufsteht, sind gute Verkäufe garantiert. Auch die spielerische Zusammenarbeit des Bestsellerautoren mit dem Moses-Verlag verlief gedeihlich: Dem ersten Erfolgsspiel „Safehouse“ folgte ein dazugehöriges Würfelspiel und eine Fitzek-Variante des makabren Partyspiels „Black Stories“. Nun ist mit „Killer Cruise“ der nächste Titel im Handel – Spieleautor Marco Teubner hat sich dafür von Fitzeks Thriller „Passagier 23“ inspirieren lassen. Wie spielt es sich? Schon „Safehouse“ machte ordentlich etwas her: Die Spielpläne, über die eine abenteuerliche Flucht erfolgte, waren wie ein Buch gestaltet mit einem Pop-up-Haus auf der letzten Seite. Der Schachtelboden von „Killer Cruise“ entfaltet sich zu einem ausladenden 3-D-Schiff. Auf das Unterdeck werden noch mehrteilig Mittel- und Oberdeck aus Pappteilen gelegt. Jörn Stallmann hat das ein bisschen altväterlich, aber sehr liebevoll illustriert – ironische Traumschiff-Idylle. Die freilich empfindlich gestört wird durch das Auftauchen eines Killers. Der hat es auf die Passagiere abgesehen. Nun liegt es an den Spielern und ihren Figuren, diese zu schützen und zugleich den Killer dingfest zu machen. „Killer Cruise“ ist ein kooperatives Spiel: Die anfangs drei Figuren werden von allen Teilnehmenden gleichzeitig gesteuert, der Killer vom Spiel selbst: Er geht stur im Kreis, räumt die Passagiere aus dem Weg, verletzt die Heldenfiguren, wenn er ihnen begegnet. Die Mittel der Spieler sind begrenzt und müssen bedacht eingesetzt werden: Sie haben Karten, mit denen sie die Figuren bewegen. Begegnen sie Passagieren, können sie diese unter Erfüllung gewisser Aufgaben retten, also ablegen: Sie müssen zum Beispiel an einen bestimmten Ort gebracht werden. Außerdem dienen die Karten als Schlüssel, in denen man in tiefer gelegene Decks vordringen kann. das ist auch notwendig: Denn im Mitteldeck wartet eine vierte Spielfigur, die beim weiteren Vorgehen hilfreich ist. Im Unterdeck hingegen befindet sich das Versteck des Killers. Ist es gefunden, endet das Spiel siegreich. Doch vorher wartet Deduktionsarbeit: In jedem Zimmer des Unterdecks liegen Hinweiskarten. Auf denen steht beispielsweise, dass der Schurke sich im selben Teil des Schiffs befindet oder in einem der nächsten sechs Räume im Uhrzeigersinn. Diese Hinweise müssen gesammelt und entschlüsselt werden, denn bei nur einem falschen Tipp ist das Spiel verloren. Eine spannende Rätselaufgabe. Was taugt es? Teubner ist nach „Safehouse“ einmal mehr ein gelungenes Spiel für die Zielgruppe gelungen: „Killer Cruise“ richtet sich eher an Fitzek- denn an Spiele-Fans. Es ist fordernd, aber nicht überfordernd, transportiert so amüsant wie aufregend Thriller-Stimmung und nimmt sich dabei nicht zu ernst. Spannender als ein Sonntagabend-Fernsehkrimi ist es allemal. Spiele-Profis hingegen dürften angesichts der Aufgabenstellung schnell einen Vergleich zu „Pandemic“ ziehen, einem Klassiker im Genre der kooperativen Spiele. Aber für sie ist „Killer Cruise“ vermutlich auch gar nicht erst gedacht. Marco Teubner: „Sebastian Fitzek – Killer Cruise“. Moses Verlag, für zwei bis vier Spielende ab zwölf Jahren, etwa 40 Euro. Für Familien: „Wald der Wölfe“: Was ist das? Sieben magische Wölfe müssen gefunden werden, damit noch einmal Wolfshäuptling Lupos erscheint. Gemeinsam gehen Familien dieses Abenteuer in „Wald der Wölfe“ an. Wie spielt es sich? Jede Runde erscheinen drei magische Wölfe im Wald. Ihre Plättchen zeigen an, welche Tiere aus ihrem Rudel vor Ort sein müssen, um sie zu bannen. Die Wege sind verschlungen, und zufällig gezogene Laufplättchen zeigen an, bis zu welchem Symbol die Figuren bewegt werden können. Wenn zu viele Eulen gezogen werden, endet die Runde vorschnell. Andere Plättchen helfen, indem sie dem Schicksal und den Regeln ein Schnippchen schlagen und zum Beispiel Abkürzungen ermöglichen. Was taugt es? Absprache ist alles im „Wald der Wölfe“ – und ein bisschen Glück. Dieses Spiel hält die Spannungskurve. Kinder um die sieben Jahre, die oft Gefahr laufen, dem Spielealter zu entwachsen, finden auch die Grafik der familiären Teambuilding-Maßnahme cool – die Ältere vielleicht an Neonposter der 80er Jahre erinnert. Wolfgang Dirscherl, Julien Gupta: „Wald der Wölfe“. Queen Games, für einen bis fünf Spielende ab sieben Jahren, etwa 35 Euro. Für Kenner: „Bonfire“: Was ist das? Die Bonfire, die die finstere Welt Asperia erleuchteten, sind erloschen. Die Hüterinnen des Lichts haben die Städte verlassen und sich auf ihre Inseln zurückgezogen. Nun ist es an den Gnomen, sie zurückzulocken, auf dass es Licht werde – oder so ... Eigentlich fast egal, denn bei „Bonfire“ handelt es sich um das jüngste Werk des Vielspieler-Lieblings Stefan Feld, und der schert sich wenig um Geschichten, die seine fein austarierten Mechanismen illustrieren. In einem Gespräch im Rahmen der (in diesem Jahr digital abgehaltenen) Essener Spielemesse räumte er ein, Grafiker Dennis Lohausen habe den Hintergrund ersonnen. Wie spielt es sich? Die Geschichte hilft ungemein, um das abstrakte Geschehen zu bündeln. Auf dem zentralen Spielplan sieht man zum Beispiel Schiffe, die Inseln abfahren, um Aufgaben zu erhalten. Die legen sie in ihre persönlichen Städte-Tableaus und drehen sie bei Erfüllung der Aufgaben um, auf dass sie ihre Bonfire-Seite zeigen. Sie bauen an Wegen rundherum, auf denen die angelockten Hüterinnen später als Prozession lustwandeln, werben ferner Experten und Älteste der Gnome an (für Sonderaktionen und erste Siegpunkte), sammeln Ressourcen und vieles mehr. So weit bekannte Stefan-Feld-Kost: sehr dicht, sehr verzahnt, anspruchsvoll und durchaus schlüssig. Aber der Autor ist eben auch dafür bekannt, seine Spiele um einen komplett neuen Mechanismus herum aufzubauen. Das ist in diesem Fall die Methode, wie die Spielenden überhaupt an ihre Aktionen in Form kleiner quadratischer Plättchen kommen: Im Zentrum jeder Stadt befindet sich ein Bereich, in denen man nach und nach die sogenannten „Schicksalsplättchen“ legt. Sie stehen für je drei Aktionsplättchen – und wenn man sie geschickt platziert, auch für weitere. Hier hat Feld tatsächlich in einem taktischen Brocken ein kleines Legespiel versteckt. Und wozu das alles? Um Novizen in den Rat zu schicken (ein weiterer Bereich des zentralen Spielplans). Befinden sich dort – je nach Zahl der Teilnehmer – sieben, zehn oder 13 von ihnen, wird die Endphase eingeläutet, und es geht ans Zählen der Siegpunkte. Was taugt es? Der Verlag stuft „Bonfire“ als Expertenspiel ein, und das ist so wahr, wie es falsch ist. Um wirklich erfolgreich zu spielen, um mehrere Winkelzüge vorauszudenken und trotzdem spontan auf die Aktionen der Mitspieler zu reagieren, bedarf es einer spezifischen Art zu denken, die selbst Vielspieler nicht immer aufbringen. Auf der anderen Seite ist der tatsächliche Ablauf sehr schlüssig und flott: Wer am Zug ist, legt entweder Schicksalsplättchen und fährt Aktionen ein, führt eine Aktion durch oder erfüllt eine Aufgabe. Um hier mitzumischen, muss man nur die Hürde der nicht immer eindeutigen Symbolsprache des Spiels nehmen. Befriedigend ist das Geschehen allemal: Immer gibt es etwas zu tun. Immer springt etwas Positives heraus, und wenn man es nicht mit absoluten Grüblern zu tun hat, wird man mit eineinhalb Stunden puren Spiel- und Denkvergnügens belohnt. Ein echter Feld eben. Stefan Feld: „Bonfire“. H@ll Games/Pegasus, für einen bis vier Spielende ab zwölf Jahren, etwa 50 Euro. Für die Kleinsten: „Mein erstes Kakerlakak“: Was ist das? 1,2 Millionen Exemplare seiner „Kakerlakak“-Kinderspiele hat Ravensburger bislang verkauft. Nun gibt es eine Version für die kleinsten Spieler. Wie spielt es sich? Kern von „Mein erstes Kakerlakak“ ist einmal mehr ein Käfer-Roboter der „Hexbug Nano“-Reihe. Hier soll er eine Kakerlakenmama darstellen, die durch ein Rundlauf saust und ihre Kinder mit kugelrundem Futter versorgt. Die Spieler müssen sie mit Nachschub versorgen. Was taugt es? Gucken, staunen, reagieren: „Mein erstes Kakerlakak“ passt für die Zielgruppe, Kinder ab drei Jahren. So zieht man Spieler heran. Inka und Markus Brand: „Mein erstes Kakerlakak“. Ravensburger, für zwei bis vier Spielende ab drei Jahren, etwa 35 Euro. Lesen Sie auch Spieletipps: Small World of Warcraft Bei diesen Spielen geht es um Raum und Zeit 25 Jahre „Catan": Interview mit Spieleautor Klaus Teuber Von Stefan Gohlisch